Historical Saison Band 08
bereits erwähnte, wir waren nie befreundet. Daran wird sich auch nichts ändern. Aber ich habe nichts gegen ihn persönlich.“ Eine Zeit lang beobachtete er sie mit ausdruckslosem Blick. „Im Gegensatz zu dir, Beth, bin ich ziemlich wählerisch, wenn ich mir meine Freunde aussuche.“
Obwohl sie seine Kritik an ihrer Beziehung zu Blackwood erkannte, kam sie nicht auf den Gedanken, die Ursache seiner Missbilligung zu ergründen. „Ja, ich halte viel von dem Gentleman“, gab sie freimütig zu. „Von seinem früheren Leben weiß ich nichts. Doch ich habe ihn als tapferen Mann kennengelernt. Außerdem bin ich ihm zu Dank verpflichtet.“
„Warum?“
Beth sah keinen Grund, die fraglichen Ereignisse zu verschweigen. „Als er meinen verwundeten Vater ins Feldlager zurückbrachte, geriet er in tödliche Gefahr. Obwohl er ahnte, dass mein Vater nicht überleben würde …“ Da sie Philips Interesse spürte, gab sie nähere Erklärungen ab. „Es geschah vor der Überquerung des Bidassoa. Wellington musste ständig über die Operationen Nicolas Soults, des französischen Generalfeldmarschalls, informiert werden, und mein Vater und der Mann, den ich damals als Major Black kannte, ritten immer wieder Patrouillen. Bei ihrer letzten gemeinsamen Mission wurden sie von drei französischen Kavalleristen angegriffen, die das Terrain sondierten. Mein Vater erlitt beim ersten Schusswechsel eine schwere Verletzung. Aber er tötete einen der Franzosen. Statt davonzureiten und sich zu retten, blieb Major Black bei Papa. Er lud seine Pistole nach und erschoss noch einen Franzosen. Den Dritten machte er unschädlich, indem er ihn vom Pferd zerrte und in einem Faustkampf niederstreckte. Daher stammt die Narbe auf seiner Wange.“ Eindringlich schaute sie Philip in die Augen. „Bitte, verlang niemals von mir, einen solchen Mann zu verachten.“
„Nein, gewiss nicht.“ Philip stand auf, um sich zu verabschieden. „Und keine Bange. Vermutlich werde ich ihm nur selten begegnen. Also wird er meine Ressentiments nicht bemerken.“
Wieder zu Hause, fand Philip zu seiner Überraschung eine Nachricht des Viscounts vor, der sich erkundigte, ob er die Einladung zum Dinner schon an diesem Abend annehmen dürfe.
Da Philip nichts anderes vorhatte, schickte er ihm einen kurzen Brief und ging auf den Vorschlag ein.
Beim Dinner wuchs seine Überraschung, denn Viscount Blackwood entpuppte sich als sehr angenehmer Gesprächspartner. Zweifellos war der Mann hochintelligent und sein Zynismus amüsant.
Ob er jemals einen Freund in ihm sehen würde, wusste Philip nicht. Vielleicht mit der Zeit. Auf keinen Fall jedoch würde er dem Major ein junges weibliches Mitglied seiner Familie anvertrauen. Und obwohl Beth den Eindruck erweckte, dass ihre Gefühle für Blackwood nicht über tiefe Dankbarkeit hinausgingen, erkannte Philip die faszinierende Wirkung, die der Mann auf das weibliche Geschlecht ausübte.
Nach dem Dinner führte er seinen Gast in die Bibliothek und forderte ihn zu einer Schachpartie auf. Der Viscount erwies sich als hervorragender Spieler und ebenbürtiger Gegner. Nachdem jeder Gentleman ein Spiel gewonnen hatte, saßen sie vor dem Kamin und unterhielten sich.
„Haben Sie inzwischen herausgefunden, wer Ihren Sattelgurt durchtrennt hat, Sir?“, fragte der Viscount, nachdem er einen Teil seiner eigenen Zukunftspläne enthüllt hatte.
„Zumindest hege ich einen begründeten Verdacht. Aber es ist schwierig, irgendetwas zu beweisen. Der Mann ist der Sohn eines Pächters, dem mein Vater vor vielen Jahren gekündigt hat.“
„Ach ja, die Sünden der Väter …“ Der Viscount lächelte sarkastisch. „Damit kenne ich mich weiß Gott aus.“
Bisher hatte Philip es vermieden, die dunkle Vergangenheit des Viscounts zu erwähnen. Doch nun bot sich eine Gelegenheit, die er nutzen wollte. „Mein Vater war gewiss kein Heiliger. Trotzdem liebte ich ihn. Im Grunde war er ein guter Mensch, der meinen Respekt verdient hat. Über Ihren Vater können Sie das offenbar nicht behaupten, Sir.“
„Allerdings nicht.“ Blackwood griff nach der Karaffe, die der Butler auf den Beistelltisch gestellt hatte. „Dass meine Mutter so früh starb, laste ich ihm an. Ich verabscheute ihn, ebenso wie meinen Halbbruder. Daraus habe ich nie ein Geheimnis gemacht. Kein Wunder, dass ich des Mordes angeklagt wurde …“
Obwohl er in so unpersönlichem Ton sprach, als hätten sie das Wetter erörtert, gewann Philip eine wichtige Erkenntnis. Hinter der
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