Historical Saison Band 08
wenn ich ihn verliere?“
„Du hast doch zugestimmt, mich zu heiraten. Oder hast du es dir wieder anders überlegt?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich würde mich nur nicht wohlfühlen, wenn ich etwas so Wertvolles trüge.“
Er zuckte mit den Schultern. „Alle Bräute der Familie Chillings haben ihn getragen, und er ist in mehr als hundert Jahren nie verloren gegangen.“
Sie blickte zu ihm auf. „Hast du ihn auch Miss Duckworth überreicht?“
„Nein, denn unser Verhältnis war zu unpersönlich. Vielleicht hätte ich ihn ihr später einmal gegeben.“
„Aber Suzanne hat ihn getragen?“
Kaum hatte Felicia die Frage ausgesprochen, tat es ihr bereits leid. Schließlich ging es sie nichts an.
„Ja, sie hat den Ring geliebt.“
Felicia nickte. „Das kann ich gut verstehen.“
„Nun streif ihn schon über“, forderte er sie ungeduldig auf.
Sie starrte auf das Schmuckstück. Er musste sich doch etwas aus ihr machen. Offensichtlich empfand er mehr als nur Leidenschaft für sie. Diesen Ring hatte er bislang nur einer anderen Frau geschenkt – einer, die er geliebt hatte.
Mit zitternden Fingern nahm sie den Ring aus der Schatulle und streifte ihn über ihren rechten Ringfinger. Er passte wie angegossen. Sie hörte, dass er aufatmete.
„Einen Moment lang dachte ich, du würdest ihn zurückweisen“, erklärte er.
Im Schein des flackernden Feuers leuchtete der Edelstein blutrot. „Er ist zauberhaft.“
„Es ist ein burmesischer Rubin“, murmelte er. „Das sind die feinsten.“
Den Blick nicht vom Ring abwendend sagte sie: „Du hast Suzanne sehr geliebt, nicht wahr?“
„Warum fragst du das jetzt? Wir haben gerade über den Rubin gesprochen.“
„Ich weiß, aber sie war die Letzte, die das Schmuckstück getragen hat, deshalb musste ich an sie denken.“
Er hob mit einer Hand ihr Kinn an, sodass sie ihm in die Augen schauen musste.
„Was Suzanne und mich verband, war etwas völlig anderes als das zwischen uns beiden.“
Sie lachte traurig auf. „Du hast sie geliebt.“
„Ja, allerdings war es von meiner Seite mehr die Liebe eines älteren Bruders für eine Frau, die er hat aufwachsen sehen. Ich will ganz ehrlich zu dir sein, Felicia. Wir führten eine nach außen hin perfekte Ehe, aber was ich für sie empfand, lässt sich nicht mit dem vergleichen, was mich in deiner Nähe erfasst.“
Sie sah ihn an und hoffte, er würde von Liebe sprechen. Dabei wusste sie, dass er es nicht tun würde. Sie erlebte keine Überraschung.
Er ließ sie los und trat einen Schritt zurück.
„Ich reise morgen ab“, kündigte er an. „Oswald, Mrs Drummond und Mary werden bald hier sein.“
„Warum verlässt du mich?“, fragte sie und musste schlucken.
„Das müsstest du eigentlich wissen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, bislang bist du nicht vor mir geflohen.“
Er blickte finster drein. „Ich will dir kein Kind machen, Felicia. Ich will dich nicht verlieren, so wie ich Suzanne verloren habe.“
Sie kam auf ihn zu, doch er machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Zimmer. Es war, als ob er tatsächlich Angst vor seinem eigenen Handeln hätte. Sie verstand es nicht, und er gab ihr keine Gelegenheit, in Ruhe mit ihm darüber zu reden.
Sollte sie ihm folgen? Sie wusste, wo sich seine Zimmer befanden, aber was war dann?
Obgleich sie eigentlich glücklich hätte sein müssen, kam sie sich hilflos vor.
Sie setzte ihre ganze Hoffnung darauf, dass diese Ehe nicht so unglücklich wie ihre erste verlaufen würde. Sie war sich sogar sicher. Sie liebte Guy, wie sie nie zuvor jemanden geliebt hatte. Er begehrte sie. Das war ein Anfang. Es musste ein Anfang sein, denn von mehr konnte sie nicht ausgehen.
18. KAPITEL
The Folly, fünf Monate später …
Felicia trug ein elegantes lavendelfarbenes Kleid, das mit Brüsseler Spitze besetzt war. Annabell stand ihr als Brautjungfer zur Seite. Der Geistliche, der in der kleinen Familienkapelle die Hochzeitszeremonie abhielt, hatte zunächst gezögert, verdankte Guy jedoch seinen Lebensunterhalt und hatte sich schließlich bereit erklärt, die Trauung zu vollziehen.
Guy, ganz in Hellgrau gekleidet, trug eine kunstvoll bestickte Weste und passende Seidenkniehosen. Dominic war sein Trauzeuge.
Außer den vieren und dem Priester wohnten nur Oswald, Mrs Drummond und Mary der Zeremonie bei, da Felicia ihren Vater nicht eingeladen hatte.
Felicia betrachtete das Gesicht ihres künftigen Gemahls. Er machte einen ernsten, aber keinen freudigen Eindruck.
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