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Historical Saison Band 06

Historical Saison Band 06

Titel: Historical Saison Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND ELIZABETH ROLLS NICOLA CORNICK
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Boden.
    Den Kopf zur Seite gelegt, musterte er sie. Er fuhr sich nachdenklich mit einer Hand über das Kinn. Trotz der dämmrigen Beleuchtung bemerkte Amy, dass er sich mindestens eine Woche lang nicht mehr rasiert hatte, wenn nicht sogar länger. Sein nasses Haar reichte ihm fast bis zu den Schultern. Wer um Himmels willen war das? Was tat er in Major Lyndhursts Zimmer und noch dazu badend?
    „Mir ist gar nicht aufgefallen, dass ein weiterer Gast angereist ist“, bemerkte Amy freundlich, aber mit fester Stimme. Sie war froh, nun wieder einigermaßen ruhig zu klingen. „Haben Sie vor, länger zu bleiben, Sir?“
    Überrascht lachte er auf. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich Sie für eine hochwohlgeborene Lady halten, Dent. Die meisten Debütantinnen würden eine solche Konversation nicht besser hinkriegen. Meinen Glückwunsch!“
    Amy wurde erneut rot vor Scham. Oder ärgerte sie sich in Wahrheit über ihr loses Mundwerk? Sie musste unbedingt verhindern, dass man ihre Maskerade entdeckte. Es durfte auf gar keinen Fall dazu kommen, denn sie hatte zu viel riskiert.
    Sie knickste unterwürfig. „Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen, Sir, ich habe noch Botengänge für meine Herrin zu erledigen. Verzeihen Sie bitte, dass ich Sie gestört habe. Ich kann es mir nicht leisten, bei meiner Herrin in Misskredit zu geraten.“ Sie bemühte sich, eine furchtsame Miene aufzusetzen, wie es zu einer Bediensteten passte, die Angst um ihre Stelle hatte. Immerhin war es möglich, dass sogar dieser Mann eine Spur von Ritterlichkeit besaß – irgendwo hinter der erbarmungslosen Fassade verborgen.
    Prüfend blickte er sie an. Es gab kein Anzeichen für Ritterlichkeit, überhaupt keines. „Ich werde über dieses Zusammentreffen nicht mit Ihrer Herrin reden“, versprach er schließlich. „Aber dafür verlange ich eine Gegenleistung.“
    Amy erstarrte vor Schreck. Also unterschied er sich nicht von den anderen Lüstlingen in diesem Haus.
    „Ich verlange, dass Sie meine Anwesenheit mit keinem Wort erwähnen. Und zwar niemandem gegenüber. Nicht einmal gegenüber Major Lyndhurst. Haben Sie das verstanden?“
    „Ich … ja.“
    „Dann sind wir uns also einig, Dent?“
    Amy holte tief Luft und hob das Kinn. Sie spürte, dass er sie anstarrte. Sie nickte entschieden. „Ja, Sir, wir sind uns einig.“
    Kaum hatte sie das gesagt, lächelte er sie an. Mit einem Mal war all die Härte aus seinem Gesicht verschwunden. Er wirkte jünger und trotz des unrasierten Kinns ausgesprochen attraktiv. „Dann schlage ich vor, dass Sie jetzt zu Ihren Pflichten zurückkehren, Dent. Außer Sie bevorzugen es, mir beim Ankleiden zu helfen?“
    Amy keuchte und floh aus dem Zimmer.
    Erst als Amy im Zimmer der Countess in Sicherheit war, fiel ihr auf, dass ihre Haube verrutscht war. Überall trat ihr leuchtend blondes Haar hervor! Sie murmelte einen wenig damenhaften Fluch und begann, ihre Tarnung wiederherzustellen. Dabei tröstete sie sich mit dem Gedanken, dass niemand sie gesehen hatte.
    Außer ihm.
    Er durchschaute vielleicht, wer sie war, oder zumindest, was sie vorgab zu sein. Er konnte ihr Geheimnis verraten.
    Aber er würde es nicht tun. Immerhin konnte sie ihrerseits sein Geheimnis verraten. Denn aus irgendeinem Grund wollte der Gentleman, der so ungezwungen zu abendlicher Stunde im Schlafzimmer des Hausherrn ein Bad nahm, nicht, dass seine Gegenwart im Haus publik wurde. Aber weshalb?
    Amy zerbrach sich die ganze Nacht über vergeblich den Kopf. Es machte überhaupt keinen Sinn. In der Tat war es eine weitere unbeantwortete Frage in einem Haus, in dem es von Rätseln und Ungereimtheiten nur so wimmelte. Ein Haus, das ihren Bruder Ned regelrecht verschluckt zu haben schien, ohne dass auch nur eine Spur von ihm zurückgeblieben war.
    Vorsichtig balancierte Amy das Tablett mit dem Frühstück, während sie mit einer Schulter hinter sich die Schlafzimmertür schloss und sich erleichtert gegen die Wandverkleidung lehnte. „Das übersteigt einfach mein Fassungsvermögen“, sprach sie leise vor sich hin und schloss für einen Moment die Augen.
    „Dent?“
    Vorsicht! Offenkundig ist noch jemand da! „Ja, Mylady.“ Amy richtete sich wieder gerade auf und schritt mit dem Tablett durch das Zimmer, bis zu dem Baldachinbett. „Ich bringe Ihr Frühstück, Mylady, so früh wie Sie es gewünscht haben.“
    Lady Mardon, der die Schamesröte ins Gesicht trat, was ihr gut stand, lag gegen einen Haufen spitzenbesetzter Kissen gelehnt.
    Ihr

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