Historical Saison Band 09
verliebt. Er und sein Bruder hatten die junge Dame eines Tages verletzt auf einer Wiese gefunden. Ihr Pferd hatte sie abgeworfen. Zu jenem Zeitpunkt wussten die Gentlemen nicht, um wen es sich handelte. Aber sie waren beide von Louise Dersingham fasziniert. Es entstand ein ungesunder Wettstreit zwischen den Brüdern, der schließlich zum endgültigen Bruch zwischen ihnen führte.“
„Oh …“, murmelte Sophie. „Aber wenn er meine Mama doch liebte, was hat ihn dann bewogen, sie heute mit den schlimmsten Schimpfnamen zu belegen?“
„Verletzter Stolz vermutlich.“
Sophie schaute zu Lady Myers hin. „Und ich, meinen Sie, bin auch zu stolz?“
Es war Lord Myers, der auf die Frage antwortete. „Auf jeden Fall haben Sie überstürzt gehandelt. Ein Mann wie Belfont, der im Auftrag des Prinzregenten schwierige Aufgaben erledigt hat, sollte sich nicht zusätzlich Sorgen um die Mitglieder seiner Familie machen müssen. Deshalb möchte ich Ihnen dringend empfehlen, nach London zurückzukehren.“
„Aber …“
„Ich bin sicher, dass er Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt hat, um Sie zu finden“, fiel Lady Myers ihr ins Wort.
„Ja. Womöglich befürchtet er, dass Sie den Feinden der Krone in die Hand gefallen sind“, setzte ihr Gatte hinzu.
„Cariotti!“, rief Sophie aus. „Und vielleicht auch Alfred Jessop …“
„Wie kommen Sie darauf?“, fragte Seine Lordschaft scharf.
„Cariotti gab sich in Italien als Freund meines Vaters aus. Doch tatsächlich befürchte ich, dass er an Papas Tod nicht unschuldig ist. Mr Jessop wiederum kennt den Conte gut. Ich habe gehört, er würde, da er derzeit Belfonts Erbe ist, alles tun, um zu verhindern, dass der Duke heiratet und eigene Kinder bekommt. Da erscheint es nur logisch, dass Jessop und Cariotti gemeinsam böse Pläne schmieden.“
„Ihnen ist also klar, in welcher Gefahr Sie schweben? Bei Jupiter, Sie sollten sich schnellstmöglich wieder in Belfonts Schutz begeben. Ich werde dafür sorgen, dass Sie sicher nach London zurückkommen.“
„Glauben Sie nicht, der Duke könne seine Feinde leichter zur Strecke bringen, wenn er sich nicht auch noch um mich kümmern muss?“
„Solange er sich Sorgen um Sie macht, kann er sich wahrscheinlich auf nichts anderes konzentrieren. Seien Sie vernünftig, liebes Kind. Sie müssen zurück nach Belfont House!“
Sophie nickte. Jede weitere Diskussion war sinnlos, das wusste sie. Und zudem war sie so schrecklich müde! Sie entschuldigte sich und war kaum ins Bett geschlüpft, als ihr auch schon die Augen zufielen. Sie träumte von Harriet, die sie inzwischen wie eine Schwester liebte, und von James, der sie in den Armen hielt und sie leidenschaftlich küsste.
Der Duke of Belfont trat aus der Tür von Langford Manor. Der Hausherr hatte ihn zwar empfangen, ihm jedoch keine Auskunft über Sophie gegeben, sondern ihn mit Schmähreden auf alle Dersinghams überschüttet und dann fortgeschickt.
James musste sich allerdings nicht zu Fuß aufmachen, so wie tags zuvor Sophie. Auf der Straße wartete seine elegante Reisekutsche. Er stieg ein und nahm seiner Schwester gegenüber Platz. „Langford hat behauptet, er habe Sophie nicht gesehen. Aber ich denke, er lügt. Jedenfalls werden wir sie hier nicht finden.“
„Arme Sophie … Was hast du nun vor, James?“
„Ich werde natürlich weiter nach ihr suchen. Wenn sie hier war, muss irgendwer sie gesehen haben. Wahrscheinlich hat sie versucht, den nächsten Ort zu erreichen, denn sie brauchte eine Übernachtungsmöglichkeit.“
„Der nächste Ort ist Baldock.“
„Ja.“ Er rief dem Kutscher einen entsprechenden Befehl zu.
Am Spätnachmittag erreichten sie die kleine Stadt. Doch wo sie auch fragten, niemand hatte eine junge Frau gesehen, die allein unterwegs war. Nachdem sie in allen Gasthöfen nachgefragt hatten, stieg James erschöpft und voller Sorge wieder in die Kutsche. „Was habe ich nur getan? Statt Sophie zu beschützen, habe ich sie aus dem Haus getrieben. Ich darf mir gar nicht ausmalen, was ihr alle zugestoßen sein könnte. Himmel, ich mache mir solche Vorwürfe!“
„Das hilft keinem von uns“, wies Harriet ihn zurecht. „Außerdem denke ich, dass du Sophie unterschätzt. Sie ist eine sehr selbstständige und kluge junge Dame. In Italien hat sie sich um alles kümmern müssen. Sie wird auch für ihr jetziges Problem eine Lösung gefunden haben.“
„Sie ist viel zu naiv, um sich in England allein zurechtzufinden!“, widersprach er. „Sie hat
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