Historical Saison Band 08
schweifen. Philip musterte sie mit seinen durchdringenden grauen Augen, in denen sich nicht das geringste Amüsement zeigte.
„Der, den ich meine, ist nicht anwesend, Ma’am. Es handelt sich um einen Major der Streitkräfte Seiner Majestät.“
Voller Verwunderung nahm sie die Besorgnis in Mr Bathursts Stimme wahr. „In den letzten Jahren bin ich vielen Militärs dieses Ranges begegnet, Sir. Welchen meinen Sie?“
„Major Sebastian Black.“
„Ja, ich habe ihn in Spanien kennengelernt.“ Seinem Beispiel folgend, sprach sie mit gesenkter Stimme. Offenbar wollte er nicht belauscht werden.
„Eigentlich dürfte ich Sie nicht darum bitten, Miss Ashworth, doch ich tue es. Würden Sie mir später eine Unterredung unter vier Augen gewähren, wenn wir uns unauffällig entfernen können?“
Viel zu neugierig, um die Gesetze der Schicklichkeit zu beachten, stimmte Beth zu.
Nach dem Dinner setzte sie sich ans Pianoforte. Zum Entzücken ihres Publikums spielte sie ein fröhliches Lied, das sie in Spanien gelernt hatte, und sang dazu. Anschließend nahm Mrs Chadwick ihren Platz ein und ließ ihre Finger geradezu meisterhaft über die Tasten gleiten.
Während fast alle Anwesenden fasziniert zuhörten, bemerkte Beth, wie der Gastgeber ihren Blick zu erhaschen suchte. Auf leisen Sohlen huschte sie in die Eingangshalle, begleitete ihn in die Bibliothek, und er schloss die Tür. „Erschrecken Sie nicht, Miss Ashworth. Ich verfolge keine ehrlosen Absichten. Das versichere ich Ihnen.“
„Würde ich daran zweifeln, wäre ich nicht hier“, entgegnete sie in ihrer üblichen unverblümten Art, was ihr ein anerkennendes Lächeln eintrug.
Doch mit seinem Lächeln vermochte er sie nicht zu täuschen. Oft genug hatte sie die unterdrückte Anspannung von Männern am Vorabend einer Schlacht gespürt. Die gleichen Gefühle sah sie Charles Bathurst jetzt an, noch bevor er die Stirn runzelte und vor den Kamin trat.
„Wo soll ich beginnen?“ Da er die Frage sich selbst zu stellen schien, antwortete sie nicht und wartete. „Wie viel wissen Sie über Sebastian Black, Ma’am?“
„Soweit ich mich erinnere, sprach er in Spanien nur selten über sich selbst“, erklärte sie wahrheitsgemäß, denn sie fand es sinnlos zu lügen. „Er wirkte sehr zurückhaltend. Vielleicht ist das verständlich, wenn man bedenkt, mit was für schwierigen, gefährlichen Missionen er betraut war.“
Sie folgte der Aufforderung ihres Gastgebers, Platz zu nehmen, und wählte einen Sessel vor dem Kamin. Trotz Charles Bathursts Nähe empfand sie kein Unbehagen, denn sie las in seiner Miene ausschließlich Sorge um seinen Freund.
„Meines Wissens gehörte er Wellingtons Stab an, als einer seiner Kundschafter“, fuhr sie fort. „Und er war einer der besten, wenn nicht der allerbeste. Manchmal blieb er wochenlang weg und ritt allein ins feindliche Gebiet – ein ungewöhnlich tapferer Mann. Der Duke hielt sehr viel von ihm, auch mein Vater, der mit ähnlichen Aufgaben befasst war.“
Eindringlich schaute Charles sie an. „Mehr können Sie mir nicht über ihn erzählen?“
„Zumindest nichts über sein Leben vor seiner Ankunft in Spanien. Nur dass seine Mutter Französin war und ihm die Sprache beibrachte. Anscheinend liebte er sie sehr. Wie er zu den anderen Mitgliedern seiner Familie stand, entzieht sich meiner Kenntnis. Darüber sprach er nie.“ Nun stellte sie die Frage, die ihr am wichtigsten erschien. „Steckt er in Schwierigkeiten? Seit wir in Frankreich ankamen, sah ich ihn nicht mehr, und ich frage mich, was aus ihm geworden ist. Das schien bereits zu dem Zeitpunkt niemand zu wissen.“
„Ich kann es Ihnen sagen. Er blieb in Spanien. Dort war er sicher.“
„Sicher?“, wiederholte sie verwirrt. „Also hatte er tatsächlich Probleme?“
Charles schlug mit der Faust auf das Kaminsims, und Beth zuckte erschrocken zusammen. „Oh ja, Miss Ashworth. Sie nennen ihn tapfer. Nach meiner Ansicht ist er leichtfertig. So war er schon immer.“ Seinem Wutausbruch folgte ein abgrundtiefer Seufzer. „Vor einer Woche schrieb er mir, er sei zurück in England. Wie sehr ich mich um ihn sorgte, lässt sich nicht in Worte fassen. Ich besuchte ihn und tat mein Bestes, um ihn zur Rückkehr nach Spanien zu bewegen. Davon wollte er nichts hören. Dieser eigensinnige Narr! Er behauptete, er müsse gewisse Pflichten erfüllen, und lehnte mein Angebot ab, dieselben für ihn zu erledigen. Wenigstens wird er meinen Rat befolgen und seine Geschäfte
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