Historical Saison Band 09
Pulteney Hotel absteigen wollte, wo auch seine Schwester, die Großherzogin, Räumlichkeiten gemietet hatte.
Aus Zorn verlangte der Regent seinen Mitarbeitern noch mehr ab als sonst. Belfont fand kaum noch Gelegenheit, Zeit mit seiner Schwester und Sophie zu verbringen.
Letztere verbrachte viele Stunden am Schreibtisch. Doch Harriet gelang es hin und wieder, sie dazu zu bringen, gemeinsam mit ihr an Bällen, Soireen oder anderen Gesellschaften teilzunehmen. Das war amüsant, aber auch anstrengend. Die anderen Gäste sahen in ihr, da sie so lange im Ausland gelebt hatte, ein exotisches Wesen, stellten merkwürdige Fragen und warteten nur darauf, sie bei einem Fehler zu ertappen. Doch meistens benahm Sophie sich genau so, wie man es von einem weiblichen Mitglied der guten Gesellschaft erwartete. Nur wenn man sie allzu sehr reizte, sagte sie hin und wieder etwas Ungehöriges.
Eines Abends waren Harriet und Sophie bei Mrs Jefferson eingeladen, deren Tochter Ariadne ihre erste Saison in London erlebte. Dort trafen sie Theodore Buskin wieder, dessen Bekanntschaft Sophie bereits auf Lady Carstairs’ Soiree gemacht hatte. Der junge Mann genoss es sichtlich, mit seinen Erlebnissen zu prahlen. So berichtete er voller Stolz, dass er auf der Jagd einen der Begleiter des preußischen Königs kennengelernt und bei Almack’s mit einer der Hofdamen der Großherzogin getanzt hatte.
„Ich bin sicher, so gute Tänzer wie Sie gibt es in Russland nicht“, meinte sein Freund Peter Poundell mit freundlichem Spott.
Und ein anderer aus der Runde setzte hinzu: „Es sei denn, man würde auch die Tanzbären mit einbeziehen.“
Alle brachen in Lachen aus, woraufhin der unglückliche Buskin vor Scham und Ärger errötete.
„Ich bin sicher“, kam Sophie ihm zu Hilfe, „dass es in Russland sehr gute Tänzer gibt. Sie können stolz darauf sein, dass die russische Dame Sie als Tanzpartner gewählt hat.“
„Sind Sie in Russland gewesen?“, erkundigte der junge Mann sich.
„Nein.“
„Aber Sie haben viele andere Länder kennengelernt.“
„O ja. Mit meinen Eltern habe ich halb Europa bereist.“
„Ach, wie ich Sie beneide!“, rief Dorothy Fidgett, die im Jahr zuvor in die Gesellschaft eingeführt worden war, aber noch keinen Ehemann gefunden hatte. „Wenn man ein so aufregendes Leben führt, sehnt man sich vermutlich nicht sehr nach einem richtigen Heim.“
„Mein Leben war nicht immer aufregend. Und tatsächlich habe ich mir manchmal gewünscht, sesshaft zu werden.“
„Und zu heiraten? Sie haben doch bestimmt Anträge bekommen.“
„Keinen, den ich ernsthaft in Betracht gezogen hätte.“
„Nein?“, hakte Miss Fidgett nach.
„Einer meiner Verehrer war ein Maler, der andere ein italienischer Conte. Keiner von Ihnen kam als Gatte infrage.“
„Sie haben einen italienischen Grafen abgewiesen? Warum? War er verarmt? War er alt? Oder hässlich?“
Lachend schüttelte Sophie den Kopf. „Ich mochte ihn einfach nicht genug, um den Rest meines Lebens mit ihm zu verbringen.“ Dann fiel ihr ein, wie zornig ihr Vater gewesen war, als er erfuhr, dass sie den Conte abgewiesen hatte.
„Ist der Ärmste daraufhin in Melancholie verfallen?“, wollte Ariadne wissen.
„Das glaube ich kaum. Er ist nach Frankreich gegangen, und ich habe ihn nie wieder gesehen.“
„Was für eine romantische Geschichte! London muss Ihnen nach solchen Erlebnissen recht langweilig vorkommen.“
„Keineswegs! Es gibt so viele interessante Menschen hier!“
„Dann hoffen Sie wohl, noch in dieser Saison einen Gatten zu finden?“„Nein, ich möchte nicht heiraten.“
„Wie können Sie so etwas sagen!“, rief Ariadne entsetzt aus. „Jede junge Dame braucht einen Ehemann!“ Sie war ein hübsches und freundliches Mädchen, das allerdings keinen besonders klugen Eindruck machte und vermutlich nicht in der Lage war, ein Gespräch über ernsthafte Themen zu führen.
Sophie überlegte einen Moment lang, ob Belfont sich wohl zu einem so oberflächlichen Geschöpf hingezogen fühlen würde. Sie vermochte es sich nicht vorzustellen. Aber sie war sich durchaus darüber im Klaren, dass die meisten Männer bei der Suche nach einer Gattin nur einige wenige Punkte für wichtig hielten: Ihre Braut sollte einer angesehenen Familie entstammen, gut aussehen und über eine anständige Mitgift verfügen.
„Ich möchte mir meine Selbstständigkeit bewahren und meinen Lebensunterhalt selbst verdienen“, erklärte Sophie.
„Wie, um Himmels willen,
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