Historical Saison Band 06
Gatte, der am Kopfende des Bettes stand, sprach ruhig auf sie ein. Er trug lediglich ein dünnes seidenes Nachthemd und tat, als ob dieser intime Aufzug das Normalste von der Welt wäre. „Und Anthony hat für heute eine Jagd geplant. Ich werde also vermutlich erst am späten Nachmittag wieder zurück sein.“
„Oh“, erwiderte seine Frau enttäuscht.
Er lächelte sie warmherzig an. „Wenn du den Wunsch verspüren solltest, uns zu sehen, kannst du einfach in die Kuppel steigen. Von dort kann man meilenweit gucken.“
Die Countess klimperte mit ihren langen Wimpern. „Vielleicht. Wenn ich nichts Besseres zu tun habe …“
Er grinste und fuhr sich mit einer Hand durch das Haar, das an den Schläfen bereits ergraut war. „Ich würde es niemals wagen, mich in deine Pläne einzumischen, Liebling. Und jetzt lasse ich dich in Ruhe frühstücken.“ Er küsste seine Frau kurz auf eine Wange. „Genieße den Tag.“ Ohne der Zofe die geringste Beachtung zu schenken, umrundete er das Bett und verschwand durch die Verbindungstür in sein Ankleidezimmer.
Amy schluckte. Dies war ein anderer unvorhergesehener Aspekt ihrer jetzigen Stellung. Aus der Nonchalance des Earls ging deutlich hervor, dass er soeben das Bett seiner Gattin verlassen hatte. Die Beine und Füße unter seinem feinen dünnen Nachthemd waren nackt. An den Rest seines Körpers wollte Amy gar nicht denken. Nackte Männerkörper waren … gefährlich.
Lady Mardon beugte sich aus dem Bett, um sicherzugehen, dass ihr Gatte die Tür fest hinter sich geschlossen hatte. Dann lächelte sie ihre so genannte Zofe nervös an. „Mein Gott, Amy! Das war ganz schön knapp. Wenn ich geahnt hätte, wie viel Verlogenheit man dafür braucht …“
„Ich weiß, dann hättest du nie deine Zustimmung gegeben.“ Vorsichtig stellte sie das Tablett auf dem Schoß der Countess ab. Seufzend ließ sie sich auf der Bettkante nieder und stahl dreist eine Scheibe Toast. „Glaube mir, Sarah, wenn ich auch nur die geringste Vorstellung davon gehabt hätte, wie schwierig es werden würde, hätte ich dich niemals um Hilfe gebeten.“ Sie biss in die Toastscheibe und kaute nachdenklich darauf herum. „Allerdings täuschst du deinen Gatten nicht wirklich, denn er nimmt überhaupt keine Notiz von den Dienstboten, außer wenn sie ihn verärgern. Bestimmt könnte ich einfach morgen als ich selbst hereinschneien, und er würde mich überhaupt nicht erkennen.“
Die Countess lachte auf. „Ja, das stimmt vermutlich. Aber er ist nicht … nicht gefühllos, musst du wissen.“
Amy merkte, dass die Countess plötzlich wieder errötete. Vielleicht war das nicht weiter überraschend. Als Amy das Zimmer betreten hatte, hatte Sarah ausgesprochen zufrieden ausgesehen. Ohne Frage genossen Sarah und der Earl die Freuden ihres Ehebetts. Welche auch immer das waren.
Die Countess tat, als ob sie sich ganz auf das Frühstückstablett konzentrierte. „Er war halt sein ganzes Leben lang von eifrigen Bediensteten umgeben. Er nimmt das als selbstverständlich wahr und achtet nicht mehr darauf.“
Amy griff nach einer zweiten Toastscheibe. „Genauso wie die meisten Gentlemen in diesem Haus. Allerdings haben sie unterschiedliche Arten, das zu zeigen. Ich glaube, ignoriert zu werden, ist mir immer noch die liebste Variante. Das gilt ebenso für die oberen wie für die unteren Räumlichkeiten.“
„O je! Aber du hast dich nicht hergeben sollen, oder?“
„Nein, glücklicherweise nicht.“ Amy war sich bewusst, dass sie nun ebenfalls rot anlief. Natürlich fühlte sie sich schuldig. Wenn Sarah gewusst hätte, was in Major Lyndhursts Schlafzimmer geschehen war … Dieser Unbekannte war wahrscheinlich der einzige Gentleman in diesem Haus, der ihre Tarnung durchschaute. Sie musste schlucken, wenn sie an seine durchdringenden Blicke dachte. Er war gänzlich nackt gewesen, aber sie war es, die sich verlegen verhalten hatte. Er wirkte stolz, sogar arrogant. Sein Anblick hatte sie schockiert, und dennoch … Sie hatte nie für möglich gehalten, dass der Körper eines Mannes so schön war. Noch immer war ihr, als ob sich seine Berührung in ihre Haut eingebrannt hätte. Es war, als ob die Wärme seiner Finger …
„Amy?“
Amy schreckte aus ihren Gedanken und sagte: „Du kannst dir nicht vorstellen, was für eine Mühe es bereitet, in diesem Haus den gierigen Händen zu entkommen, Sarah. Erst war da dieser abscheuliche Grant. Ich bin weiß Gott froh, dass er weg ist, aber sein ehemaliger Herr ist aus
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