Historical Saison Band 08
unbemerkt durch einen Seiteneingang ins Haus und nach oben gebracht. In seinem Schlafzimmer habe Sebastian, immer noch wütend, seinen Rock und seine Stiefel ausgezogen und seinen Vater erbost verflucht.“
„Also nahm man an, er sei irgendwann nach unten gegangen, um in wildem Zorn den Mord zu verüben.“ Beth seufzte. „Gewiss, es wäre möglich. Aber ich glaube es nicht.“
Grimmig nickte Charles Bathurst. „Nur infolge der Aussage, die der Verwalter gemacht hatte, wurde Sebastian festgenommen. Der Mann erklärte, mein Freund sei nicht so betrunken gewesen, dass ihm die Kraft für einen Mord gefehlt habe. Und es gab keinen Grund, an seinen Worten zu zweifeln. Was hätte er auch gewinnen können? Der einzige andere Zeuge war der junge Reitknecht, der am nächsten Morgen verschwand und seither nicht mehr gesehen wurde.“
Beth hatte interessiert zugehört. „Sind das alle Informationen? Oder haben Sie später mehr herausgefunden, Sir?“
„Ja. Doch bevor ich davon erzähle, muss ich ein wenig ausholen.“ Charles unterbrach sich, griff nach einer Karaffe, und nachdem Beth den Kopf geschüttelt hatte, füllte er nur ein Glas. „Während jener Ereignisse wohnte ich in London und widmete mich meinem Jurastudium. Traurigerweise waren meine Eltern fünf Jahre vorher innerhalb weniger Monate gestorben. Da ich die Praxis in Northamptonshire nicht brauchte, verkaufte ich sie an einen Arzt, der eine Tochter hatte. Und diese junge Dame erwies sich als äußerst hilfreich.“
Nachdenklich starrte er in sein Glas.
„Vor etwa einem Jahr besuchte sie mich in London. Ich hatte mein Studium inzwischen beendet. Da ich gerade mit einem schwierigen juristischen Fall beschäftigt war, der mich viel Zeit kostete, wollte ich die Frau nicht empfangen. Aber sie bestand darauf. Was sie mir mitteilte, ermöglichte mir, eine Wiederaufnahme des Verfahrens gegen Sebastian Black zu beantragen, mit dem Ziel, dass man die Anklage gegen ihn fallen lässt. Natürlich dürfte das eine ganze Weile dauern. Aber da mir der Duke of Wellington als loyaler Verbündeter zur Seite steht, hoffe ich auf einen Freispruch meines Freundes. Der Duke hat bereits einen Brief an den Prinzregenten geschrieben und ihn um Hilfe bei einem Prozess gebeten, der einen tapferen Offizier rehabilitieren soll. Immerhin habe dieser Mann unzählige Male sein Leben für das Vaterland riskiert. In ein paar Wochen wird es so weit sein. Und in der Zwischenzeit muss ich meinen Freund daran hindern, sich erneut in Schwierigkeiten zu bringen. Glauben Sie mir, er wäre durchaus zu neuen Dummheiten fähig.“
Nur zu gern hätte Beth etwas mehr über die junge Frau erfahren, der Mr Bathurst jene wichtige Information verdankte. Doch sie widerstand der Versuchung, nach ihr zu fragen. Lange genug hatte er seine anderen Gäste vernachlässigt. Außerdem musste man inzwischen die Abwesenheit des Hausherrn und Miss Ashworths bemerkt haben.
Und so stand sie auf und versicherte ihn ihrer uneingeschränkten Unterstützung. Zu ihrer Verwunderung zog er ihre Hand an die Lippen, womit er zweifellos nur seinen Respekt bezeugen wollte. Aber als sie der Richtung seines Blicks folgte, erkannte sie, dass jemand das harmlose kleine Zwischenspiel beobachtet hatte.
Das Klicken der Tür war ihr entgangen. Umso deutlicher drang Sir Philips eisige Stimme an ihr Ohr. „Hoffentlich störe ich nicht?“
Während er langsam auf sie zuschlenderte, stand in seinen Augen die gleiche Kälte, wie sie in seinem Tonfall gelegen hatte.
„Meine Schwester bat mich, Sie zu suchen, Bathurst“, erklärte er, immer noch frostig. „Anscheinend haben Sie ihr versprochen, als ihr Partner bei einer Partie Whist zur Verfügung zu stehen. Nun wird Ihre Anwesenheit im Salon erwartet.“
„Natürlich.“ Charles Bathurst wandte sich zu Beth um. „Darf ich Sie zu Ihrer Freundin begleiten …“
„Bemühen Sie sich nicht“, fiel Sir Philip ihm ins Wort, „ich kümmere mich um Miss Ashworth.“
Da Mr Bathurst ihre Hand abrupt losgelassen hatte, vermutete sie, dass es ihm unangenehm war, allein mit einem seiner weiblichen Gäste überrascht zu werden. Doch jetzt zeigte er keine Verlegenheit. Stattdessen entnahm sie seiner Miene, dass das Verhalten seines aristokratischen Nachbarn ihn ärgerte. Deshalb beschloss sie sich einzumischen, bevor einer der beiden Gentlemen etwas sagen konnte, das er später vielleicht bereuen würde.
„Ja, kehren Sie zu Ihren Gästen zurück, Sir“, empfahl sie Charles Bathurst und
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