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Historical Saison Band 12

Historical Saison Band 12

Titel: Historical Saison Band 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss Sylvia Andrew Diane Gaston
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eine Weile über einsame Wege getrabt war, konnte er endlich wieder klar denken. Er schalt sich einen Narren, weil er geglaubt hatte, das Glück der vergangenen Woche könne von Dauer sein. Schon früh in seinem Leben hatte er gelernt, dass man unter allen Umständen Herr seiner Gefühle bleiben musste und keine Erwartungen stellen durfte. Diese Regel hatte er in der vergangenen Woche vergessen, doch er würde darauf achten, dass ihm dieser Fehler nicht noch einmal unterlief.
    Mit gewohnter Selbstdisziplin schob er seinen Kummer zur Seite und wandte seine Gedanken Johnny zu. Warum hatte Alexandra nicht dasselbe blinde Vertrauen in ihn wie in ihren Bruder? An Johnnys Unschuld zu glauben widersprach jeder Vernunft. Die Beweise sprachen eine deutliche Sprache. Damals hatte er dies ebenso ungläubig zur Kenntnis genommen wie sie, hatte es für unmöglich gehalten, dass Johnny ein Verräter war. Doch die Fakten ließen keinen anderen Schluss zu. Nur ein winziges Detail wollte nicht so recht ins Bild passen.
    Er rief sich dieses Detail in Erinnerung – die Börse. Um sicherzustellen, dass nichts auf eine andere Todesursache hindeutete als auf einen Unfall, hatte er Johnnys Zimmer und seine Sachen gründlich durchsucht. Doch er hatte weder die Börse noch eine größere Geldsumme entdeckt.
    Nachdenklich runzelte er die Stirn. Wo war die Börse geblieben?
    Entschlossen zügelte er sein Pferd und ritt nach Channings zurück. Er hatte eine Entscheidung getroffen. Er würde Alexandras Bitte erfüllen und mit ihr nach London reisen. Ihre Gewissheit, dass sie sich alle geirrt haben mussten, machte es ihm unmöglich, sich damit zufriedenzugeben, dass diese eine Frage, so banal sie auch sein mochte, nicht geklärt war.
    Zu Hause angelangt nahm er verwundert zur Kenntnis, dass seine Gemahlin nach Dorchester gefahren sei. Was konnte sie dort wollen? Dann aber fiel ihm ein, dass Markttag war und sie möglicherweise gehofft hatte, sich durch den Ausflug von ihren Sorgen abzulenken. Er bedauerte es, ihr nicht gleich von seiner Entscheidung erzählen zu können, doch er wollte keine Zeit mehr verlieren und sogleich alles Nötige für ihre baldige Abreise in die Wege leiten. Entschlossen setzte er sich in der Bibliothek an seinen Schreibtisch, um einige Briefe zu verfassen.
    Die Dienstboten in seinem Haus in der Brook Street mussten informiert und das verabredete Treffen mit Pfarrer Harmond abgesagt werden. Außerdem notierte er, was während seiner Abwesenheit in Channings zu erledigen war, und gab Anweisung, die Koffer zu packen. Bald schon herrschte im Haushalt reges Treiben. Eilig wurden die nötigen Reisevorbereitungen getroffen.

10. KAPITEL
    E ine Stunde später, Richard hatte inzwischen das Nötigste erledigt, vernahm er ein Klopfen an der Tür. Gleich darauf betrat Mrs Chowen mit besorgter Miene das Zimmer.
    „Bitte entschuldigen Sie die Störung, Mylord“, sagte sie und knickste. „Lady Deverells Zofe ist draußen, sie muss Ihnen dringend etwas mitteilen.“
    „Cissie? Schicken Sie sie herein.“
    Schüchtern trat Cissie ein und versank in einem Knicks. Dann sah sie Mrs Chowen abwartend an.
    „Nun, was gibt es, Cissie?“, fragte Richard.
    „Mrs Chowen meint, ich soll Ihnen das sagen, Mylord …“
    „Ja? So sprechen Sie ruhig“, sagte Richard ungeduldig.
    „Also, ich wurde angewiesen, Myladys Sachen zu packen, Mylord, und da ist mir aufgefallen, dass einige ihrer Toilettenartikel von der Frisierkommode fehlen. Und auch eines ihrer Nachtgewänder liegt nicht mehr im Schrank. Außerdem fehlen die Bücher, die immer auf dem Tisch in der Ecke lagen.“
    Richard stand auf. „Sind Sie sicher?“
    „Oh ja. Ich kenne alle von Myladys Sachen.“
    Innerlich fluchend eilte er zu Alexandras Zimmer hinauf. Kurz blickte er sich um und stellte fest, dass die Zofe recht hatte. Bürste und Kamm waren verschwunden. Ebenso wie das Tagebuch. Als er die Schmuckschatulle öffnete, entdeckte er, dass auch die losen Seiten fehlten. Stattdessen fand er einen Brief.
    Richard,
    da Du mir nicht helfen willst, werde ich diese Angelegenheit allein aufklären. Ich werde in London bei meiner Patin wohnen. Bitte versuch nicht, mich zurückzuholen. Du vergeudest nur Deine Zeit.
    Alexandra
    Mit wachsender Verärgerung blickte Richard auf den Zettel. War denn das zu fassen! Alexandra reiste ohne ein Wort ab, gab ihm nicht einmal die Chance, seine Meinung zu äußern. Das allerdings sollte ihn nicht überraschen. Es war typisch für sie, zu

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