Historical Saison Band 08
seinen schwierigen Hausgast ist der arme Mr Bathurst sicher nicht zu beneiden.“ Beth seufzte. Es war ein sonniger Novembermorgen, und sie und Philip machten einen Ausritt.
Sie hatten sich nicht mehr gesehen, seit Beth in der Woche zuvor Viscount Blackwood in Markham getroffen hatte, und es gab viel zu erzählen. Philip teilte ihre Meinung, dass Blackwood sich besser nicht in der Marktstadt hätte blicken lassen.
„Du sorgst dich sehr um ihn.“ Obwohl er in gleichmütigem Ton sprach, bildete sich ein harter Zug um seinen Mund. „Allzu viel kann Charles nicht machen – es sei denn, er sperrt ihn in den Keller.“
„Ja, das stimmt. Wäre Seine Lordschaft von schlichtem Gemüt, würde man ihm solch sträflichen Leichtsinn verzeihen. Aber er ist hochintelligent.“ Verständnislos schüttelte Beth den Kopf. „Man könnte fast den Eindruck gewinnen, dass er sich absichtlich in Schwierigkeiten bringt.“
„Als er jung war, hat er sich eine tollkühne Eskapade nach der anderen geleistet. Aber um seinen Charakter zu beurteilen, kenne ich ihn nicht gut genug. Wie du sagtest – er ist kein Narr, und er ist gewiss fähig, auf sich aufzupassen. Natürlich könnte es sein, dass er eines Tages Rücksicht auf die Gefühle einer Frau nehmen möchte und sein Verhalten ändert. Doch bis es so weit ist, wird er leider tun, was ihm gefällt.“
„Da hast du vermutlich recht.“ Beth starrte zwischen den Ohren ihres Pferdes hindurch auf die Straße. „Je früher er eine feste Bindung eingeht, desto besser für alle, denen sein Wohl am Herzen liegt. Scheinbar kümmert er sich um nichts und niemanden. Doch ich bin überzeugt, dass er zu tiefen Gefühlen fähig ist, auch wenn er das erfolgreich vor der Welt verbirgt. Und wenn jemals eine Frau diese Gefühle ans Licht bringt, wird er sie wie seinen Augapfel hüten.“
Forschend sah Philip sie an. Beth bemerkte es nicht. Sie hielt den Blick auf die Straße gerichtet, während sie die Ereignisse im Hof des White Hart Inn schilderte.
„Nun ist er Clegg zutiefst dankbar, wie du dir denken kannst, denn dieses wuchtige, schwere Bierfass hätte den Major ernsthaft verletzen können. Trotzdem finde ich es leichtfertig, einem Fremden eine feste Stellung anzubieten. Über Tom Clegg weiß er so gut wie nichts, nur dass der Mann eine Zeit lang in der Armee gedient hat.“ Beth runzelte die Stirn. „Vielleicht war es falsch von mir, mich einzumischen. Aber ich dachte, ich müsste den Viscount auf die – wie soll ich es nennen? – fragwürdige Gesellschaft hinweisen, die Clegg seit seiner Ankunft in Markham bevorzugt.“
Philip unterdrückte ein Lächeln. „Wie ich deinem Tonfall entnehme, war deine Warnung erfolglos.“
„Ha, reine Zeitverschwendung!“, gab sie freimütig zu. „Blackwood behauptet, er habe Übung darin, mit Leuten von zweifelhaftem Ruf umzugehen. Und Clegg, der so viel Pech gehabt hat, verdiene eine Chance.“
Vielleicht ist er ein besserer Menschenkenner, weil er nicht nur in privilegierten Kreisen verkehrt hat, dachte Philip. „Mit der Zeit wird sich herausstellen, ob es vernünftig war, einem Fremden eine Stellung anzubieten. Jedenfalls berichtete Dodd mir gestern, Clegg sei seit Tagen schon nicht mehr in der Taverne am Stadtrand aufgetaucht. Sieht so aus, als wollte er sich von Murslow fernhalten.“
Das hatte Beth nicht gewusst. Einerseits freute sie sich, weil die Aussicht auf eine feste Stellung einen so günstigen Einfluss auf den Mann ausübte. Und andererseits bedauerte sie, dass Clegg nun nichts mehr über Rolf Murslows Aktivitäten erfuhr und sie ihm keine diesbezüglichen Informationen entlocken konnte. Sie sprach den Gedanken aus.
„Ob Clegg überhaupt in Murslows Pläne eingeweiht war, entzieht sich unserer Kenntnis“, gab Philip daraufhin zu bedenken. „Keine Ahnung, was für ein Mensch er ist … Aber da er den Viscount gerettet hat, muss ein guter Kern in ihm stecken.“
„Auch ich kenne ihn nicht näher – obwohl ich damals die Kugel aus seinem Bein schnitt. Für die Tochter eines Colonels schickt es sich nicht, eine Bekanntschaft mit einem Mann von niederem Rang zu vertiefen. Sobald sich sein Zustand gebessert hatte, wurde er von den Ehefrauen seiner Kameraden gepflegt.“ Beth lächelte wehmütig. „Sicher weißt du, wie Wellington die einfachen Soldaten seines Heers in Spanien einschätzte. Abschaum nannte er sie. Es gab tatsächlich Diebe und Trunkenbolde, sogar Mörder unter ihnen. Trotzdem gewann ich den Eindruck, dass Clegg
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