Historical Saison Band 12
hat, werden sie es sicher in einigen Tagen oder Wochen herausgefunden haben.“
Sir Charles zuckte die Achseln. „Meinetwegen, obgleich ich immer noch der Ansicht bin, Sie sind zu pflichtbewusst. Aber Sie waren ja schon immer ein Sturkopf.“
Sie gesellten sich zu Lexi in den Salon. Wenig später verabschiedete sich Sir Charles.
Lexi hätte sich gern mit Richard über die Neuigkeiten unterhalten, die sie an diesem Abend erfahren hatten, doch Richard zeigte sich recht einsilbig. Sie spürte, dass ihm irgendetwas große Sorge bereitete, allerdings wollte sie nicht nachfragen, was ihn bedrückte. In seiner gegenwärtigen Stimmung würde er sie ohnehin nur zurückweisen. Niedergeschlagen zog sie sich schließlich auf ihr Zimmer zurück. Mit jedem Tag, der verging, schien sich Richard ein Stück mehr von ihr zu entfernen.
Das Frühstück am nächsten Morgen verlief schweigsam. Als sie sich schließlich vom Tisch erhoben, meinte Richard: „Ich habe nach Will Osborne schicken lassen. Er wird morgen eintreffen.“
„Das freut mich, aber wozu brauchen wir ihn?“, fragte Lexi überrascht. „Ich dachte, Coles solle dich auf deiner mysteriösen Reise begleiten?“
„Das wird er auch. Osborne soll während meiner Abwesenheit ein Auge auf dich haben. Ich möchte jemanden im Haus wissen, dem ich vertrauen kann. Außerdem kennt sich Osborne in London aus. Er hat für deinen Vater die Besorgungen in der Stadt erledigt, nicht wahr?“
„Ja. Will wurde hier geboren. Papa hat ihn zwar als jungen Burschen nach Rawdon geholt, aber er kennt die Stadt immer noch wie seine Westentasche.“
„Bitte geh niemals ohne ihn aus. Und spiel auch keine Spielchen mit ihm wie in Dorchester.“
„Wenn du so sehr um mein Wohlergehen besorgt bist, Richard, warum nimmst du mich nicht einfach mit?“
„Das kann ich nicht. Zum einen wird die Reise gewiss nicht sehr angenehm werden, und ich möchte sie so schnell wie möglich hinter mich bringen. Nicht einmal Phillips werde ich mitnehmen.“
„Und zum anderen legst du keinen Wert auf meine Gesellschaft. Aber sorge dich nicht, das habe ich auch nicht erwartet“, sagte Lexi kühl. „Gewiss werde ich mich auch ohne dich gut amüsieren.“
Richard musterte sie mit ernster Miene. „Zwar kann ich es dir nicht verbieten, aber dennoch möchte ich dich inständig darum bitten, keine weiteren Nachforschungen anzustellen, solange ich fort bin. Gedulde dich ein wenig. Ich werde nicht lange auf Reisen sein. Versprich mir, die Erkundigungen bis zu meiner Rückkehr ruhen zu lassen. Ich habe meine Gründe für diese Bitte.“
„Aber die kannst du mir nicht nennen?“
„Nein.“ Sarkastisch fügte er hinzu: „Und ich wage nicht, dich um dein Vertrauen zu bitten.“
Nach kurzer Überlegung sagte sie: „Du sollst wissen, dass ich dir dieses Mal vertraue, Richard. Und ich werde mir die Zeit während deiner Abwesenheit so vertreiben, wie es sich für eine Strohwitwe gehört. Meine Patin hat mich ohnehin zu einem weiteren Einkaufsbummel eingeladen. Außerdem werde ich Sir Charles bitten, mich und Lady Wroxford zu Lady Garmstons Soiree und zu der Ausstellung in Somerset House zu begleiten. Möglicherweise werde ich Ausfahrten im Hyde Park unternehmen – selbstverständlich in Wills Begleitung. Vielleicht lade ich auch Mr Hargreaves ein, mich und Lady Wroxford ins Theater zu begleiten. Bist du damit einverstanden?“
Er lächelte. Fast schon hatte sie vergessen, wie sehr sein Lächeln sie betören konnte. Es wärmte ihr Herz, und ihr Groll schwand sogleich.
„Meine Liebe, ich bleibe höchstens vier Tage fort. Du wirst gar keine Zeit für all diese Unternehmungen haben. Du wirst nicht einmal Zeit haben, mich zu vermissen.“
„Natürlich nicht“, sagte sie, sich insgeheim wünschend, ihre Stimme würde überzeugender klingend.
Richard hatte die besten Pferde gewählt und nicht vor, sie zu schonen. Von seinem Pferdeburschen begleitet preschte er über die Straße nach Norden. Er legte ein solch hohes Tempo vor, dass sie bereits am Abend Northampton erreichten. In einem Gasthof nahmen sie sich Zimmer und begaben sich nach einem herzhaften Mahl, das sie mit einem Krug Ale hinunterspülten, gleich zu Bett.
Nicht zum ersten Mal hielt er sich in Northampton auf. Vor einigen Monaten hatte er in der Stadt im Auftrag von Lexis Vater Mark Rawdon aufgesucht. Besorgt über die Ereignisse in Somerset war er damals darauf bedacht gewesen, schnellstmöglich nach Hause zurückkehren zu können. Sein Besuch
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