Historical Saison Band 08
KAPITEL
Guy seufzte. „Es gibt immer noch etwas, Felicia.“ Er spürte, wie sie sich in seinen Armen verkrampfte und bedauerte seine gefühllosen Worte im selben Moment. „Erzähl es mir.“
„Ich bin … oder war auf dem Weg nach London, weil Edmund sich von mir scheiden lässt.“
Einen Moment lang erfasste ihn ein Hochgefühl, das jedoch sofort wieder verflog. Es änderte nichts. Er würde Emily Duckworth heiraten. Er benötigte einen Erben, ebenso wie Felicias Vater und ihr Ehemann einen brauchten. So unpersönlich es in den Ohren der Frau, die das Kind gebar, klingen mochte, es gehörte zu den unumstößlichen Tatsachen in seiner Welt.
Eine aufrührerische innere Stimme sagte ihm, dass Felicia ihm den Erben schenken konnte. Gott allein wusste, wie sehr er sie begehrte.
Er schaute ihr ins Gesicht, während sie ihm die ganze Geschichte schilderte. Ihre Zartheit rührte ihn.
Nein, bei Felicias Anblick blieben andere Männer möglicherweise nicht wie angewurzelt stehen, doch sobald sie ihre nähere Bekanntschaft machten, mussten sie ihrer Liebenswürdigkeit verfallen. Sie hatte eine sanftmütige Seele und zugleich Mut und Temperament, für ihre eigenen Überzeugungen einzustehen.
Außerdem begehrte er sie wie keine andere Frau jemals zuvor. Dennoch konnte und durfte er sie nicht heiraten. Er benötigte einen Erben und würde nicht noch einmal eine Frau schwängern, für die er etwas empfand. Nie wieder.
„Bitte sag etwas“, flüsterte sie.
Guy drückte sie an sich. „Mit welcher Begründung hat er die Scheidung eingereicht?“
Ihre Miene verfinsterte sich. „Weil ich ihm keinen weiteren Erben schenken will.“
Guy lachte auf. „Auch wenn er sich vielleicht gern deswegen von dir scheiden ließe, mein Liebling, das wird ihm nicht gelingen.“
„Stimmt, und weil es zur Begründung nicht taugt, bezichtigt Edmund mich des Ehebruchs.“
Zorn erfasste ihn, gefolgt von einem schlechten Gewissen. Er glaubte nicht, dass sie vor der letzten Nacht jemals Ehebruch begangen hatte, und nun schien sie sich nicht mehr daran zu erinnern. Es war der falsche Zeitpunkt, um es ihr zu sagen.
„Dein Ehemann ist wirklich eine hinterhältige Kreatur“, sagte er voll Verachtung. „Und weshalb warst du auf dem Weg nach London? Um seine Behauptung abzustreiten?“
„Nein, erst war ich schockiert und hatte schreckliche Angst. Doch jetzt bin ich froh. Ich will frei von ihm sein.“ Ihre Enttäuschung und Verletzung schwang in jeder Silbe mit. „Aber er will unbedingt meine Mitgift behalten. Er behauptet vor Gericht, Anspruch auf mein Geld zu haben, weil ich ihm untreu sei.“ Ihre Wangen röteten sich vor Entrüstung. „Dabei weiß er ganz genau, dass ich die Treue nicht gebrochen habe. Seine Gier kennt einfach keine Grenzen. Ich benötige die Mitgift, oder wenigstens einen Teil davon, viel dringender als er. Damit wäre ich von meinem Vater unabhängig.“
Erneut quälten Guy Gewissensbisse, doch das Letzte, was sie in diesem Moment brauchen konnte, waren Details aus der vergangenen Nacht. Ohne nachzudenken sprach er aus, was er dachte. „Zum Teufel mit deiner Mitgift! Ich werde dir genug Geld geben, damit keiner dieser Bastarde jemals wieder in dein Leben eingreifen kann.“
Sie starrte ihn an.
Innerlich verfluchte er sich. Was tat er? Er hätte sie ebenso gut fragen können, ob sie seine Mätresse werden wollte. Dennoch fuhr er fort: „Ich gebe dir so viel Geld, dass deine Mitgift, egal wie hoch sie auch sein mag, dagegen wie ein Nichts erscheint.“ Verletzt blickte sie ihn an, als hätte er sie geschlagen. „Ich verlange nichts als Gegenleistung, Felicia. Ich biete es dir an, weil ich es zutiefst verabscheue, dass zwei Männer in dieser Weise über deine finanzielle Situation entscheiden.“ Er lächelte wehmütig. „Bella würde mich bestimmt loben, wenn sie mich so reden hörte.“
Sie stieß fest gegen seine Brust, sodass er sie losließ. „Ich kann und will dein Geld nicht, egal was für ein großherziger Grund dahintersteckt.“ Ihre Stimme wirkte ruhig und kühl. „Ich würde dein Angebot sogar dann ablehnen, wenn ich stattdessen den Rest meines Lebens unter Edmunds Knute oder der meines Vaters zubringen müsste.“
Er starrte zur Seite auf das Feuer und wusste nicht, ob er erleichtert oder enttäuscht war. „Du bist eine kluge Frau, Felicia. Ich sprach aus Zorn, weil mich aufregt, wie diese beiden Männer dich behandeln. Sie sollten dich beschützen und dich nicht für ihre eigenen Zwecke
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