Historical Saison Band 08
Ashworth House vorbeigekommen – einmal, um sie zu einem Ausritt über seine Ländereien einzuladen. Und eines Abends hatte er Beth gebeten, ihm auf seinem Geburtstagsball wenigstens einen Tanz zu reservieren.
Nun ließ Beth ihr Buch sinken. „Falls du mich fragst, wo er ist … Darüber hat er mich nicht informiert.“
Erstaunt hob Ann die Brauen. Ihre Stimme nahm einen sarkastischen Klang an. „Das überrascht mich. Wenn er seine Pläne irgendjemandem mitgeteilt hat, müsstest es du sein. In letzter Zeit seid ihr euch nähergekommen – was du nicht bestreiten kannst.“
Nur sekundenlang wich Beth dem Blick der Freundin aus, die ihr gegenüber am Kamin saß. „Jahrelang standen wir uns sehr nahe, Ann. Doch jetzt sind wir keine Kinder mehr. Philip darf mir nicht die gleiche Aufmerksamkeit schenken wie früher. Sonst würde er alberne Gerüchte verursachen.“
Nachdenklich starrte Ann ins Leere. „Meinst du, er hegt ernsthafte Absichten in Bezug auf deine Cousine? Immerhin beträgt der Altersunterschied zwölf Jahre.“
„Keine Ahnung“, erwiderte Beth wahrheitsgemäß. „Davon haben wir nicht gesprochen. Soweit ich mich entsinne, hat er Phoebe kein einziges Mal erwähnt. Und da ich ihn sehr gut kenne, versichere ich dir – er würde niemals mit den Gefühlen eines so jungen Mädchens spielen.“
„Nein, das kann ich mir auch nicht vorstellen“, stimmte Ann zu. Wieder einmal musterte sie ihr Gegenüber und suchte nach Veränderungen in Beth’ Gesicht, die Hinweise darauf lieferten, was ihre Freundin wirklich empfand.
Aber die Miene der jungen Dame blieb unergründlich. Nach einer Weile stand sie auf und stellte das Buch in ein Regal.
„Vielleicht interessiert er sich für deine Cousine, weil sie seiner verstorbenen Verlobten gleicht“, bemerkte Ann.
„Oh Gott, hoffentlich nicht. Für Phoebe wäre es schrecklich. Was mich angeht, ich möchte um meiner selbst willen bewundert werden – und nicht, weil ich jemand anderem ähnlich sehe. Das würde ich unerträglich finden! Und ich will auch gar nicht mit irgendwem verglichen werden.“
Es klopfte, und die Haushälterin betrat den Salon, um einen unerwarteten Besucher zu melden.
Verblüfft wandte Beth sich zur Tür, durch die ein attraktiver, elegant gekleideter junger Gentleman hereinschlenderte. „Crispin Napier! Wie Sie sich verändert haben! Wären wir uns auf einer Straße begegnet, hätte ich Sie nicht wiedererkannt. Ein richtiger Bond Street Beau!“
Hätte der junge Mann gewusst, wie wenig Beth vom extravaganten modischen Stil eines Dandys hielt, wäre er nicht so erfreut über die Begrüßung gewesen. Sein pomadisiertes Haar, zur Windstoßfrisur gekämmt, gefiel ihr ebenso wenig wie der eng geschnittene farbenfrohe Gehrock, der hohe Hemdkragen und das kunstvoll geknotete gestärkte Krawattentuch, das dem Träger verwehrte, den Kopf seitwärts zu drehen. Das alles fand sie absurd. Doch an Crispins ungekünstelten Manieren gab es nichts auszusetzen, wie sie feststellte, als sie ihn mit ihrer Gesellschafterin bekannt machte und zu einer Erfrischung einlud.
„Sind Sie wegen des Balls hergekommen?“, fragte sie, nachdem er erklärt hatte, der Reverend und seine Gemahlin seien so freundlich gewesen, ihn wieder einmal im Pfarrhaus aufzunehmen.
„Ja, Stavelys Schwester schickte mir eine Einladung, denn sie fand heraus, dass ich den Sommer in dieser Gegend verbracht und an einer Jagdpartie ihres Bruders teilgenommen hatte. Gestern fuhr ich mit Lady Barfield und ihrer Tochter hierher.“
Bei diesen Worten horchte Beth auf. Dass ihre Tante und Phoebe schon in Stavely Court eingetroffen waren, hatte sie nicht gewusst. Sie wechselte einen Blick mit Ann, dann fragte sie den Gast, ob Lord Barfield die Damen begleitet habe.
„Nein, mein Patenonkel leidet an einem Gichtanfall und musste seinen Besuch in letzter Minute absagen.“ Nach einer kurzen Pause fügte Crispin hinzu: „Um ehrlich zu sein – ich glaube, er bleibt gern daheim. Er ist nicht mehr der Jüngste. Und in den letzten Jahren wurde er ständig zu gesellschaftlichen Aktivitäten gezwungen, um seine Töchter zu verheiraten. Wahrscheinlich hoffte er, bei Phoebe wäre es anders und er würde nicht mehr so oft verreisen müssen.“
Weder sein plötzliches Erröten noch sein Unbehagen entgingen Beth. Vielleicht fürchtete der junge Mann, mehr ausgeplaudert zu haben als beabsichtigt.
Beth widerstand der Versuchung, weitere Fragen zu stellen. Lächelnd half sie ihm über die
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