Historical Saison Band 08
Zum hundertsten Mal, seit er sie aus der Postkutsche gezogen hatte, fragte sie sich, ob sie einen Fehler beging. Jetzt war es zu spät.
Sie konzentrierte sich wieder auf den Pastor, der die feierlichen Worte mit wenig Hingabe herunterleierte, bis er den entscheidenden Teil erreichte. „Wollen Sie, Felicia Anne Marbury, diesen Mann zu Ihrem rechtmäßigen Ehemann nehmen, ihm die Treue halten in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis dass der Tod euch scheide?“
Sie schaute zu Guy hinüber, der sie in einer Weise anstarrte, die sie ganz nervös machte. „Ja“, flüsterte sie.
„Und Sie, Guy William Chillings, wollen Sie diese Frau zu Ihrer rechtmäßigen Ehefrau nehmen, ihr die Treue halten in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis dass der Tod euch scheide?“
„Ja“, erwiderte Guy, und seine tiefe Baritonstimme halte an den Mauern der Kapelle wider.
„Der Ring.“
Dominic trat mit dem Ehering der Chillings vor. Guy nahm ihn entgegen, ohne Felicia aus den Augen zu lassen. Sie streckte die Hand aus, und er schob ihr den Ring über den linken Ringfinger.
„Hiermit erkläre ich euch zu Mann und Frau.“ Der Geistliche lächelte sie an. „Sie dürfen die Braut jetzt küssen“, ermunterte er Guy.
Obwohl er sie nur kurz küsste, verspürte Felicia ein Prickeln am ganzen Körper. Seit er ihr fünf Monate zuvor den Verlobungsring über den Finger gestreift hatte, hatte er sie nicht mehr berührt. Sie hatte daraus geschlossen, dass ihre Ehe nicht nur eine reine Vernunftehe werden würde, sondern dass er sie zudem auch nicht mehr länger begehrte. Es schien, als ob sein Antrag alles vernichtet hätte, was er jemals für sie empfunden haben mochte. Sie hatte die vergangenen fünf Monate ohne Guy in The Folly zugebracht. Ihr waren lediglich Gerüchte zu Ohren gekommen, dass die höheren Kreise ihn mieden. Und auch nach der Hochzeit würden die kleinlichen Eiferer, die den Ton angaben, sie nicht an seiner Seite akzeptieren.
Erst als Annabell sie vorsichtig am Rücken berührte, merkte sie, dass Guy sich bereits zum Aufbruch abgewandt hatte und ihr seinen Arm hinhielt, damit sie sich bei ihm einhängen konnte. Gesetzten Schrittes passierten sie die leeren Kirchenbänke und gingen durch die Pforte an die frische Luft.
Es herrschte strahlender Sonnenschein, und die voll erblühten Narzissen leuchteten ihnen buttergelb und schneeweiß als Vorboten des Sommers entgegen.
Schweigend legten sie den Kiesweg bis zum Haupthaus zurück. Annabell und Dominic hinter ihnen unterhielten sich gedämpft.
Am Eingang warteten aufgereiht die Bediensteten. Felicia gab jedem einzelnen die Hand.
Nur sehr wenige Gäste erschienen zum Hochzeitsfrühstück, es waren allerdings auch nicht viele eingeladen worden.
Dominic stand auf und erhob sein Champagnerglas. „Auf das glückliche Paar! Auf ein langes und glückliches Leben!“
Alle klatschten und stießen auf die Brautleute an.
„Auf dass sie viele Kinder bekommen!“, ergänzte Annabell, und Lacher begleiteten ihren Trinkspruch. „Da Dominic und ich die Aufgabe nicht übernehmen wollen.“ Sie machte eine Handbewegung, mit der sie The Folly mit einschloss. „Dies hier ist Guys Werk, und es sollte an seine eigenen Kinder weitergegeben werden.“
Felicia errötete, doch glücklicherweise musste sie nichts anderes tun, als den Gästen zuzulächeln.
Guy stand auf und ergriff das Wort. „Ich danke Ihnen allen dafür, dass Sie gekommen sind. Und nun wünsche ich Ihnen viel Vergnügen.“
Er umschloss Felicias Hände, und sie wollte nur noch spüren, dass er da war. Fünf Monate lang hatte sie sich gefragt, warum er fernblieb. Gemeinsam verließen sie das festlich geschmückte Zimmer. Auf dem Gang ließ er sie los.
„Mrs Drummond hat veranlasst, deine Sachen in die Räume, die an meine grenzen, zu bringen. Diese Zimmer gehörten einmal meiner Mutter. Wenn du dort irgendetwas verändern möchtest, brauchst du es Mrs Drummond nur mitzuteilen.“
Sie nickte.
Er verbeugte sich kurz und wandte sich ab. „Guy“, sagte sie hastig, „wohin gehst du?“
Kaum hatte sie die Frage ausgesprochen, bedauerte sie es bereits. Alles zwischen ihnen hatte sich geändert, und zwar nicht zum Besseren. Jetzt hatte er sie geheiratet, nachdem er ihr fünf Monate lang nicht einmal einen Brief geschrieben hatte. Warum dachte sie, er würde ihr etwas erklären? Es hatte gewirkt, als ob sie für ihn gar nicht mehr existierte, und dann war er plötzlich mit
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