Historical Saison Band 08
missbrauchen.“ Er schaute ihr wieder in die Augen. „Aber mein Angebot bleibt bestehen, für den Fall dass du es doch irgendwann brauchen solltest.“
Sie lächelte und hob eine Hand, um seine linke Wange zu streicheln. „Du bist sehr großzügig, Guy. Ich hätte dich nicht so verkennen dürfen.“
Er schwieg. So sehr hatte sie sich nun auch wieder nicht in ihm getäuscht. Nichts wünschte er sich mehr, als sie zu seiner Mätresse zu machen, sie in sein Bett zu holen und sie in Besitz zu nehmen. Er begehrte sie über die Maßen.
Ein Klopfen kündigte Annabells Eintreten an. Sie machte sofort halt und warf den beiden einen vorwurfsvollen Blick zu.
„Was tut ihr hier? Was, wenn ein anderer das Zimmer betritt?“
„Jeder andere würde abwarten, bis er hereingerufen wird“, wehrte sich Guy, obwohl er wusste, dass sie recht hatte.
„Mrs Drummond pflegt sich nicht daran zu halten“, stellte sie fest, während sie näher kam und Felicia betrachtete. „Wie ich sehe, geht es Ihnen besser.“
Felicia errötete. „Ja, viel besser, Annabell.“
„Bestimmt haben Sie das nicht meinem Bruder zu verdanken.“
„Sie irren sich, Annabell, Ihr Bruder hat mir unendlich viel geholfen. Ich habe mein Gedächtnis zurückgewonnen.“
Annabell starrte Guy an. „Wann ist das passiert?“
„Als ich aufwachte.“
Es fiel ihr schwer, nochmals alles zu wiederholen, was sie Guy erzählt hatte. Einiges ließ sie aus. Annabell musste nichts über die dynastischen Pläne ihres Vaters erfahren. Für alle außer Guy war dies eine zu persönliche Sache.
Stunden später verließen Guy und Annabell das Zimmer. Doch Felicia konnte nicht einschlafen, obwohl sie sich schrecklich erschöpft fühlte. Sie erinnerte sich an alles: an die Kinder, an Edmund, an ihren Vater … und an Guys ausbleibende Erwiderung auf ihre Liebeserklärung.
Wieso hätte er auch antworten sollen? Er liebte sie nicht und war verlobt. Das hatte sie von vornherein gewusst. Und dennoch hatte sie sich in ihn verliebt und beinahe zugelassen, dass er an jenem Abend im Spielzimmer mit ihr schlief.
Und da waren noch mehr Bilder, die ihr einfach nicht aus dem Kopf gingen. Erinnerungen an Dinge, die sie gemeinsam in diesem Bett getan hatten und die sie nicht glauben konnte.
Es musste sich um Traumgespinste handeln. Nach der plötzlichen Rückkehr ihres Erinnerungsvermögens schien sie einiges durcheinanderzubringen.
Ruhelos drehte sie sich von einer Seite auf die andere. Es war das Beste, wenn sie so schnell wie möglich aufbrach. Sie musste nach London und um ihre Mitgift kämpfen. Nur mit dem Geld konnte sie von ihrem Vater loskommen und ein eigenes Leben führen.
Und sie war spät dran. Sie hätte sich schon vor geraumer Zeit in London befinden sollen.
Notfalls gibt es noch Guys großzügiges Angebot, dachte sie kurz. Und es war mit keinen Verpflichtungen verbunden. Er konnte und würde sie nicht heiraten, aber tief in ihrem Herzen spürte sie, dass er sie zu seiner Mätresse machen würde, wenn sie es zuließ. Und genau das durfte sie nicht.
Die Ungerechtigkeit, mit der Frauen behandelt wurden, erfüllte sie mit Zorn. Eine Frau besaß keine Rechte. Edmund beschuldigte sie der Untreue, und es reichte aus, wenn er zwei Zeugen auftrieb, die seine Behauptung unterstützten. Ihr war es hingegen nicht einmal erlaubt, zu ihrer eigenen Verteidigung auszusagen.
Unfähig, Schlaf zu finden, richtete sie sich in den Kissen auf. Das Feuer flackerte orange, und die Flammen wirkten wie Tänzer, die bis hoch zu den Sternen hüpfen wollten, bevor sie wieder nach unten sanken. In gewisser Weise entsprach dieser Anblick ihrer Gefühlslage. Sie wollte jemanden, den sie nicht erreichen konnte.
Das Leben war alles andere als einfach. Erst der Verlust ihrer Kinder … Vor Schmerz schloss sie die Augen, zwang sich jedoch, sich nicht erneut davon überwältigen zu lassen. Sie dachte an Edmund, der aus Habgier ihr Ansehen in den Dreck zog. Und dann war da Guy, den sie liebte. Bald stand sie als geschiedene Frau von zweifelhaftem Ruf da, und er war mit einer anderen verlobt. Schlimmer konnte es kaum sein. Sie beschloss, am nächsten Tag aufzubrechen. Es war höchste Zeit. Seufzend rollte sie sich zusammen und schlief endlich ein.
Als es an der Tür klopfte, war sie gerade mit Packen beschäftigt. Gewissensbisse plagten sie, weil sie niemandem verraten hatte, dass sie unverzüglich aufbrechen wollte. Lächerlich, nachdem Guy von Anfang an klargemacht hat, dass ich unwillkommen
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