Historical Saison Band 12
Meinung.“
„Mein Vater war alt und krank. Johnnys Tod hat ihn schwer getroffen. Aber auch er hatte seine Zweifel, bis du ihm von deinen sogenannten Beweisen erzählt hast.“
Richard sog scharf den Atem ein. „Hättest du den Tagebucheintrag sorgfältiger gelesen, dann wüsstest du, dass ich deinem Vater gar nichts erzählt habe. Er wusste bereits davon, als er mich zu sich rief. Irgendjemand hat ihm gedroht, Johnnys Verrat der Öffentlichkeit preiszugeben, wenn er nicht bezahlt. Leider war dein Vater schon so gut wie ruiniert, bis ich das herausgefunden habe. Ich habe wirklich mein Bestes gegeben, Sir Jeremy zu überreden, sich nicht länger von diesem Schuft erpressen zu lassen und stattdessen alles daranzusetzen, ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen. Er war jedoch nicht bereit, das damit verbundene Risiko einzugehen. Ich versichere dir indes, dass alles, was dieser Schurke deinem Vater geschrieben hat, der Wahrheit entspricht.“
„In einem Punkt hat er aber gelogen, denn nicht Johnny hat diese Dokumente verkauft.“
„Himmel, du bist so sturköpfig. Wie kannst du nur absichtlich die Augen vor der Wahrheit verschließen? Alles deutet auf Johnnys Schuld.“
Lexi schwieg, und Richard glaubte schon, er habe sie überzeugt. Aber dann meinte sie: „Ich werde nach London reisen.“
„Nach London? Was willst du denn dort?“
„Nun, hier in Somerset kann ich nichts ausrichten. Hier finde ich keine Anhaltspunkte.“
„Ich weiß nicht, wovon du redest. Welche Anhaltspunkte?“
„Gewöhnlich bist du nicht so schwer von Begriff, Deverell. Ich will mit eigenen Augen sehen, wo Johnny starb. Ich möchte seine Freunde treffen, die Menschen, mit denen er gearbeitet hat. Und vor allem will ich mit den Männern reden, die in jener Nacht bei dir waren.“
Richard blickte sie verblüfft an. Als er sich wieder gefasst hatte, meinte er schroff: „Auf keinen Fall! Das werde ich nicht zulassen.“
„Warum nicht?“
„Ja ist dir denn nicht klar, dass ich sie zu Stillschweigen verpflichten musste? Auch sie haben Johnny erkannt, und sie haben mir den Gefallen getan, weil sie Johnny seit Jahren kannten und verehrten. Der eine oder andere hat sogar …“ Er hielt inne.
„Der eine oder andere hat was?“
„Der Franzose starb in jener Nacht. Ich war mir nie sicher, wer ihn erschossen hat, aber ich vermute, dass Sergeant Chalmers dachte, es sei besser, ihn aus dem Weg zu schaffen. Tote können nichts mehr erzählen. Chalmers war immer schon sehr loyal, und er hat Johnny sehr bewundert. Deshalb fällt es mir auch schwer zu glauben, dass einer der beiden Sergeanten deinen Vater erpresst hat. Allerdings weiß ich nicht, wer sonst davon wissen könnte. Ich wollte sie fragen, doch dann starb dein Vater und ich dachte, es sei besser, die Sache auf sich beruhen zu lassen.“
„Nun, in diesem Fall muss ich noch dringender mit ihnen reden.“
„Nein. Du solltest nicht einmal in ihre Nähe kommen.“
„Red keinen Unsinn. Ich werde tun, was getan werden muss. Aber ich bin nicht sicher, ob ich es allein schaffe. Du musst mir helfen!“
„Bei was? Dich mit der Nase auf noch mehr Beweise für Johnnys Schuld zu stoßen? Dabei helfe ich dir ganz gewiss nicht, Alexandra. Wenn du anfängst, Fragen über Johnnys Tod zu stellen, wirst du damit unweigerlich all meine Bemühungen, ihn zu entlasten und den guten Ruf deiner Familie zu wahren, zunichtemachen.“
Herausfordernd blickten sie einander an. „Na schön“, sagte Lexi nach einer Weile. „Bitte entschuldige mich. Ich möchte ins Bett. Allein.“
Das Wort hing wie ein unsichtbares Schwert in der Luft. Schwer lastete die Stille im Raum. Nach einem Augenblick nickte Richard schließlich. „Natürlich, das war zu erwarten“, meinte er kühl. „Gute Nacht, Alexandra.“ Er ging und zog die Tür fest hinter sich zu. Das Klicken des Riegels hallte in ihren Ohren so laut wie eine Totenglocke.
Schweren Herzens schmiedete Lexi in dieser Nacht ihre Pläne. Mit Richards Hilfe wäre es sicher leichter gewesen, ihr Vorhaben auszuführen, doch seine Weigerung kam für sie weder überraschend, noch ließ sie sich davon abhalten. Sie war von der Unschuld ihres Bruders überzeugt und würde alles daransetzen, sie zu beweisen. Ihre Patentante genoss hohes Ansehen in der Gesellschaft. Vielleicht kannte sie jemanden, der ihr helfen konnte. Aber in einer Hinsicht hatte Richard recht. Sie musste sehr umsichtig vorgehen, damit niemand Verdacht schöpfte. Alle Welt glaubte, Johnny sei
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