Historical Saison Band 08
Verlegenheit hinweg, indem sie gestand: „Ich hatte ganz vergessen, dass Lord Barfield Ihr Pate ist, Crispin.“ Zu Ann gewandt, erklärte sie: „Mr Napiers Vater besitzt große Ländereien in Surrey, die an Lord Barfields Grundstück grenzen, und die Familien kennen einander seit Jahren. Mit Phoebe waren Sie immer gut befreundet, nicht wahr, Crispin? Sicher ist sie froh, weil Sie mit ihr hierhergefahren sind.“
„Oh ja, ja.“ Unter dem engen Gehrock schien ihm die schmale Brust vor Stolz zu schwellen. „Niemandem vertraut sie mehr als mir. Das darf ich mit Fug und Recht behaupten.“
„Seit sieben oder acht Jahren habe ich sie nicht mehr gesehen.“ In Beth’ Gehirn erwachte ein gewisser Verdacht. „Sicher hat sie sich sehr verändert. Erst neulich erwähnte jemand, sie würde Eugenie gleichen.“
„Mama pflegt zu sagen, Eugenie sei die schönste Tochter der Staintons gewesen.“ Nun nahm sein Gesicht fast rebellische Züge an. „Aber ich finde, Phoebe ist auch verflixt hübsch.“
„Das muss sie wohl sein, wenn sie ihrer ältesten Schwester gleicht“, meinte Beth. Die entschiedene Loyalität des Besuchers bestärkte sie in ihrer Vermutung. „Und sie war immer viel umgänglicher und netter als die anderen Mädchen.“
„Gewiss, das stimmt“, bestätigte Crispin eifrig. „Niemals macht sie einem Vorwürfe, wenn man eine Verabredung vergisst oder zu spät kommt. Und sie beschwert sich nie, wenn es bei einem Morgenritt zu regnen anfängt. Oder wenn sie über die Felder wandert und ihre Röcke schmutzig macht. Wir beide lieben das Landleben.“
„Das überrascht mich, Sir. Wo Sie doch aussehen, als wären Sie einem Modejournal entstiegen …“
„Nun ja, ein Mann muss sich anständig kleiden. Und von Zeit zu Zeit bin ich ganz gern in der Stadt“, gestand er. „Dieses Jahr verbrachte ich die ganze Saison in London. Hauptsächlich Phoebe zuliebe. Sie sollte sich nicht allein fühlen. Oder eingeschüchtert. Deshalb wollte ich ihr beistehen.“
Beth zweifelte an den großstädtischen Erfahrungen des jungen Gentleman, denn er konnte kaum älter als zweiundzwanzig sein. Aber sie verzichtete darauf, ihn zu hänseln, und erwähnte nur, Lady Chalford habe ihr erzählt, Phoebes erste Saison sei ein voller Erfolg gewesen.
„Oh ja“, stimmte er zu, offenbar nicht sonderlich erfreut. „Zumindest, nachdem sie Stavelys Aufmerksamkeit erregen konnte. Aber wie ich bereits sagte – Phoebe mag mich. In Surrey gefällt es uns viel besser. Offen gestanden, die Einladung zu Stavelys Ball nahm ich nur an, um ihr Gesellschaft zu leisten.“
Beth verkniff sich den Einwand, dass er nicht allzu oft mit Phoebe zusammen sein könne, da er im Pfarrhaus wohne. Und nachdem sie abermals einen Blick mit Ann gewechselt hatte, schnitt sie ein anderes Thema an, heiterte ihn auf und nahm ihm das Versprechen ab, auf dem Ball mit ihr zu tanzen.
„Oh Gott“, seufzte sie, sobald sich die Tür hinter dem Besucher geschlossen hatte. „Wenn meine ehrgeizige Tante nicht aufpasst, könnte es Probleme geben.“
Was sie meinte, verstand Ann sofort. „Womöglich ist Mr Napier verliebt genug, um eine Dummheit zu machen und mit Phoebe durchzubrennen. Jedenfalls missfällt ihm Sir Philips Interesse an dem Mädchen, das ist offensichtlich.“
„Dass Philip an Phoebe interessiert ist, bezweifle ich stark.“ Beth stand auf, um das Kaminfeuer zu schüren. Nachdenklich starrte sie in die Flammen, die zwischen den Holzscheiten züngelten. „Da gibt es einige Fragen, die Antworten verlangen. Zum Beispiel wüsste ich gern, was Phoebe von der ganzen Sache hält. Als ich sie zuletzt sah, war sie noch ein Kind. Was bedeutet ihr der Sohn des Nachbarn? Vielleicht finde ich das heraus, wenn ich mit ihr rede.“
„Würde es dich stören, wenn Sir Philip um deine Cousine wirbt?“
Beth’ Achselzucken wirkte nicht allzu überzeugend. „Warum sollte es?“, entgegnete sie leise und setzte sich wieder. „Natürlich würde seine Ehe – egal, mit wem er verheiratet wäre – seine Beziehung zu mir beeinflussen. So oder so, eines Tages braucht er einen Stammhalter. Sonst wäre der Name Stavely dem Untergang geweiht. Sein Onkel Waldo ist fast sechzig und ein eingefleischter Junggeselle. Wenn Philip irgendwann heiratet, dann sicher nur, um einen Erben zu zeugen.“
Die Stirn gerunzelt, blickte Ann auf. „Meinst du, er würde tatsächlich nur aus diesem Grund heiraten?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr sie fort: „Ich persönlich glaube
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