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Historical Saison Band 08

Historical Saison Band 08

Titel: Historical Saison Band 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Ashley
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Haarsträhne verhedderte sich in seinen Hemdknöpfen. „Autsch“, jammerte sie.
    „Vorsichtig, ich befreie dich.“
    Vertrauensvoll blickte sie ihn an, während er behutsam die Strähne befreite. „Ich wünschte, all mein Schmerz ließe sich auch so leicht vertreiben.“
    „Das wünschte ich auch“, sagte er und spürte, wie aufrichtig er es meinte. Diese Einsicht stimmte ihn nachdenklich. Aber sein Entschluss stand fest.
    „Es ist besser, wenn du jetzt versuchst zu schlafen.“ Er erhob sich und trug sie zu dem Himmelbett, auf dem er sie vorsichtig ablegte. Sie sank in die Kissen. „Ich schulde dir eine Erklärung, wer ich bin und wohin ich unterwegs war, als du mich gefunden hast.“
    Er blieb an ihrem Bett stehen. „Später, du brauchst jetzt erst einmal Ruhe.“
    „Ruhe … Ich fühle mich, als ob ich seit einem Jahr keine Ruhe mehr gefunden hätte. Wahrscheinlich tut es mir gut, wenn ich dir alles erzähle.“
    Unruhig wand sie sich hin und her. Vielleicht verschaffte ihr das Reden tatsächlich Erleichterung, ebenso wie es half eine eiternde Wunde anzustechen, damit das Gift aus dem Körper lief und das Fleisch wieder heilen konnte.
    „Erzähl ruhig“, forderte er sie leise auf, ergriff ihre rechte Hand und drückte sie zärtlich.
    „Mein Mädchenname lautet Felicia Anne Dunston.“
    Geräuschvoll sog er Luft ein. „Dunston?“
    „Ja, mein Vater ist John Dunston.“
    „Der Kohlebaron“, sagte Guy. „Soweit ich weiß, ist er einer der reichsten Männer von Newcastle.“
    „Ja, und einer der unbeirrbarsten“, murmelte sie. „Meine Mutter starb bei der Geburt meines Bruders, der tot zur Welt kam …“ Guy zuckte zusammen und ließ ihre Hand los. „Oh, es tut mir leid, ich wollte keine schmerzhaften Erinnerungen in dir wachrufen.“
    „Es ist lange her. Fahr ruhig mit dem Erzählen fort“, versicherte er mit Nachdruck.
    „Mein Vater hat mich aufgezogen. Er ist nicht immer ein Kohlebaron gewesen, aber er besitzt großen Ehrgeiz und tut alles, um in der Welt voranzukommen. Er behauptet zwar, es wäre meinetwegen, doch ich wusste immer, dass er es nur für sich selbst tut. Er hat mich auf die besten Schulen geschickt, damit ich aussehe und spreche, als ob ich den höchsten Kreisen entstamme.“ Unruhig fuhr sie mit den Fingern über die weiche Daunendecke. „Schließlich zwang er mich, Edmund zu heiraten. Edmund gehört dem Landadel an. Meine Kinder sollten den Reichtum meines Vaters und Edmunds Titel erben. Das sollte ihren Kindern die Möglichkeit geben, in den Hochadel einzuheiraten. Mein Vater hat alles genau geplant.“ Ihr Blick wirkte mit einem Mal leer.
    Wie abwesend zupfte sie Federn aus einer kleinen Nahtöffnung am Rand der Decke. Eine Feder nach der anderen segelte zu Boden. Guy hatte den Eindruck, dass sie gar nicht merkte, was sie tat. Ihr Blick schien ganz auf etwas in ihrer Vergangenheit gerichtet zu sein.
    „Dann habe ich sie verloren. Scharlachfieber. Sie starben mir unter den Händen weg. Das ist jetzt elf, nein, zwölf Monate her.“
    Erneut traten ihr Tränen in die Augen, die langsam über ihre Wangen kullerten.
    „Edmund beschuldigte mich, nicht gut genug auf die Kinder achtgegeben zu haben.“ Ein Frösteln überlief sie. „Dass ich mich nach Cedrics Geburt geweigert hatte, das Bett mit Edmund zu teilen, machte es nicht besser.“ Weitere Federn segelten zu Boden. „Mein Vater war außer sich. Er befahl mir, mich mit meinem Mann zu versöhnen und ein weiteres Kind in die Welt zu setzen.“ Ihre Finger zitterten, sodass die Federn sich in jede Richtung verteilten. „Ich konnte es nicht.“ Sie schaute ihn an, und ihre Augen wirkten riesengroß in ihrem blassen Gesicht. „Ich weiß, wie wichtig einem Mann ein Erbe ist, aber Cedric war mein Sohn … mein Kind. Er war nicht einfach irgendjemand, der das Vermögen meines Vaters und den Titel meines Mannes erben würde. Du verstehst, was ich meine, oder?“
    Er nickte, unfähig seine Gefühle in Worte zu fassen. Wenn ihr Vater in diesem Moment hier gewesen wäre, hätte er ihn für seine Grausamkeit eigenhändig erwürgt. Auf dem Bettrand sitzend zog er sie fest an sich. Er konnte nichts tun, als sie zu trösten. Seit Suzannes Tod hatte er keine solche Hilflosigkeit mehr empfunden.
    Er vergaß die Zeit um sich herum, während er sie in den Armen hielt.
    Die Uhr auf dem Kaminsims schlug.
    „Guy?“
    „Hm?“ Er war beinahe eingeschlafen, zufrieden, sie in seiner Nähe zu wissen.
    „Da ist noch etwas.“

9.

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