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Historical Saison Band 06

Historical Saison Band 06

Titel: Historical Saison Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND ELIZABETH ROLLS NICOLA CORNICK
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demselben Holz geschnitzt. Ich hatte eben eine Begegnung der besonderen Art mit William Lyndhurst-Flint, als ich dein Frühstückstablett vorbeitrug. Er stellte sich hinter mich und legte seine Hand auf …“ Sie erschauderte. „Wenn ich gekonnt hätte, wie ich wollte, hätte ich ihm deine heiße Schokolade über den Kopf geschüttet. Er ist widerwärtig.“
    „Vielleicht hat er erkannt, wie hübsch du hinter diesen grässlichen Brillengläsern aussiehst.“
    „Sarah! Willst du ihn etwa verteidigen? Er hat nicht die geringste Ahnung, wie ich in Wahrheit aussehe. Er hat mir nicht ein einziges Mal ins Gesicht geblickt.“ Amy ignorierte Sarahs verschämtes Gekicher, denn sie hatte sich gerade warm geredet. „Bei den anderen Dienstmädchen verhält er sich genauso. Immer berührt er sie oder stößt rein zufällig mit ihnen zusammen. Gestern habe ich gesehen, wie er gerade eine Hand unter das Mieder eines Hausmädchens schieben wollte. Wenn ich nicht hinzugekommen wäre …“
    „Amy! Bitte nimm dich bloß vor ihm in Acht!“
    „Mach dir keine Sorgen, Sarah. Ich habe mich genauso verhalten, wie es sich für eine sittsame Zofe geziemt. Ich gab einen entsetzten Schrei von mir und musterte die beiden mit gerümpfter Nase. Du wärest stolz auf mich gewesen. Und das Mädchen wird sich bestimmt Mühe geben, künftig einen großen Bogen um ihn zu machen.“ Sie hielt inne. „Wirst du es deinem Mann erzählen?“
    Sarah zögerte. „Nein, besser nicht“, erwiderte sie schließlich. „Ich glaube, das ist kein geeigneter Zeitpunkt. John und William haben ohnehin jede Menge Differenzen. Selbst wenn John das alles glauben würde, er will William sicherlich nicht gerade jetzt zur Rede stellen. Es gab in der letzten Zeit so viel Streit, musst du wissen. Und John weiß, wie traurig es mich macht, Streit unter Brüdern zu erleben, insbesondere, wo es meine Schuld ist.“
    Amy hob erstaunt die Augenbrauen.
    „John hat lange verkündet, dass er nie wieder heiraten würde und dass folglich William sein Erbe werden würde. Und William hatte sich offenkundig an diesen Gedanken gewöhnt. Als John und ich heirateten und dann unsere beiden Jungen geboren wurden, hat sich William benachteiligt gefühlt. John hat deshalb noch immer ein schlechtes Gewissen.“
    „Und das entschuldigt in seinen Augen, dass der Bruder jedem Dienstmädchen nachstellt?“
    „Oh, das gewiss nicht.“
    Amy schüttelte den Kopf. „Bei William scheint es wie eine zwanghafte Reaktion zu sein. Sobald er weibliche Formen erblickt, muss er sie anfassen.“
    „Bei Damen nicht, Amy.“
    „Nicht? Vielleicht lassen sich seine Bedürfnisse bei den Dienstmädchen stillen. Bei denen muss er sich nicht zurückhalten … Bei uns muss er sich nicht zusammenreißen.“ Sie verzog das Gesicht, als sie daran dachte, welche Stellung sie jetzt einnahm, wenn es auch nur vorübergehender Natur war.
    Die Countess nippte genussvoll an ihrer heißen Schokolade. „Es wäre besser gewesen, du hättest dich als Gouvernante oder Gesellschafterin ausgegeben. Dann hätte dich William mit Sicherheit wie eine Dame behandelt.“
    „Möglicherweise. Aber das hätte mir überhaupt nicht weitergeholfen. Wie hätte ich in dieser Rolle etwas über Neds Verschwinden herausfinden sollen? Als deine Zofe kann ich unten im Dienstbotentrakt erscheinen und mich dort umhören, ohne aufzufallen. Und stets habe ich eine geeignete Ausrede, wenn ich da angetroffen werde, wo ich mich nicht aufhalten sollte. Wenn ich ein Schlafzimmer durchsuchen will, gehe ich einfach kühn hinein und tue so, als ob es das Normalste von der Welt wäre. Bisher …“ Sie machte eine Pause, blickte zu Boden und kreuzte ihre Finger hinter dem Rücken. „Bisher waren alle Räume leer. Aber falls ich jemanden antreffe, kann ich stets behaupten, ich wäre auf einem Botengang für dich unterwegs und hätte mich im Zimmer geirrt. Eine Gouvernante befände sich da gewiss in anderen Erklärungsnöten! Oder gar eine Gesellschafterin! Niemand würde ihr ein solches Märchen abkaufen.“
    „Ja, das stimmt natürlich. Du hast mich auch zunächst mit deinem Schauspieltalent völlig überzeugt. Das war allerdings, bevor du die Zofenrolle in der Realität spielen musstest! Ich hätte nie gedacht, dass es so schwierig werden würde. Und so gefährlich. Wenn du auffliegst, ist dein Ruf ruiniert.“
    „Das ist mir bewusst. Und das Leben im Dienstbotentrakt ist … ist anders, als ich erwartet hatte. Dort gibt es sogar noch mehr Regeln,

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