Historical Saison Band 08
Tür hinter ihm schloss. Dann stand Mrs Drummond ihr zur Seite.
Unruhig ging Guy den Gang auf und ab.
Annabell steckte den Kopf aus dem Schlafzimmer. „Guy, du solltest besser in die Bibliothek gehen. Es macht keinen Sinn, wenn du dich hier weiter verrückt machst.“
Verstört blickte er sie an. Er war ungekämmt und trug noch immer nichts als seinen Hausmantel.
„Nein, ich weiche nicht von der Tür, bevor ich meine Frau und mein Kind gesund und munter gesehen habe.“
Sie schüttelte den Kopf. Aus dem Inneren des Zimmers hörte man ein Stöhnen. Mrs Drummond hatte ihm versichert, dass es bei Felicia keine Schwierigkeiten geben würde. Auch Felicia hatte es ihm versprochen.
Er war froh, dass Bella gekommen war, um den letzten Monat vor der Geburt mit ihnen zu verbringen. Für Felicia war sie eine gute Begleiterin gewesen und für ihn ein Fels in der Brandung. Da sie die Zeit nach Suzannes Tod miterlebt hatte, verstand sie seine Ängste und Befürchtungen oftmals, wenn kein anderer sie nachvollziehen konnte. Felicia hatte die ganze Zeit über große Zuversicht ausgestrahlt.
Als er sie kennengelernt hatte, war sie noch dabei gewesen, sich von einer tiefen Trauer zu erholen. Doch in ihrer gemeinsamen Ehe hatte sie ihre positive Lebenseinstellung rasch zurückgewonnen und ihm unendlich viel Glück beschert. Er wollte sie um keinen Preis verlieren. Es durfte einfach nicht passieren.
Gerade wechselte er beim Auf-und-Ab-Gehen die Richtung, als sich endlich die Tür öffnete.
„Guy!“, rief Bella.
Er wirbelte herum, und eine schreckliche Angst erfasste ihn.
„Guy, du hast einen gesunden Sohn“, verkündete Bella lächelnd. „Und eine erschöpfte, aber ansonsten gesunde Frau.“
Eine Zentnerlast fiel ihm von der Seele, und er lief ins Zimmer. Bella und Mrs Drummond gingen an ihm vorbei aus dem Raum, aber er hatte nur Augen für seine Frau.
Felicia lehnte gegen einen Berg von Kissen. Ihr Haar lag um sie herum ausgebreitet wie ein kupferfarbenes Samttuch. Sie war blass von der Anstrengung, aber sie lächelte überglücklich.
„Guy, mein Liebster, du hast einen Erben“, sagte sie leise.
Er nahm ihre Hand und führte sie an seine Lippen. „Wichtiger ist, dass du es gut überstanden hast.“
In ihre Armbeuge eingekuschelt lag sein Sohn. Ein feines Büschel dunkler Haare bedeckte das Köpfchen. Freude und Staunen erfüllten Guy.
„Er hat blaue Augen“, bemerkte Felicia. „Aber das kann sich noch ändern. Alle Säuglinge haben blaue Augen.“
„Er ist perfekt, egal was für eine Augenfarbe er hat. Er ist unser Kind.“
Sie lächelte noch immer, doch er merkte, dass sie Ruhe benötigte. Leise umrundete er das Bett und legte sich neben seine Frau und seinen Sohn. Vorsichtig, damit er das Baby nicht zu sehr drückte, umschloss er Mutter und Kind mit seinen Armen.
„Die nächste Niederkunft wird noch leichter“, murmelte sie und schlief ein.
Guy empfand eine Liebe wie er sie nie für möglich gehalten hatte. Staunend betrachtete er seine Familie. Wunder gab es doch.
– ENDE –
Anne Ashley
Dezembernächte voller Zärtlichkeit
1. KAPITEL
September 1814
Seufzend wandte Miss Bethany Ashworth ihren Blick von der einst vertrauten Landschaft ab und sah ihre Reisegefährtin an. „Ich bin es so müde, Ann“, gestand sie leise. „Von diesem rastlosen Leben habe ich mehr als genug.“
„Kein Wunder.“ Ann Stride lächelte liebevoll und mitfühlend. „In den letzten fünf Jahren sind wir kreuz und quer durch Europa gezogen. Und was mich betrifft – die letzten Wochen in Paris erschienen mir besonders anstrengend.“
„Nicht nur das ewige Reisen zerrt an meinen Nerven“, erklärte Bethany und blickte wieder aus dem Kutschenfenster. „Was mich viel mehr ärgert, ist meine Unentschlossenheit.“ Voller Selbstironie begann sie zu lachen. „Viel zu oft bekunde ich den Wankelmut, den man unserem Geschlecht nachsagt. Diese Schwäche darf ich mir nicht länger gestatten. Nun muss ich mich endlich zusammennehmen und an die Zukunft denken.“
Besorgt runzelte Ann die Stirn. „Bereust du deinen Entschluss, nach Ashworth House zurückzukehren? Wie ich mich erinnere, warst du dir nach dem Tod deines lieben Papas nicht sicher.“
„Nein, diese Entscheidung bedaure ich keineswegs.“ Ein rätselhaftes Lächeln umspielte Beth’ Lippen, die in den letzten Jahren so mancher Gentleman reizvoll gefunden hatte. „Sie könnte sich als sehr sinnvoll erweisen … Aber ob ich für immer dort bleiben will –
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