Historical Saison Band 09
Namen „Windstoß“ trug.
Er blickte ebenso erstaunt drein wie Sophie. „O Gott!“, murmelte er.
Sophie brachte keinen Laut über die Lippen.
„Euer Gnaden?“, sagte Lady Myers. Es war eindeutig eine Frage und keine Begrüßung.
Er verbeugte sich. „Zu Ihren Diensten, Mylady.“
Sie deutete einen Knicks an. „Euer Gnaden, ich möchte Ihnen Miss Sophia Langford vorstellen. Ich denke, Sie haben die junge Dame bereits erwartet.“
Als Sophie sich nicht rührte, stieß Lady Myers sie leicht mit dem Ellbogen an.
Sophie zuckte zusammen. Die Augen auf den Boden gerichtet, knickste sie vor dem Gentleman, an den sie während der letzten Stunden oft hatte denken müssen. „Euer Gnaden!“
James Dersingham, Duke of Belfont, der seine junge Verwandte bisher für ein Schulmädchen gehalten hatte, schaute von einer Dame zur anderen und bemühte sich, seine Verwirrung zu verbergen. Er war sicher, dass er die beiden schon einmal gesehen hatte. Aber wann und wo mochte das gewesen sein? Warum, um Himmels willen, erinnerte er sich so deutlich an das Gesicht der jüngeren? Sie war nicht einmal besonders hübsch und auch nicht elegant gekleidet. „Ich denke“, stellte er fest, „Sie befinden sich mir gegenüber im Vorteil.“
Sophie runzelte die Stirn. „Heißt das, dass Sie meinen Brief nicht bekommen haben?“
„Ich habe aus Neapel das Schreiben einer Miss Langford erhalten“, stellte er klar. „Dass die Verfasserin schon so bald auf meiner Schwelle stehen würde, habe ich allerdings nicht erwartet.“
„Verzeihen Sie, dass ich mich einmische“, meinte Lady Myers. „Da mein Gatte und ich im Begriff waren, nach England zurückzukehren, kurz nach dem Tod von Miss Langfords Vater, habe ich das arme Mädchen gedrängt, sich uns anzuschließen. Es gab ja sonst niemanden, der Sophie auf der Reise hätte begleiten können. Unter diesen Umständen war es ihr verständlicherweise nicht möglich, auf eine Antwort von Ihnen zu warten.“
Sie war also gerade erst in England eingetroffen. Als ihm das klar wurde, fiel ihm auch ein, wo er sie gesehen hatte. Es war in Dover gewesen vor dem Gasthof. In Erinnerung daran, dass er sie kurz verdächtigt hatte, etwas gegen den Prinzregenten im Schilde zu führen, musste er lächeln.
Sophie bemerkte mit einer gewissen Erleichterung, wie es um seine Mundwinkel zuckte.
Doch dann fragte er in überheblichem Ton: „Was wünschen Sie von mir?“
„Gar nichts, Euer Gnaden“, stieß sie hervor. „Es war ein Fehler, Sie aufzusuchen.“
Wie abweisend sie sein konnte! Und wie reizvoll diese seltsame Mischung aus Selbstbewusstsein und Unsicherheit war! Nun, dass sie sich unsicher fühlte, geschah ihr nur recht! Was dachte sie sich dabei, einfach in der Annahme bei ihm aufzutauchen, dass er sie freundlich aufnehmen würde? Er wusste ja nicht einmal, ob sie wirklich mit ihm verwandt war. Gut, Harriet hatte gesagt, die Nichte eines seiner Vorfahren habe einen Lord Langford geheiratet. Aber das war noch lange kein Beweis dafür, dass er irgendwie verantwortlich für diese junge Frau war. Himmel, wenn doch nur Harriet da wäre, um ihm zur Seite zu stehen!
„Wenn Sie enttäuscht darüber sind, dass ich Sie nicht voller Begeisterung in die Arme geschlossen habe, so tut mir das leid“, stellte er in überheblichem Ton fest.
„Oh, meine Enttäuschung hat völlig andere Gründe“, gab sie spitz zurück. „Ich war davon ausgegangen, es mit einem Gentleman zu tun zu haben.“ Noch während sie sprach, hätte sie sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Andererseits hatte er sich wirklich schlecht benommen. Er hatte Lady Myers nicht einmal eine Erfrischung angeboten.
Der Duke starrte sie einen Moment lang an. Noch nie hatte jemand so zu ihm gesprochen. Niemand hätte das gewagt, und ganz gewiss kein Mädchen, das kaum dem Schulzimmer entwachsen war. In der Brust dieser unauffälligen Sophia Langford musste das Herz einer Löwin schlagen! Wahrhaftig, sie war eine faszinierende Frau.
„Euer Gnaden“, versuchte Lady Myers zu vermitteln und legte Sophie beruhigend die Hand auf den Arm, „wir waren der Ansicht … Das heißt, Miss Langford dachte …“
„Was hat sie gedacht?“, verlangte er zu wissen.
„Dass Sie ein alter Herr wären“, entfuhr es Sophie.
„Ich bin vierunddreißig“, erklärte er, bevor er in lautes Lachen ausbrach.
Sie nickte. „Mama hat mir erzählt, der dritte Duke sei ohne direkte Nachkommen gestorben. Deshalb habe sein jüngerer Bruder den Titel geerbt.
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