Historical Saison Band 09
haben nie erwähnt, dass er Sie kennt.“
„Er weiß von mir, aber wir sind uns nie begegnet. Als Junge war ich nur selten in Edinburgh. Mein Vater fand mich zu wild, also musste ich in der Schule bleiben.“
Esme hatte das Damenkolleg gern besucht, aber die Ferien zu Hause hatte sie bei Weitem vorgezogen. Es hätte sie zutiefst traurig gemacht, gezwungen zu sein, das ganze Jahr über im Internat zu bleiben. Aber sie zwang sich, nicht über MacLachlanns einsame Jugend nachzudenken, sondern über das Problem, um das es ihr hier wirklich gehen sollte. „Kennt er denn Ihren Bruder?“
„Ich denke, ja.“
Er sprach so gelassen, dass Esme errötete – allerdings nicht vor Verlegenheit oder Verlangen. „Sie fanden aber nicht, das sei etwas, das ich wissen sollte?“
„Wir werden vielen Leuten begegnen, die Augustus kennengelernt haben. Da stellt der Earl keine Ausnahme dar.“
„Abgesehen davon, dass wir versuchen, seine Papiere einzusehen. Wenn der Earl einen Grund hat, Sie zu verdächtigen …“
„Es ist meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass uns niemand verdächtigt, und ich erledige meine Aufgaben meist tadellos. Wenn wir in der Bibliothek ertappt werden sollten, behaupten wir einfach, dass die Tür offen war und wir hineingeschlüpft sind, um ein wenig allein zu sein.“ Er sah sie vielsagend an.
„Unsere Abwesenheit könnte sofort bemerkt werden.“
„Nein, nicht so schnell“, warf Catriona ein. „Ich habe zwanzig Paare eingeladen.“
Das klingt eher nach einem Ball als einer Dinnergesellschaft, fand Esme.
„Vater liebt große Gesellschaften“, erklärte Catriona, „und ich dachte, je mehr Menschen da sind, desto besser für unsere Absicht.“
„Sie haben völlig recht“, versicherte MacLachlann ihr mit einem Lächeln. „Je mehr, je lustiger, sage ich immer.“
„Jetzt zu Beginn des Frühlings befindet sich glücklicherweise der größte Teil der Bekannten Ihres Bruders auf dem Land“, fuhr Lady Catriona fort. „Ich habe Freunde meines Vaters und unseren Anwalt Gordon McHeath eingeladen.“
Esme nickte. „Falls Ihr Vater betrogen oder mit irgendeinem Trick dazu gebracht worden ist, eine Unterschrift zu seinem Nachteil zu leisten, ist es nur allzu wahrscheinlich, dass Mr McHeath darin verwickelt ist“, sagte sie.
„Das wäre mir sehr unangenehm“, erwiderte Catriona bedrückt. „Seine Familie besitzt seit drei Generationen den besten Ruf, und Gordon McHeath ist ein ehrenhafter junger Mann. Mir ist noch nie etwas Schlechtes über ihn zu Ohren gekommen.“
Was ihn nicht sofort zu einem anständigen Menschen macht, dachte Esme. „Einige der Menschen, die Jamie vertrat, wurden von Männern betrogen, die angeblich die Rechtschaffenheit in Person waren“, bemerkte sie trocken.
„Es ist ein wenig früh, irgendjemanden zu verdächtigen. Zufällig lässt sich meine Familie vom selben Anwaltsbüro vertreten.“
Esme bedachte ihn mit einem gereizten Blick. Warum hatte sie auch davon nichts erfahren? Es würde ihrer Untersuchung so sehr helfen, wenn sie eine Verbindung zum Anwalt Lord Duncombes hatten. Was hatten MacLachlann und Jamie ihr sonst noch verschwiegen?
„Ich bin davon überzeugt, dass Mr McHeath vertrauenswürdig ist“, sagte Catriona mit einem schüchternen Lächeln, als maße sie sich eine Meinung an, die ihr nicht zustand. „Und vielleicht haben Sie recht, und ich habe mir wegen nichts zu viele Sorgen gemacht. Ich hoffe es so sehr! Gibt es denn noch etwas, das Sie wissen möchten?“
„Wann sollen wir kommen?“
„Um sieben Uhr.“ Catriona sah vom einen zum anderen, während sie mit der Quaste ihres schwarzen Samtretiküls spielte. „Ich kann kaum in Worte fassen, wie dankbar ich Ihnen bin“, sagte sie mit ihrer weichen, angenehmen Stimme. Ihre grünen Augen glitzerten verdächtig, als wäre sie kurz davor, in Tränen auszubrechen. „Ich fürchte, unsere finanzielle Lage ist sogar prekärer, als ich vermutet hatte.“
„So arg kann es ja nicht sein, wenn Sie eine Abendgesellschaft für vierzig Gäste geben“, warf Esme ein. Und auch Catrionas Kleidung war offensichtlich neu und sehr teuer.
Trotz ihrer logischen Bemerkung bedachte MacLachlann sie mit einem seiner tadelnden Blicke. Wie die meisten Männer war er mehr als bereit, alles zu glauben, wenn es aus dem Mund einer schönen jungen Frau kam.
„Vater gibt vor, alles sei in Ordnung und wir hätten keinen Grund, uns Sorgen zu machen.“ Catrionas Wangen überzogen sich mit zarter Röte. „Wenn ich
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