Historical Saison Band 08
sie neulich besuchte, hätte ich ihr die Karte persönlich übereichen können. Morgen werde ich sie abschicken.“
„Du warst in Ashworth House, Connie?“, fragte er in beiläufigem Ton. „Das hast du gar nicht erwähnt.“
Aus unerfindlichen Gründen wich Connie seinem Blick aus. „Oh, habe ich es dir tatsächlich nicht gesagt?“ Mit fahrigen Bewegungen zupfte sie an den Falten ihres Rocks herum. „Dann muss ich es vergessen haben. Wie zerstreut ich doch manchmal bin! Aber das weißt du ja.“
Nein, das wusste er nicht, denn sie besaß ein sehr gutes Gedächtnis. Doch er wollte das Thema, das ihr offenbar unangenehm war, nicht weiter verfolgen. Und so fragte er, ob sie glaube, dass Beth sich verändert hatte.
„Allerdings. Zu ihrem Vorteil, was die äußere Erscheinung betrifft.“ Constance nickte. „Eine sehr attraktive junge Dame, vielleicht etwas zu schlank …“ Missbilligend zog sie die Brauen hoch. „Aber ich fürchte, sie ist ziemlich hart und kalt geworden, Philip. Und so unhöflich! Als ich sie um einen winzigen Gefallen bat, riss sie mir fast den Kopf ab!“
Nur mühsam bezwang er seinen Lachreiz. „Keine Bange, Connie. Wenn ich sie nächstes Mal sehe, werde ich sie ermahnen und auffordern, dich freundlicher zu behandeln.“
„Oh nein, um Gottes willen – bitte nicht, Philip!“, flehte seine Schwester. Offensichtlich nahm sie die scherzhafte Drohung ihres Bruders ernst. „Am Abend unserer Dinnerparty merkte ich, wie gut ihr beide euch immer noch versteht. Vor allem nach eurem gemeinsamen Spaziergang im Garten … Selbstverständlich möchte ich keinen Keil zwischen euch treiben. Außerdem war es ihr gutes Recht, mein Ansinnen abzulehnen, ihre Tante Henrietta und ihre Cousine zu sich einladen.“
Unbehaglich beugte Philip sich vor. „Und wieso wäre das dein Wunsch, Connie?“ Da seine Schwester beharrlich schwieg und die Wimpern senkte, glaubte er seinen Verdacht bestätigt zu sehen. „Versuchst du etwa, mich mit der jungen Miss Stainton zu verkuppeln? Bist du wirklich so albern?“
„Aber … Phoebe gefällt dir doch, Philip. Während der Saison warst du ganz vernarrt in sie. Sie ist ein süßes Mädchen, und sie sieht Eugenie sogar ähnlich …“
Da er seine Schwester nicht kränken wollte, zügelte Philip seinen Unmut. Aber er musste ihr ein für alle Mal klarmachen, dass sie sich nicht in sein Privatleben einmischen durfte. „Selbst wenn Phoebe Stainton das Ebenbild ihrer toten Schwester wäre, was sie keinesfalls ist, würde ich niemals um ihre Hand anhalten. Hoffentlich hast du der jungen Dame und ihrer Mutter nichts dergleichen angedeutet, Constance.“
In seiner Stimme schwang eine leise Drohung mit, die ihr nicht entging. „Ich dachte nur – und ich hoffte … Oh Gott, Bethany warnte mich schon, dass du es nicht schätzt, wenn man in deine Privatsphäre eindringt …“
„Das sagte sie? Tatsächlich?“, fragte Philip beeindruckt. „Was für ein scharfsinniges Mädchen!“
„Aber deshalb hat sie mir den Wunsch nicht abgeschlagen. Sie beteuerte, sie würde kein zweites Mal für günstige Gelegenheiten sorgen – was immer das heißen mag.“
„Interessant“, murmelte Philip. Mit schmalen Augen betrachtete er den Inhalt seines Glases. „Sehr interessant.“
4. KAPITEL
Nach der Rückkehr aus Markham wurde Beth von Gewissensbissen geplagt. Nicht einmal ein erholsamer Nachtschlaf und ein Ausritt am nächsten Morgen, im milden Septembersonnenschein, besserten ihre Stimmung. Auch der Entschluss, ihren Majordomus zu tadeln, weil er ihren hochwohlgeborenen Nachbarn beleidigt hatte, half ihr nicht über die schlechte Laune hinweg. Ganz im Gegenteil …
„Wie meinen Sie das, Rudge?“, fragte sie stirnrunzelnd, nachdem der Bedienstete ihr erklärt hatte, bei seinem dreisten Benehmen habe es sich um eine Prüfung gehandelt.
„Genau so, Miss Beth.“ Sie lenkten die Pferde auf die Zufahrt von Ashworth House. „Ich wollte rausfinden, was in ihm steckt.“
„Was in ihm steckt ?“ Gepeinigt blickte Beth himmelwärts. Doch der erhoffte göttliche Beistand blieb aus. Ihr blieb nichts, als sich damit abzufinden, dass sie mit dem ungewöhnlichen Verhalten ihres Dieners allein fertigwerden musste. „Hören Sie, Rudge, so respektlos dürfen Sie meine Freunde nicht behandeln.“ Sosehr er ihr auch ans Herz gewachsen war, sie würde sein rüdes Benehmen nicht dulden. „Schon gar nicht einen distinguierten Aristokraten wie Sir Philip Stavely.“
„Er ist auch nur
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