Historical Saison Band 12
deine ständigen Zweifel an mir endgültig leid!“ Tief sog er die Luft ein und wandte sich zur Tür. „Und jetzt gehe ich zu Bett“, sagte er matt. „Morgen werde ich weiter in Angelegenheiten herumstochern, die man meiner Ansicht nach besser ruhen lassen sollte, und das nur dir zuliebe. Gute Nacht, Alexandra.“
Lexi wollte nicht, dass er sie jetzt verließ. „Könntest du nicht bleiben, Richard?“
Im Türrahmen stehend drehte er sich um. „Warum? Als Belohnung, weil ich dir bei deinen Nachforschungen helfe? Als Entschädigung, weil ich heute das elende Wrack eines Mannes sehen musste, den ich einst zu meinen Freunden gezählt habe?“ Er trat dicht an sie heran. „Oder, Alexandra“, sagte er leise, „ist es vielleicht, weil du nicht allein sein möchtest?“ Er schüttelte den Kopf und ging wieder zur Tür. „Gleich, was es ist, meine Antwort ändert sich nicht. Nein, danke. Frag mich noch mal, wenn du keine Zweifel mehr an mir hegst, vielleicht habe auch ich meine Meinung bis dahin überdacht. Einstweilen aber schlafe ich lieber allein.“
Innerlich schalt sie sich töricht, weil sie die Frage überhaupt gestellt hatte. „Na schön“, erwiderte sie eisig. „Ich weiß natürlich nicht, wie lange es dauern wird, bis du mein Vertrauen zurückgewonnen hast. Das hängt ganz von deinen Bemühungen ab, mich von deiner Aufrichtigkeit zu überzeugen. Vielleicht fängst du damit an, mich auf einige deiner Besuche mitzunehmen. Im Moment scheint mir, dass ich eher Beweise zu Johnnys Gunsten finden kann als du.“
Er überlegte kurz und meinte dann: „Gut. Morgen kannst du mich begleiten. Ich will zwei Besuche machen. Sei vor zehn Uhr unten und trage ein möglichst schlichtes Kleid, falls du so etwas besitzt.“
Die Kutsche brachte sie am nächsten Tag zu einem Gasthof in der Nähe der Armenviertel der Stadt. Dort stiegen sie aus, und Richard geleitete Lexi durch ein Gewirr enger Gassen. Der Gestank war überwältigend. Über die Fahrwege rannen kleine Bäche schmutzigen Wassers, und in den Rinnsteinen häuften sich die Abfälle. „Wohin gehen wir?“
„Zu einem meiner ehemaligen Sergeanten. Er wurde in Waterloo verwundet, und ich fürchte, er hat es seit der Friedenserklärung nicht leichtgehabt. Ich möchte mich vergewissern, dass er wohlauf ist. Vielleicht kann ich etwas für ihn tun.“ Sie erreichten ein Haus, das noch heruntergekommener aussah als die anderen. Große Teile des Dachs fehlten, und eine der Mauern lehnte sich bedrohlich zur Seite. „Wir sind da.“ Sie betraten das baufällige Gemäuer.
Das Licht im Inneren war schummrig, doch Lexi konnte in der Mitte des Raumes einen Tisch mit schiefen Beinen und eine Bank erkennen. Auf der Bank saß ein hagerer Mann in einer alten, ihm viel zu weiten Uniform. Sein Gesicht war von Schmerzen gezeichnet. Er war eindeutig krank, schien dies aber mit stoischer Ruhe zu ertragen. Lexi spürte, wie sich ihr die Kehle zuschnürte.
„Sergeant Chalmers?“
Der Mann musterte Richard kurz, dann rappelte er sich mühsam auf die Füße. Mithilfe eines Stockes hielt er sich aufrecht. „Captain Deverell, Sir!“
Richard klopfte dem Mann auf die Schulter. „Setzen Sie sich. Was zum Teufel machen Sie in diesem baufälligen Haus?“
Der Sergeant nahm Platz. „Ich hab nichts anderes. Kann nicht mehr arbeiten und Geld verdienen.“
„Haben Sie denn keine Familie?“
„Nein, Sir.“
„Was ist mit den Heimen für ehemalige Soldaten?“
„Bitte um Pardon, Captain, indes so viele gibt es nicht, und sie sind auch nichts für mich. Ich pass da nicht rein. Ich will keine Almosen, Sir.“
„Ich verstehe. Aber kommen Sie denn zurecht?“
„Die Leute sind großzügig. Sie geben mir, was sie können, obwohl sie selbst nicht viel haben. Aber das ist eh gleich, ich hab keinen großen Hunger. Manchmal schnitze ich für die Kinder, und sie bringen mir was.“
„Ich bin froh, Sie gefunden zu haben. Hier können Sie nicht bleiben, und ich könnte einen Mann wie Sie in Somerset gut gebrauchen.“
Chalmers blickte zweifelnd.
„Es wäre kein Almosen“, sagte Richard nachdrücklich. „Sie sind der beste Handwerker, den ich kenne, und äußerst geschickt darin, Sachen zu reparieren. Keine Sorge, Sie werden sich Ihren Unterhalt verdienen müssen, Sergeant. Also?“
„Ja, Captain, danke.“
„Danken Sie nicht mir. Ich hätte Sie schon viel eher aufsuchen sollen, aber ich war leider sehr beschäftigt. Nun möchte ich Sie mit meiner Gemahlin bekannt
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