Historical Saison Band 09
Karte auf einem silbernen Tablett. „Sind Sie daheim, Mylady?“
Esme nahm die Karte und runzelte die Stirn, als sie sah, wer darauf wartete, zu ihr gelassen zu werden. „Ja, McSweeney. Führen Sie sie bitte herein.“
Nachdem der Butler gegangen war, schloss Esme das Schreibpult, erhob sich und strich den Rock ihres hübschen, geblümten blassgrünen Kleids glatt. In diesem eleganten Aufzug fühlte sie sich eher gleichberechtigt mit Lady Catriona McNare – der Frau, die ihrem Bruder das Herz gebrochen und sein Glück zerstört hatte.
6. KAPITEL
A ls Catriona den Raum betrat, bemühte Esme sich, keine Überraschung zu zeigen. Natürlich hatte sie gewusst, dass Catriona inzwischen älter geworden sein musste – wie schließlich jeder von ihnen. Catriona war wie immer sehr elegant gekleidet. Heute trug sie ein sehr hübsches, kurzes taubengraues Jäckchen mit schwarzen Knebelknöpfen zu einem silbergrauen Kleid, dazu einen passenden grauen Hut mit schwarzen Samtbändern. Es war also nicht ihre Kleidung oder ihre Haltung, die Esme verblüffte. Es war ihr Gesicht. Sie hatte sie nur ein einziges Mal gesehen, und zwar an jenem schicksalhaften Tag, an dem Catriona Jamie den Laufpass gegeben hatte, aber sie würde nie die aufsehenerregende Schönheit vergessen, die ihren Bruder so verletzt hatte.
Damals war Catrionas Gesicht weich und rund gewesen, ihre Wangen rosig. Jetzt war sie blass und ihr Gesicht fast hager. Ihre grünen Augen wiesen einen gejagten Ausdruck auf, eigentlich jenem Jamies ähnlich, wenn er glaubte, Esme merkte es nicht.
„Guten Tag, Miss McCallan“, sagte Catriona McNare, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass sie allein waren. „Ich kann Ihnen nicht genug danken, dass Sie nach Edinburgh gekommen sind, um mir zu helfen, und auch Ihrem Bruder, der Sie geschickt hat.“
Wie sehr sie sich auch verändert hatte und wie dankbar sie auch sein mochte, sie war trotz allem immer noch die Frau, die Jamie abgewiesen hatte, weil er zu arm und unbedeutend für die Tochter eines Earls war. „Er ist ein sehr großzügiger, versöhnlicher Mann.“
„Aber Sie lassen sich nicht versöhnen, wie ich vermute“, sagte Catriona leise. „Ich verstehe das sehr gut. Immerhin habe ich Ihren Bruder sehr schlecht behandelt, und ich …“
„Na, wen haben wir denn da?“, fragte MacLachlann herzlich, während er zur Tür hereinkam.
Es waren zwar erst zwei Stunden vergangen, seit Esme ihn das letzte Mal gesehen hatte, aber er sah sehr viel besser aus, ausgeruht und gelassen. Außerdem hatte er sich rasiert und das Haar gekämmt und trug ein frisches weißes Hemd, Krawattentuch, schwarze Hose und dunkelgrüne Jacke und Weste – jeder Zoll der reiche, souveräne Gentleman.
„Das ist Lady Catriona McNare, die Tochter des Earl of Duncombe.“
„Ich bin entzückt, Sie kennenzulernen, Mylady.“ MacLachlann verbeugte sich und hob Catrionas behandschuhte Finger galant an die Lippen.
„Sie müssen Quintus MacLachlann sein“, sagte Catriona. „Jamie hat mir in seinem Brief alles über Sie geschrieben.“
„Du meine Güte, ich hoffe doch, nicht wirklich alles “, rief er in gespieltem Entsetzen, „sonst werden Sie nie wieder mit mir reden wollen.“
Catriona lächelte herzlich und erinnerte wieder ein wenig mehr an die Schönheit, die sie damals gewesen war. „Ich werde immer glücklich sein, mit Jamies Freunden zu reden.“
Es war nicht der Moment, fand Esme, ihre Zeit mit leerem Geschwätz und bedeutungslosen Komplimenten zu vertun. Sie kam sofort zum Punkt. „Ist es Ihnen möglich gewesen, irgendwelche wichtigen Dokumente zu finden?“
Catriona schüttelte den Kopf. „Leider nein. Mein Vater schließt meistens die Tür zu seiner Bibliothek ab.“
MacLachlann warf Esme einen rätselhaften Blick zu und wies dann auf einen Sessel. „Bitte setzen Sie sich.“
Wollte er ihr etwa andeuten, dass sie unhöflich gewesen war? Und wenn ja, war es ihr auch gleichgültig.
„Meistens? Sie ist also nicht immer verschlossen?“, fragte MacLachlann, sobald sie sich gesetzt hatten.
„Nein. Manchmal lässt er die Tür offen, wenn er nur für eine kleine Weile fort muss.“ Catriona räusperte sich leicht. „Wie ich höre, stellt eine verschlossene Tür allerdings kein Hindernis für Sie da, Mr MacLachlann. Als ich also erfuhr, wann Sie kommen würden, bereitete ich für heute Abend ein Fest Ihnen zu Ehren vor. Unsere Väter waren recht gut befreundet.“
„Ja, das stimmt.“
Esme war entsetzt. „Sie
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