Historical Saison Band 08
das steht auf einem anderen Blatt. Zum Glück werden wir nicht gezwungen sein, hier auf dem Lande auszuharren, wenn uns nach Abwechslung dürstet. Und wenn es so ist, sollte es uns nicht überraschen, angesichts unseres Lebensstils in dieser ganzen langen Zeit. Aber – nein, Ann, ich bereue es nicht, zu dem Haus zurückzukehren, in dem ich aufgewachsen bin“, bekräftigte sie, ehe sie sich auf praktischere Erwägungen konzentrierte. „Und vorausgesetzt, der unentbehrliche Rudge hat seine Pflicht erfüllt, erwartet uns ein angenehmer Aufenthalt – solange wir ihn genießen wollen.“
Die Reisegefährtin atmete erleichtert auf. „Nun, dann freue ich mich auf Ashworth House, und es würde mir gefallen, dort Wurzeln zu schlagen. Zumal uns in England gewiss ein kälterer Winter bevorsteht als auf der Iberischen Halbinsel. Da ich sieben Jahre älter bin als du, zehrt das Nomadenleben allmählich an meinen Kräften.“
„In diesem Fall, meine liebe Ann, werde ich unsere Reise abkürzen.“ Beth öffnete das Fenster und wies den Fahrer der Postkutsche an, bei der nächsten Einfahrt abzubiegen.
Wenig später zügelte der Kutscher das Gespann vor einem imposanten schmiedeeisernen Tor, und einer der Postreiter blies in sein Horn, um die Aufmerksamkeit des Pförtners zu erregen.
Sichtlich erbost über die Störung, trat ein kleiner, untersetzter Mann aus dem Pförtnerhaus. „Und was haben Sie auf Stavely Court zu schaffen, wenn ich fragen darf?“, stieß er hervor, von der Ankunft der Postkutsche mit den vier Reitern kein bisschen beeindruckt.
„Das ist einzig und allein meine Sache!“, rief Beth lächelnd und lenkte seinen Blick auf sich. „Sperren Sie das Tor auf, George Dodd, und lassen Sie mich passieren! Sonst beschwere ich mich bei Ihrem Herrn, wenn ich ihn nächstes Mal sehe.“
Wohl eine halbe Minute lang spähte der Pförtner zwischen den Gitterstäben hindurch und musterte die junge Dame, die aus dem Kutschenfenster schaute. Dann verzog sich sein zerfurchtes, wettergegerbtes Gesicht zu einem breiten Grinsen. „Gott sei meiner Seele gnädig! Wenn das nicht Sie sind, Miss Bethany! Nach all den Jahren!“ Ohne Zögern öffnete er die beiden Torflügel und eilte zu der Kutsche, so schnell ihn seine arthritischen O-Beine trugen. „Hätt’ ich nicht gedacht, dass ich Sie noch mal sehe.“ In seinen dunklen Augen glänzte es verdächtig.
„Wie geht es Ihnen, Dodd?“, fragte Beth sanft. „Ihre Gelenke scheinen Sie wieder zu plagen.“
„Ach, so schlimm ist es nicht. Und jetzt, wo Sie wieder daheim sind, fühle ich mich gleich viel besser. Da bin ich sicher nicht der Einzige. Vor ein paar Wochen ist der Master aus London zurückgekommen. Sie werden ihn oben im Haus antreffen, Miss.“
Sofort erlosch ihr Lächeln. „Um die Wahrheit zu gestehen, Dodd – ich bin nicht hier, um Ihren Herrn zu besuchen. Seit drei Wochen bin ich unterwegs, nun möchte ich die Abkürzung über Sir Philips Land benutzen. Aber ich will Sie nicht in Schwierigkeiten bringen.“
„Fahren Sie nur zu, Miss Beth, das wird dem Master ganz bestimmt nichts ausmachen.“
Stavely Court wirkte nicht so sehr durch seine Größe beeindruckend, sondern dank der grandiosen Architektur und des prächtigen Parks, auf den fast jedes der zahlreichen Fenster des Herrschaftshauses den Blick freigab. Daher fiel die Postkutsche, die die Ländereien ihres Bruders durchquerte, Lady Chalford unweigerlich ins Auge, als sie aus dem Westfenster der Bibliothek sah.
„Beim Lunch hast du gar nicht erwähnt, dass du Besuch erwartest, Philip. Wäre ich informiert gewesen, hätte ich auf meinen Mittagsschlaf verzichtet, denn solange ich hierbleibe, übernehme ich gern die Pflichten einer Gastgeberin. Zumindest sollte ich deine Besucher begrüßen.“
Nur kurz blickte Sir Philip Stavely von seinen Papieren auf, um seiner Schwester zu erklären, sein einziger Besucher, der Verwalter, sei bereits am Vormittag erschienen.
Missbilligend schüttelte Lady Chalford den Kopf. „Wenn das so ist, nutzt jemand wieder einmal deine Gutmütigkeit aus und fährt über dein Land. In mancher Hinsicht bist du viel zu großzügig. Was zu Beginn des Sommers passiert ist, weißt du doch – jemand hat auf dich geschossen! Wirklich, du dürftest fremden Leuten nicht gestatten, deinen Grundbesitz zu überqueren. Nicht einmal, wenn sie in einer Postkutsche mit vier Postillions reisen.“
Nicht im Mindesten beunruhigt, unterzeichnete Sir Philip ein Dokument mit seinem
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