Historical Saison Band 08
brauchen.“ Bei diesen letzten Worten sah er die Besucherin an. Er hatte das mulmige Gefühl, dass ihm der Grund ihres Kommens nicht gefiel. „Was führt Sie hierher, Miss Duckworth?“
Seine Direktheit überrumpelte sie. Hastig schluckte sie den Tee hinunter, den sie gerade im Mund hatte, und setzte mit leichtem Klirren die Tasse auf der Untertasse ab.
Sie ist nervös, dachte Guy.
„Ich denke, der Grund für mein Kommen sollte besser unter vier Augen besprochen werden, Chillings.“
„So schlimm?“, fragte er gedehnt.
Miss Duckworths helle Haut rötete sich.
Annabell seufzte und warf Guy einen tadelnden Blick zu. „Ich begebe mich ins Sylphiden-Zimmer.“ Was sie nicht aussprach war: „zu Felicia“.
Sobald sich die Tür hinter Annabell geschlossen hatte, erhob sich Miss Duckworth und begann, auf und ab zu gehen. Ihre Unruhe erinnerte Guy an Dominic, und er war kurz davor, sie aufzufordern, sich wieder hinzusetzen, ebenso, wie er es bei seinem Bruder getan hätte. Doch mit einem Mal hielt sie von selbst inne und schaute ihn direkt an.
„Ich könnte Sie einfältig bitten, mir zu beteuern, dass es sich nur um ein Märchen handelt, aber ich fürchte, das Gegenteil ist der Fall.“ Sie seufzte.
Ihr vorwurfsvoller Blick verriet Guy, dass sie von Felicia erfahren hatte. Was sie sonst noch wusste, musste er herausfinden. Von der vergangenen Nacht konnte sie immerhin nichts wissen. Niemand außer ihm und Felicia wusste darüber Bescheid.
Unwillkürlich kam ihm die Erinnerung, wie sich ihr Haar auf seiner nackten Haut, ihre Lippen auf den seinen und die Ekstase ihrer Vereinigung angefühlt hatten. Ein Schauer der Sehnsucht überlief ihn.
„Ist alles mit Ihnen in Ordnung?“, erkundigte sich Miss Duckworth beunruhigt.
„Natürlich“, antwortete Guy. „Das kommt nur vom Durchzug.“
Sie musterte ihn skeptisch. „Es ist mir zu Ohren gekommen, dass Sie hier einen weiblichen Gast beherbergen.“
Er hob eine Braue. „Ach ja?“
Ihre Augen verengten sich, und es schien, als ob sie mehr Mut besaß, als er gedacht hatte.
„Sie meinen bestimmt, das ginge mich nichts an, Chillings, doch ich muss Ihnen in diesem Punkt widersprechen. Wir sind verlobt.“
Er verzog keine Miene. „Aber wir sind nicht verheiratet.“
Sie wich einen Schritt zurück. „Das stimmt. Kann ich also davon ausgehen, dass Sie in diesem Stil weitermachen, wenn wir verheiratet sind?“
Guy rieb sich am Kinn und überlegte, was er antworten sollte. Dieses Gespräch würde zweifellos darüber entscheiden, wie sie miteinander umgehen würden. Er war davon ausgegangen, dass sie seine Bedingungen besser kannte. Und er hatte noch nicht entschieden, wie er sich gegenüber Felicia verhalten wollte.
„Annabell ist als Anstandsdame hier.“
Sie nickte. „Nach meiner Information war sie nicht die ganze Zeit hier.“
Also hatte sie schon ganz am Anfang davon erfahren. „Darf ich fragen, woher Sie davon wissen?“
Seufzend trat sie ans Fenster und starrte nach draußen. „Einer Ihrer Lakaien ist mit einem Dienstmädchen aus einem anderen Haus liiert. Dieses Mädchen ist die entfernte Cousine eines der Milchmädchen auf dem Gut meines Vaters. So breiten sich Neuigkeiten rasch aus.“
Ihm war klar, dass die Aristokratie und ihre Bediensteten eine übersichtliche Welt bildeten, die auf vielen Ebenen miteinander verknüpft war. Aus demselben Grund war er sich auch sicher, dass Felicia nicht in seinen Kreisen verkehrte. Andernfalls hätte er sie gekannt.
„Sie hatte einen Kutschenunfall.“ In wenigen Sätzen fasste er das Geschehen für seine Verlobte zusammen, wobei er selbstverständlich die wachsende Anziehung zwischen ihm und Felicia verschwieg. „Das ist alles, Miss Duckworth. Die Dame befindet sich im zweiten Stock und liegt mit Fieber im Bett.“ Einen Moment wartete er die Wirkung seiner Worte ab. „Möchten Sie sie sehen?“
Emily Duckworth schüttelte entschieden den Kopf. „Nein, danke, Chillings. Ich kam nicht, um die Frau zu befragen.“
„Nur mich“, erwiderte er mit einem schiefen Lächeln.
Sie zuckte mit den Schultern. „Sie haben einen gewissen Ruf.“
„Was Ihnen klar war, als Sie in die Verlobung einwilligten.“
„Ja, ich dachte, es spielte keine Rolle.“ Sie blickte ihn freimütig an. „Wir sind keine Verliebten, wir kennen einander kaum mehr als oberflächliche Bekannte.“
„Genug für Sie, um von meinen Vorlieben zu wissen.“
„Das stimmt, und eine verheiratete Frau muss wohl einiges
Weitere Kostenlose Bücher