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Historical Saison Band 06

Historical Saison Band 06

Titel: Historical Saison Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND ELIZABETH ROLLS NICOLA CORNICK
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abwenden. Schließlich zwang sie sich, den Kopf zu senken und die Augen zu schließen, um sich vor dem Anblick zu schützen. Aber das Bild war noch da und hatte sich in ihre Netzhaut eingebrannt. Der erste nackte Mann, den sie in ihrem Leben gesehen hatte. Von glatter Haut gezügelte Muskelkraft, auf der die letzten Tropfen des Bades schimmerten.
    Inzwischen war er des Wartens überdrüssig geworden. Fluchend stieg er aus dem Zuber und griff nach dem großen Handtuch, das nah beim Feuer hing.
    Allerdings machte er keine Anstalten, damit seinen nackten Körper zu bedecken. Stattdessen drehte er sich wieder zu ihr um, wobei er das Handtuch lässig in einer Hand hielt. Er musterte sie forsch, erst ihr stark gerötetes Gesicht und dann ihren Körper. Sogar in diesem Halbdunkel war es, als ob er sie mit seinen Blicken auszöge. Ganz so als wäre sie ebenso nackt wie er!
    Schließlich suchte er mit seinen Blicken ihre Augen. Seine Miene wirkte hart und misstrauisch. „Wer sind Sie?“, fragte er in harschem Tonfall. „Was tun Sie hier?“
    Amy schluckte schwer und wagte es nicht, ihn direkt anzusehen. Es war, als ob ihr Verstand aussetzen würde. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Und in jedem Fall brachte sie kein Wort heraus.
    Er fluchte erneut. Diesmal klang es ärgerlicher. Dann, mit einer einzigen fließenden Bewegung legte er ihr die Hände um die Schultern und zog sie an sich. Sie spürte die flauschige Wärme des Handtuchs auf ihrer Nackenhaut und seine kraftvollen Finger, die sich durch den groben Kleiderstoff in ihr Fleisch gruben.
    „Vielleicht bringt Sie das wieder zum Sprechen“, murmelte er sanft.
    Und dann senkte er den Kopf, um sie zu küssen.
    Amy war zu erschrocken, um ihn von sich zu stoßen. Sie fühlte sich wie in einem Traum. Ein nebelhafter Traum, in dem es dezent nach Seife und sauberer Haut duftete. Mit einem Mal wurde aus dem Traum Wirklichkeit, und zwar in aller Lebendigkeit. Seine warmen Lippen waren direkt über ihren. Amy fuhr sich mit der Zunge über die trockene Unterlippe.
    „Nein“, sagte er leise ganz nah an ihrem Mund. „Verführerisch … aber besser nicht.“ Er schob sie unsanft von sich und rieb sich weiter mit dem Handtuch ab.
    Amy starrte zu Boden. Was um Himmels willen war in sie gefahren? Warum hatte sie ihn nicht aufgehalten?
    Der Mann wandte ihr nun den Rücken zu. Vor dem Kaminfeuer trocknete er seine Beine ab. Sie musste irgendein Geräusch von sich gegeben haben, denn er drehte den Kopf zu ihr um. Seine Miene verriet eine Mischung aus Langeweile und Widerwillen. „Für so ein abgebrühtes Dienstmädchen sind Sie erstaunlich mundfaul. Haben Sie es sich zur Angewohnheit gemacht, sich Ihrer Herrschaft anzubieten? Wir lassen uns nicht alle so leicht um den kleinen Finger wickeln, müssen Sie wissen.“ Er richtete sich auf und schlang das Handtuch um die Hüften.
    Endlich!
    „Ich habe nicht …“ Amy versagte die Stimme. Sie holte tief Luft und schluckte schwer. „Sie irren sich, Sir. Ihre Worte sind beleidigend.“ Sie wagte es, kurz aufzusehen und ihm direkt ins Gesicht zu blicken.
    Er zog verwundert die Augenbrauen hoch. „Sind sie das?“
    Wie dumm! Kein Dienstmädchen würde je so etwas zu einem Gentleman sagen. Auch dann nicht, wenn es der Wahrheit entsprach. „Ich bitte um Verzeihung, Sir, aber … Sie haben mir Unrecht getan. Das, was Sie mir unterstellen, ist mir nicht in den Sinn gekommen. Meine Herrin ist in diesem Haus zu Gast, und ich … ich habe mich lediglich im Zimmer geirrt. Ich muss gehen. Meine Herrin wird sich bereits wundern, wo ich bleibe.“ Sie drehte sich zur Tür.
    „Einen Moment.“
    Mit Mühe unterdrückte Amy den Drang davonzulaufen. Sie vermied es allerdings, sich wieder zu ihm umzudrehen, denn sie hatte Angst vor seinen bohrenden Blicken.
    „Wir wissen beide genau, dass Ihre Herrin Ihre Dienste im Augenblick nicht benötigt. Sie wird längst hinunter in den Speisesalon gegangen sein, um mit den anderen das Dinner einzunehmen. Wer ist denn Ihre Herrin?“
    „Die Countess of Mardon. Ich bin ihre Zofe.“ Amy versuchte, so selbstbewusst wie möglich zu klingen.
    „Soso, ihre Zofe. Nun gut, wie heißen Sie denn?“
    „Dent, Sir.“ Amy wandte sich zu ihm um. Sie musste sich auf die Rolle konzentrieren, die sie spielte. Eine erstklassige Dienerin dürfte sich nicht wegducken, selbst dann nicht, wenn sie mit einem so bedrohlich wirkenden Mann konfrontiert war. Sie straffte die Schultern, blickte aber weiterhin sittsam zu

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