Historical Saison Band 08
verschieben, die Stadt bald verlassen und bei mir wohnen. Er sieht ein, dass ihn hier niemand erkennen wird – abgesehen von Ihnen, Miss Ashworth, und Mrs Stride vielleicht, die ihn jedoch jahrelang nicht gesehen hat.“
Eine Zeit lang schwieg er, und Beth wartete geduldig, bis er weitersprach.
„Während ich in London mit ihm dinierte, erwähnte ich Ihren Namen, denn ich wusste, dass auch Sie sich in Spanien aufgehalten hatten. Außerdem berichtete ich ihm, dass Sie vor Kurzem auf Ihren Familiensitz zurückgekehrt sind. Da erklärte Sebastian, er würde sich freuen, die Bekanntschaft mit Ihnen zu erneuern. Und er betonte, Sie seien vertrauenswürdig. Natürlich werde ich seine Anwesenheit unter meinem Dach möglichst lange geheim halten. Aber ich bin ein Realist, Miss Ashworth. Mein Freund ist leichtfertig und achtet nicht auf seine Sicherheit. Welch schrecklichen Gefahren er sich in Spanien aussetzte, wissen Sie. Glauben Sie, ein solcher Mann wird sich in meinen vier Wänden verbergen, obwohl es am vernünftigsten wäre?“
„Nein, Sir.“ Beth sah Charles forschend in die Augen. „Warum er die Öffentlichkeit scheut, verstehe ich allerdings nicht.“
„Weil der Mann, den Sie als Major Black kennen, vor acht Jahren eines furchtbaren Verbrechens angeklagt und verhaftet wurde. Mit meiner Hilfe floh er nach Irland. Dort tauchte er drei Jahre unter, bevor er nach Spanien segelte.“ Nach einem tiefen Atemzug fügte Charles hinzu: „Indem ich Ihnen dies alles erzähle, setze ich mein Vertrauen in Ihre Diskretion, Miss Ashworth. Aber wenn Sie sich nicht in diese traurige Angelegenheit hineinziehen lassen wollen, würde ich es verstehen und Sie einfach nur bitten, für sich zu behalten, was Sie bisher erfahren haben. Nicht einmal Ihre Freundin, die ich sehr schätze, dürfen Sie einweihen.“
„Natürlich werde ich Stillschweigen bewahren. Bitte fahren Sie fort.“
Während Charles auf einen Punkt über Beth’ Kopf starrte, schien er seine beklemmenden Gedanken zu ordnen. „Seit seiner Kindheit kenne ich ihn. Ich bin ein paar Jahre älter, und er gehörte zu den wenigen Menschen, die mir in meiner Jugend ihre Freundschaft anboten.“ Wehmütig lächelte er. „Ich glaube, Sir Philip hat Sie über meine … unkonventionelle Herkunft informiert, Madam. Und so verstehen Sie sicher, wie viel mir die Freundschaft eines Mannes von Sebastians Status bedeutete.“
Erstaunt zog Beth die Brauen hoch. Major Blacks gesellschaftliche Stellung war offenbar viel bedeutender, als sie es vermutet hatte. Darüber hätte sie gern mehr herausgefunden, doch sie wollte Mr Bathurst nicht zu Enthüllungen drängen, die ihm womöglich unangenehm waren.
„Die Arztpraxis meines Vaters in Northamptonshire lag an der Südseite von Sebastians Familiensitz, direkt an der Grenze. Also sahen wir uns in unserer Kindheit sehr oft. Als ich nach London übersiedelte und Jura studierte, besuchte er mich, wann immer er in die Hauptstadt kam und in der Stadtresidenz seiner Familie wohnte. Meistens übernachtete er sogar bei mir. Was indes nur beweist, wie gut er sich mit seinen Verwandten verstand.“
„Offenbar nicht allzu gut“, meinte Beth.
„Welch eine Untertreibung, meine liebe Miss Ashworth! Wie sehr er seinen Vater und seinen älteren Halbbruder hasste, war allgemein bekannt. Eines Morgens fand der Butler die beiden in einem Zimmer im Erdgeschoss, brutal ermordet. Und weil Sebastian im Raum direkt darüber auf seinem Bett lag, blutverkrustet, einen blutbefleckten Säbel neben dem Bett auf dem Boden, wurde er für schuldig befunden.“
Entsetzt rang Beth nach Luft. „Wurde er wirklich eines so grausigen Verbrechens verdächtigt? Undenkbar! Mag er auch leichtsinnig sein, er ist nicht dumm . Hätte er seine Verwandten tatsächlich getötet, wäre er doch sicher umgehend geflohen, statt in dem Haus zu bleiben.“
„Genau das dachte ich damals auch. Unglücklicherweise sprachen sehr viele Indizien gegen ihn. Am Abend zuvor hatte der Butler einen heftigen Streit mit angehört. Sebastian war aus dem Haus gestürmt. Kurz danach traf ein Vetter zum Dinner ein. Der Mann sagte später aus, sein Onkel habe gedroht, seinen jüngeren Sohn zu enterben. Sebastian verbrachte den ganzen Abend in einem Gasthaus, wo er mehrere Krüge Ale trank, vermutlich auch Brandy. Wie Zeugen berichteten, verließ er das Lokal mit einem Reitknecht der Familie und dem Verwalter seines Vaters. Letzterer sagte aus, er habe Sebastian zusammen mit dem Reitknecht
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