Historical Saison Band 08
Stavely.“ Beschämt fügte er hinzu: „Um die Wahrheit zu gestehen – da mein Freund mir berichtet hatte, Sie beide wären nur flüchtige Bekannte, hoffte ich, Sie würden ihn bei einer zufälligen Begegnung nicht wiedererkennen. Ich dachte, ich könnte Ihnen verheimlichen, dass ich einen Mann beherberge, der unter Mordverdacht steht. Immerhin sind Sie mit dem Friedensrichter befreundet, Sir, und Sie werden seine Nachfolge antreten.“
„Ja, das stimmt. Aber das wird noch eine Weile dauern. Und allem Anschein nach ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich Blackwoods Unschuld herausstellen wird. Also würde es lediglich sinnlose Klatschgeschichten und Hysterie heraufbeschwören, wenn ruchbar wird, wo er sich aufhält. Außerdem hege ich keinen persönlichen Groll gegen ihn.“ Philip nippte an seinem Wein. „Und ich vermute“, fuhr er an den Viscount gewandt fort, „Sie haben ebenfalls nichts gegen mich einzuwenden, Sir?“
„Im Moment erinnere ich mich an nichts“, erwiderte der Major und lächelte zynisch.
„Dann sind Sie offenbar nicht für den Anschlag auf mein Leben verantwortlich, den ich neulich erlitten habe.“
Erschrocken zuckte der Hausherr zusammen. „Heiliger Himmel, Stavely, meinen Sie das ernst? Wer um alles in der Welt sollte ein Interesse an Ihrem Tod haben? In diesem County werden Sie ausnahmslos respektiert und geschätzt.“
„Auch mir fällt es schwer, das zu glauben“, erklärte der Viscount. „Meines Wissens waren Sie stets eine ehrenwerte Stütze der Gesellschaft. Niemals verband man Ihren Namen auch nur andeutungsweise mit einem Skandal.“ Sein Lächeln wurde noch etwas sarkastischer. „Natürlich würde ein Anschlag auf mein Leben niemanden überraschen. Zum Beispiel erinnere ich mich an mehrere gehörnte Ehemänner, die mich nur zu gern ins Jenseits befördern würden.“
„Darauf solltest du nicht stolz sein, Sebastian“, mahnte sein Freund missbilligend wie ein älterer Bruder.
„Das habe ich auch gar nicht behauptet“, entgegnete der Major ohne jegliche Zerknirschung. „Aber Geschehenes lässt sich nun einmal nicht ändern – selbst wenn man es wünschen würde. Und zweifellos muss Stavely die Vergangenheit unter die Lupe nehmen, wenn er herausfinden möchte, wer einen Grund hat, ihn mit mörderischem Hass zu verfolgen.“
„Wann wurde der Anschlag verübt?“, fragte Charles Bathurst – immer noch leicht verwirrt, als könnte er nicht fassen, was passiert war.
„Vor einigen Tagen“, antwortete Philip. „Mein Sturz vom Pferd war kein Unfall. Zuvor wurde der Sattelgurt halb durchtrennt. Zum Glück erlitt ich keine schwerwiegenden Verletzungen. Aber es hätte auch weniger glimpflich ausgehen können. Wäre ich ungeschickt gefallen, hätte ich mir das Genick gebrochen.“
„Allerdings“, stimmte Charles zu. „Aber wie um alles in der Welt kommen Sie darauf, Blackwood hätte etwas damit zu tun? Er traf erst vorgestern hier ein.“
„Ich habe es nicht ernsthaft angenommen“, versicherte Philip. „Leider verfügt meine liebe Beth über einen etwas makabren Humor, und die Ähnlichkeit des Viscounts mit einem Mann, der kurz vor dem Mordversuch im Wald gesehen wurde, amüsierte sie.“ Nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: „Abgesehen von meinen Dienstboten wusste kaum jemand, dass ich an jenem Morgen ausreiten würde. Es stand keineswegs fest, welche Richtung Beth und ich einschlagen wollten. So konnte der Schurke die Tat zwar nicht geplant haben, doch da die junge Dame die ganze Zeit bei mir war, geriet auch sie in Gefahr.“ Wieder hielt Philip inne, und eine steile Falte erschien an seiner Nasenwurzel. „Das wird jedes Mal der Fall sein, wenn sie sich in meiner Nähe aufhält“, fuhr er fort. „Natürlich will ich sie schützen, und deshalb muss der Täter möglichst bald gefasst werden – selbst wenn ich beschließen sollte, keine Anklage gegen ihn zu erheben.“
Charles nickte. „Wenn Sie unsere Hilfe brauchen, geben Sie uns Bescheid, Sir. Doch Sie werden verstehen, dass ich meinen Freund aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit heraushalten muss.“
Plötzlich empfand Philip Mitleid mit dem Viscount. Einem Mann, der sein Leben lang mehr oder weniger getan hatte, was ihm beliebte, musste die erzwungene Einschränkung unerträglich erscheinen. „Falls Sie einen Tapetenwechsel anstreben, Blackwood – dinieren Sie an einem der nächsten Abende bei mir auf Stavely Court. Morgen reist meine Schwester ab, also bleibt Ihre Anonymität
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