Historical Saison Band 08
falsch beurteilt. Dann schien ihn Beth’ Weigerung, ihn zu heiraten, nicht sonderlich zu stören. Aber genau das bezweifelte sie.
Die künftige Mrs Bathurst irrte sich tatsächlich nicht. In den Wochen nach seinem erfolglosen Heiratsantrag fiel es Philip äußerst schwer, der Welt eine heitere Miene zu zeigen.
Er ging Beth nicht absichtlich aus dem Weg. Zwei Mal trafen sie sich zufällig – einmal bei einem Ausritt über die verschneite Landschaft, bei dem sie ihm nur von Weitem zugewinkt hatte, und das andere Mal an einem klaren, klirrend kalten Tag Anfang Januar in Markham. Der Pulverschnee hatte im Sonnenlicht geglitzert, und Beth in ihrem modischen pelzbesetzten Redingote-Mantel war ihm unwiderstehlich erschienen mit den von der Kälte zart geröteten Wangen. Sie hatte ihn mit einem freundlichen Lächeln begrüßt, ein Gespräch allerdings vermieden, sodass er den Eindruck gewann, in Ashworth House nicht mehr willkommen zu sein. Vielleicht, so sagte er sich, musste sie erst einmal die Verlegenheit überwinden, in die sie sein Antrag gestürzt hatte.
Wie würde Beth ihm bei der Hochzeit begegnen, wenn sie stundenlang keine Möglichkeit hatten, einander auszuweichen? Doch Philips Bedenken waren unbegründet. Was in ihr vorging, ließ sie sich nicht anmerken.
Wie nicht anders zu erwarten, suchte sie seine Gesellschaft nicht. Umso länger unterhielt sie sich mit Lord Blackwood, was Philip nicht beunruhigte. Inzwischen war er zu der Überzeugung gelangt, dass der Viscount seine Abreise nur hinausgezögert hatte, um seinem Freund Charles Bathurst als Trauzeuge beizustehen. Auch war er inzwischen sicher, dass Beth in Blackwood nicht mehr als einen guten Freund sah.
Von neuer Zuversicht erfasst, nahm er seinen Platz an der Hochzeitstafel ein, denn Beth war ihm als Tischdame zugeteilt worden.
„Ann machte sich Sorgen“, vertraute sie ihm mit leiser Stimme an und neigte sich ein wenig zu ihm. „Sie hatte so wenig Zeit hatte, die Hochzeit vorzubereiten und sich an die Rolle der Gastgeberin in einem großen Haus zu gewöhnen. Aber ich finde, alles ist in bester Ordnung. Und es war sicher richtig, dass sich die beiden für eine Feier im kleinen Kreis entschieden haben. Meinst du nicht auch?“
Philip nickte, erfreut über ihre Bereitschaft zu einer normalen Konversation. „Soviel ich weiß, haben weder deine Freundin noch Bathurst nahe Verwandte. Große Hochzeiten sind schön und gut, aber bei solchen Ereignissen ist man verpflichtet, auch die Leute einzuladen, die man jahrelang nicht gesehen hat oder gar nicht sehen will. Und ich glaube, Anns Sorge ihrer neuen gesellschaftlichen Position wegen ist überflüssig. Sie erfüllt ihre Pflichten bravourös, und sie ist allgemein beliebt.“
„Ja, ich mochte sie von Anfang an, und ich werde sie schmerzlich vermissen“, gestand Beth. „Auch Lord Blackwoods Besuche in Ashworth House. Vorhin eröffnete er mir, dass er morgen nach London zurückkehrt.“
„Das kam mir auch zu Ohren.“ Philip hoffte, dass sie ihm seine Erleichterung nicht anmerkte.
Obwohl er den Viscount immer sympathischer fand, ärgerte es ihn gewaltig, dass der Mann um Beth’ Hand angehalten hatte. Dass auch er abgewiesen worden war, bereitete Philip eine gewisse Genugtuung.
Entschlossen verdrängte er die Gefühle von Bedauern und Scham, die jedes Mal in ihm aufstiegen, wenn er sich an seinen missglückten Heiratsantrag erinnerte. „Die nächsten Wochen werden Charles und seine Frau hier verbringen und erst im Frühling nach London reisen.“
Beth nickte unbehaglich. „Ich hege einen ganz bestimmten Verdacht diesbezüglich, obwohl Ann das energisch bestreitet. Ich glaube, sie möchte in meiner Nähe bleiben, weil sie fürchtet, dass ich unter Einsamkeit leide. Wahrscheinlich wird sie mir vorschlagen, ich soll sie in die Hauptstadt begleiten. Dort würde sie mich in Tante Hettas Obhut geben.“ Beth zuckte die Schultern. „Nun, dagegen habe ich nichts einzuwenden, solange sie mich nicht auffordert, mit ihr und Charles nach Paris zu reisen. Das würde ich entschieden ablehnen.“
„Zweifellos wirst du Ann vermissen, Beth.“ Philip lächelte teilnahmsvoll. „Und ich hoffe, du bist nicht wirklich einsam in Ashworth House.“
Zu seiner Verblüffung lachte sie. „Aber nein. Sobald Rudge mich heute nach Hause gebracht hat, geht er ins Dorf und holt mein Hündchen ab. Und dann werde ich alle Hände voll zu tun haben, wenn ich den kleinen Schlingel erziehe.“
Philip griff nach ihrer Hand.
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