Historical Saison Band 09
danach, von James in die Arme geschlossen zu werden. Sie wollte sein Lächeln sehen, seine Stimme hören, von ihm geküsst werden. Sie wollte ihm nah sein und deutlich fühlen, dass er ihr verziehen hatte.
Ich liebe ihn, dachte sie, und wenn er mich auch liebte, könnten wir so glücklich sein!
Aber das war natürlich nur ein Traum.
Hieß es nicht, der Frühling sei die Jahreszeit, in der alle Träume in Erfüllung gingen? Nun, das mochte für andere zutreffen. Sie jedenfalls war dazu verdammt, allein zu bleiben. Sie würde sich heimlich ins Haus schleichen, ihr Manuskript aus der Bibliothek holen, selbst wenn sie dazu den Schreibtisch aufbrechen musste, und dann so schnell wie möglich wieder verschwinden.
Eine Stimme riss sie aus ihren trüben Gedanken. „Nanu, das ist ja Sophie!“
Sie wandte sich um. „Mr Jessop.“ Welch unerfreuliche Begegnung!
Er wollte ihr den Arm reichen, doch sie ignorierte das.
„Sie scheinen es eilig zu haben“, bemerkt er. „Warum? Der Duke und seine Schwester sind nicht daheim. Niemand weiß, wohin sie so plötzlich verschwunden sind. Aber meine Mutter nimmt an, dass sie nach Dersingham Park übergesiedelt sind. Die Saison neigt sich dem Ende zu. Und um Sie braucht mein Cousin sich ja nicht mehr zu kümmern, nun da Sie sich verlobt haben.“
Sophie blieb abrupt stehen und starrte Alfred fassungslos an. Hatte er ihr zu verstehen geben wollen, dass Harriet und James nichts mehr mit ihr zu tun haben wollten? Die beiden mussten doch wissen, dass sie absolut kein Interesse daran hatte, den Conte zu heiraten.
Alfred fuhr fort zu reden, aber sie hörte ihm gar nicht zu. Ihr war eingefallen, dass der Duke sie gefragt hatte, ob sie sich mit Cariotti treffen wolle. Was, um Himmels willen, glaubte er also wirklich?
„Gestatten Sie, dass ich Sie mit der Kutsche nach Hause bringe“, sagte Alfred.
„Nein, danke, das ist nicht nötig.“
Er warf einen anzüglichen Blick auf ihre Tasche. „Es ist Ihnen also lieber, dass alle sehen, wie Sie zu Fuß mit Ihrem Reisegepäck unterwegs sind?“
Sie errötete.
„Es gefällt Ihnen, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, nicht wahr? Es ist inzwischen allgemein bekannt, dass Sie Cariotti einen Besuch abgestattet haben.“
„Oh! Sie hatten versprochen zu schweigen.“
„Und ich habe mein Versprechen gehalten. Irgendwer muss sie gesehen und darüber geredet haben.“
Zweifellos ist der Klatsch auch dem Duke zu Ohren gekommen, dachte Sophie bitter.
„Da ist mein Phaeton“, meinte Jessop. Er warf dem Jungen, der das Pferd gehalten hatte, eine Münze zu, umfasste Sophies Handgelenk und zog sie in Richtung der Kutsche.
Wenn sie sich jetzt wehrte, würde sie ganz gewiss Aufsehen erregen! Sie beschloss, ruhig zu bleiben. Also ließ sie es zu, dass Alfred ihr beim Einsteigen half und auch die Tasche verstaute.
Er setzte sich neben sie und griff nach den Zügeln.
Wenig später musste Sophie feststellen, dass sie nicht den Weg nach Belfont House einschlugen. „Wohin bringen Sie mich?“, verlangte sie zu wissen.
„Nach Hause.“
„So kommen wir nie zur South Audley Street.“
„Richtig. Belfont House ist nicht länger Ihr Heim.“ Gleich darauf brachte er das Pferd vor dem Haus des Conte zum Stehen.
„Ich werde auf keinen Fall zu Cariotti gehen!“, protestierte Sophie.
„Sie haben keine Wahl. Man wird sie nirgends empfangen, nachdem der Duke sich von Ihnen abgewandt hat. Ihr Verhalten hat ihn so gedemütigt, dass er seinen Posten bei Hofe aufgegeben und sich auf seinen Landsitz zurückgezogen hat. Wahrscheinlich ist Lady Colway auch bereits dort.“
Irgendwo sang ein Vogel, die Sonne schien, und ein Dienstmädchen eilte mit einem Korb voller süß duftender Erdbeeren vorbei. Aber Sophie war, als ginge gerade die Welt unter. Die Zukunft erschien ihr dunkel, und einen Moment lang verließ sie jeder Kampfgeist. Widerstandslos ließ sie sich von Alfred erst zur Haustür und dann in den Salon des Conte ziehen.
Cariotti schien sie erwartet zu haben. Er trat zu ihr, legte ihr einen Finger unters Kinn und sagte: „Du konntest dein Buch nicht zurücklassen, nicht wahr, meine Süße? Schließlich ist es eine wahre Goldmine.“
Sophie starrte ihn an. Eine Woge des Zorns überrollte sie. Das gab ihr Kraft, und es gelang ihr, sich zu fassen. „Ich hoffe, dass ich von den Einnahmen ein bescheidenes Leben führen kann, mehr nicht.“
„Mein kleiner Dummkopf! Es ist viel Geld damit zu machen, wenn man es nicht veröffentlicht. Ganz
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