Historical Saison Band 12
ihren Armen gefangen war, nicht umgekehrt.
Eine Weile blieben sie eng umschlungen stehen, genossen die friedvolle Stille und vergaßen all den Kummer und die Streitigkeiten der vergangenen Tage.
Nach einer Weile aber löste sich Richard von ihr. „Danke“, sagte er zärtlich.
Sie standen am Rande des Hügels und blickten auf die Landschaft, die ausgebreitet vor ihnen lag. Lexi atmete tief ein. „Ich hätte viel eher herkommen sollen“, sagte sie. „Hier oben ist es so wunderschön, dass alle Wut und Traurigkeit verfliegt.“
Richard nahm den Blick von ihr und sah nach vorn. „Ja, und alles ist noch so grün. In Spanien gab es nur Braun und Orange. Wie habe ich mich nach dem Anblick einer grünen Wiese gesehnt. Ebenso wie Johnny.“
Kaum waren die Worte über seine Lippen, hätte er sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Einen Augenblick lang hatte er die Schwierigkeiten der Gegenwart vergessen und sich, wie Lexi, vom Zauber der Vergangenheit einhüllen lassen. Als er spürte, wie sie erstarrte, überkam ihn Wut auf sich selbst. Seine Stimme klang beherrscht, als er sprach, doch seine Worte äußerte er mit großem Nachdruck: „Alexandra, ich schwöre bei meinem Leben, dass ich Johnny nicht getötet habe. Weder versehentlich noch mit Absicht.“
Sie musterte ihn prüfend. „Mein Vater war anderer Ansicht.“
„Dein Vater? Aber er wusste doch …“ Er hielt inne.
„Wenn du möchtest, zeige ich dir den Beweis“, sagte sie eisig. „Sollen wir zurückreiten?“
Der Bann war gebrochen. Schweigend hob er ihren Hut auf, und ebenso schweigend kehrten sie nach Channings zurück.
7. KAPITEL
Z uvorkommend wie immer, aber schweigsamer als sonst, begleitete er Lexi zu ihrem Zimmer und ließ sie dort zurück, ohne noch einmal auf Johnny zu sprechen zu kommen. Es wunderte sie allerdings nicht, dass er die Beweise für seine Schuld nicht sehen wollte. Damit konfrontiert, konnte Richard wohl kaum mehr abstreiten, dass er sie anlog. Zudem wäre sie bei der Burg beinahe seinem Charme erlegen. Es musste ihn herb enttäuscht haben, dass sie gerade noch rechtzeitig wieder zu Verstand gekommen war.
Tränen traten ihr in die Augen. Dieser verfluchte Mann! Warum nur berührte er immer noch ihr Herz, konnte sie derart betören, dass sie seine Schandtaten vergaß und sich ihm geradezu an den Hals warf, um sich seinen verführerischen Küssen hinzugeben?
Als ihre Zofe ins Zimmer trat, wählte Lexi ihrer düsteren Stimmung gemäß ein schwarzes Kleid fürs Dinner und beschloss, Richard zur Rede zu stellen, sobald sich die Gelegenheit dazu ergab.
Nach dem Dinner plauderte Lady Honoria über die Renovierungsarbeiten, die die verstorbene Lady Deverell in Channings hatte ausführen lassen wollen.
„Du solltest dir ihre Notizen und Zeichnungen anschauen, Lexi“, sagte sie. „Ich bin sicher, dass Richard sie dir herauslegen wird. Aber zunächst solltest du Mrs Chowen bitten, dir das Haus zu zeigen, damit du eine bessere Vorstellung davon bekommst, was zu tun ist. Es ist an der Zeit, dass du die Zügel in die Hand nimmst, denn ich beabsichtige, morgen abzureisen“, erklärte sie. „Fortan müsst ihr also eure Schwierigkeiten allein meistern.“
„Von welchen Schwierigkeiten sprichst du?“, fragte Richard kühl.
„Versuch nicht, mir weiszumachen, zwischen euch herrsche eitel Sonnenschein. Ihr könnt es ja kaum ertragen, einander anzuschauen.“ Sie musterte Lexi und Richard ernst, dann wurde ihre Miene weicher. „Nun ja, ihr werdet euch sicherlich noch zusammenraufen. Alles andere wäre schlicht undenkbar. Channings braucht einen Erben.“
Lexi spürte den Drang, in hysterisches Gelächter auszubrechen. Im Augenblick konnte sie sich nichts weniger vorstellen, als mit Richard eine Familie zu gründen. „Daran hatte ich nicht gedacht“, sagte sie mit erstickter Stimme.
„Oh, du musst dich nicht sorgen, Lexi. Was du nicht weißt, wirst du sicher bald lernen“, sagte Lady Honoria mit einem verschmitzten Lachen. „Richard wird dir gewiss ein guter Lehrer sein. Er verfügt sicherlich über reichlich Erfahrung. Vielleicht wirst du sogar Gefallen an seinen Verführungskünsten finden.“
Richard warf einen Blick auf Lexis glühende Wangen und meinte: „Bitte verzeih die taktlose Unverblümtheit meiner Tante.“
„Taktlos oder nicht, in Lexis Alter kannte ich meine Pflichten“, erwiderte Lady Honoria spitz. „Und auch Lexi wird ihre Pflicht tun. Sie weiß, was es bedeutet, wenn ein altehrwürdiger Titel und
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