Historical Saison Band 08
schob Guy die Decke und das Laken beiseite, hob Felicia behutsam hoch und trug sie zum Zuber. Das heiße Wasser würde die Kälte aus ihrem Körper vertreiben. Sie durfte auf keinen Fall eine Lungenentzündung bekommen, und Mrs Drummond war noch nicht zurück. Vorsichtig legte er Felicia in das heiße Wasser und achtete darauf, dass ihre Haare nicht mit hineingerieten. Ihre Haut rötete sich, als das Wasser sie umspülte.
Er faltete ein Handtuch und legte es unter ihren Nacken, sodass sie nicht gegen das harte Metall lehnte. Dann führte er ihr langes Haar nach hinten über den Zuberrand, damit es durch die Hitze des Kaminfeuers getrocknet wurde. Dabei konnte er der Versuchung nicht widerstehen, die Finger durch ihre Locken gleiten zu lassen. Es fühlte sich an, als ob er über feinste Seide strich.
Vor Verlangen stöhnte er auf. Himmel hilf mir! Seine Reaktion auf sie war vollkommen verrückt.
Als er sicher war, dass sie nicht unter Wasser rutschen würde, sobald er sich einen Schritt entfernte, stellte er vor dem Zuber einen Paravent auf, damit niemand, der eintrat, sie sah. Dass ausgerechnet er sich so um ihre Privatsphäre sorgte, schien ihm selbst ein wenig lachhaft. Er hatte ihre persönlichen Sachen durchsucht, und jetzt badete er sie, ein Akt, der beinahe noch intimer war, als miteinander zu schlafen. Doch er verhielt sich wie ihr Geliebter und wollte andere davon abhalten, sie in diesem schutzlosen Zustand zu sehen.
Sie blinzelte ihn aus halb geschlossenen Augen an. Wenigstens kam sie endlich zu Bewusstsein.
Sofort kniete er sich neben den Zuber. „Felicia.“
Sie bemühte sich zu lächeln, antwortete jedoch nicht. Ihre Augen fielen wieder zu.
„Felicia“, wiederholte er mit einer Stimme, die Zuversicht vermitteln sollte. „Ich werde dich jetzt baden. Das warme Wasser wird wieder Leben in deinen Körper bringen.“
Er fühlte sich nicht oft hilflos, aber jetzt stand er kurz davor. Um sich abzulenken, holte er ihren Kamm und nahm vorn an der Längsseite des Zubers Platz, sodass sein Körper sie nicht von der Hitze des Feuers abschirmte. Behutsam begann er, ihre nassen Haare zu kämmen.
„Ähem“, räusperte sich Annabell geräuschvoll, als sie um den Paravent herumschaute. „Ich dachte, Mrs Drummond wäre hier.“
„Das war sie auch. Sie holt trockene Bettwäsche.“
„Und sie hat dich mit Felicia allein gelassen?“
Mit den Schultern zuckend erhob er sich. „Ich bin hier der Herr im Haus. Im Gegensatz zu dir tut sie, was ich ihr sage.“
Es ärgerte ihn, dass er Bella nicht hatte hereinkommen hören. Felicias Haarpracht hatte ihn so verzaubert, dass er auf nichts anderes mehr geachtet hatte. Das musste ein Ende haben.
„Hier“, sagte er und reichte seiner Zwillingsschwester den Kamm. „Mach du weiter.“
Sie sah ihn fragend an. „Ist das ein Befehl? Das kann doch auch ein Dienstmädchen machen.“
„Nein.“ Er warf ihr einen unfreundlichen Blick zu. „Sie ist in einem schlechten Zustand und schwankt ständig zwischen Bewusstlosigkeit und Wachsein. Ich möchte nicht, dass jemand bei ihr ist, den sie nicht kennt.“
Annabell schwieg, nahm den Kamm und setzte sich auf den Stuhl, den er soeben frei gemacht hatte. Guy nickte ihr kurz zu und begab sich auf die andere Seite des Paravents.
Er musste sich wieder unter Kontrolle bekommen. Felicia war nur eine Frau – wenn auch eine äußerst begehrenswerte. Fraglos hatte er mit Frauen verkehrt, die noch bezaubernder aussahen als sie. Suzanne war eine echte Schönheit gewesen. Dennoch spürte er, dass es keine Rolle spielte. Suzanne hatte ihn niemals derartig angezogen wie Felicia. Er hatte Suzanne gemocht, sie sogar geliebt, aber niemals hatte er sich vor Leidenschaft nach ihr verzehrt.
Mrs Drummond betrat das Zimmer und brachte ihn auf andere Gedanken. „Endlich“, brummte er.
Misstrauisch legte sie den Kopf zur Seite. „Wo ist Madame Felicia?“
Er machte eine Handbewegung in Richtung des Paravents. „Sie liegt im heißen Wasser. Annabell ist bei ihr.“
Sie schaute ihn vorwurfsvoll an, sagte jedoch kein Wort. Rasch tauschte sie die Bettwäsche aus. Dann begab sie sich hinter den Paravent. Guy wusste, dass seine Hilfe nun nicht mehr benötigt wurde.
Es ist besser so. Schließlich war kaum vorhersehbar, was er als Nächstes tun würde. Wortlos verließ er das Zimmer.
Guy saß auf demselben niedrigen Stuhl, auf dem er gesessen hatte, als er Felicia vor wenigen Wochen zu ihren Erinnerungen befragt hatte. Mein unwillkommener
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