Historical Saison Band 12
fiel damals sogar noch kürzer aus als erwartet, da Mark seine Angelegenheiten im Nu geregelt hatte und darauf bestand, noch am gleichen Tag Northampton zu verlassen, obgleich Richard angeboten hatte, die Abreise auf den nächsten Tag zu verschieben.
Bei seinem letzten Besuch hatte Richard daher nur wenig Gelegenheit gehabt, sich über Mark zu erkundigen. Diejenigen, mit denen er gesprochen hatte, kannten Rawdon kaum. Dieses Mal aber würde er hoffentlich mehr Informationen über Alexandras Vetter in Erfahrung bringen.
Auf Coles Begleitung verzichtend, machte er sich am nächsten Morgen auf den Weg zu Mark Rawdons früherer Adresse. Das Haus sah heruntergekommen und verlassen aus, so, als sei es seit Marks Abreise vor drei Monaten unbewohnt. Auf der anderen Straßenseite stand ein alter Mann, und Richard entschloss sich, ihn zu fragen, ob er den ehemaligen Besitzer des Hauses kenne.
„Wieso woll’n Sie’n das wissen?“
„Es geht um eine geschäftliche Angelegenheit. Wenn Sie mir sagen könnten, wo ich ihn oder möglicherweise Verwandte oder Bekannte von ihm finde, springt vielleicht auch etwas für Sie heraus.“
„Ach ja? Sie kommen aus London, nicht wahr?“
„Ja.“
„Vielleicht kann ich helfen, aber erst will ich das Geld ham.“
Richard gab ihm eine Münze, die der Mann nach sorgfältiger Prüfung einsteckte. „Den Taugenichts wer’n Sie in Northampton nicht mehr finden“, sagte er. „Er ist ohne Abschied verschwunden, um sich ein Vermögen zu sichern, und hat die arme Nancy Pelham hier ohne einen Penny zurückgelassen.“
„Wer ist Nancy Pelham?“
„Sie wissen wohl nicht viel über ihn? Sie ist jahrelang seine Haushälterin gewesen. Aber das war Mark Rawdon egal. Er hat sie einfach ihrem Schicksal überlassen. Zum Glück hat Nancy ’ne Schwester, sonst wär sie wohl glatt verhungert.“
„Wo lebt Mrs Pelham jetzt?“
„Das hab ich doch grad gesagt. Bei ihrer Schwester Aggie.“
Richard holte Luft. „Und wo lebt die?“
„Hinter der Bäckerei in der Sheep Street. Das könn’ Sie gar nicht verfehlen. Aggie Bell heißt die Schwester.“
Mehr war aus dem alten Mann nicht herauszubringen, und so machte sich Richard auf den Weg zur Sheep Street.
Er fand das Haus tatsächlich schnell und zum Glück, bevor ihn ein herbstlicher Regenguss durchnässte. Es war klein, jedoch in gutem Zustand. Nachdem er sich, ohne seinen Titel zu nennen, vorgestellt und sein Anliegen vorgebracht hatte, bat Mrs Bell ihn höflich herein. Das Innere des Hauses wirkte sauber und behaglich, doch er erkannte auf den ersten Blick, dass die Schwestern am Rande der Armut lebten. Mrs Pelham saß in einen Schal gewickelt in einem Schaukelstuhl am Kamin. Sie war schon sehr alt, aber ihr Blick war rege. Ihre Schwester war um einige Jahre jünger und ihr ganz eindeutig von Herzen zugetan.
„Ich hoffe, Sie werden Nancy nicht aufregen, Sir“, flüsterte sie. „Mr Mark hat sie nicht gut behandelt. Hat er es sich vielleicht anders überlegt? Haben Sie eine Nachricht von ihm?“
„Leider nicht.“
„Ach nein? Nun, ich muss sagen, das überrascht mich nicht!“, stellte sie giftig fest.
Nachdem Mrs Pelham ihm vorgestellt worden war, bat sie ihn, neben ihr Platz zu nehmen. „Ich erinnere mich an Sie, Sir“, sagte sie. „Sie waren im Sommer da. Ende August. Sie haben Mr Mark mitgenommen.“
„Das stimmt“, sagte Richard. „Sie waren seine Haushälterin, nehme ich an. Aber wir haben uns nicht kennengelernt.“
„Nein, er wollte mich aus dem Weg haben, damit ich nicht erfahren sollte, was vorging.“
„Und gewiss wollte er auch nicht, dass du mit Mr Deverell sprichst, Nancy.“
„Ach, warum denn nicht, Mrs Bell?“
„Na, damit Sie nichts über seinen wahren Charakter erfahren. Nancy hätte allerdings nie schlecht von ihm geredet. Sie ist viel zu gutmütig.“
Richard wandte sich wieder an Mrs Pelham. „Ich nehme an, Sie wissen, dass Mr Mark ein großes Anwesen in Somerset besitzt?“
„Woher denn? Ich habe seit seiner Abreise nichts mehr von ihm gehört. Aber es überrascht mich nicht. Er hat schon immer behauptet, dass er dieses Anwesen eines Tages erben würde, mitsamt dem Titel.“
„Ach ja? Ich dachte, die Erbschaft kam für ihn überraschend.“
„Hat er Ihnen das erzählt?“
„Ja.“
Das Gesicht der alten Frau verschloss sich. „Nun, da kann ich wohl kaum das Gegenteil behaupten, Sir. Vermutlich habe ich ihn falsch verstanden.“
Mrs Bell mischte sich ein. „Red keinen
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