Historical Saison Band 12
erwischt, und falls doch, fiel es ihm nie schwer, sich wieder aus dem Schlamassel herauszureden. Aber ich habe mir immer schon gedacht, dass es ein schlimmes Ende mit ihm nehmen würde.“
Richard schwieg nachdenklich. Schließlich meinte er: „Sie waren sehr geduldig mit mir. Danke. Und angesichts der Tatsache, dass Sir Mark seine Pflichten Ihnen gegenüber vernachlässigt hat, würde ich Sie gern für Ihre Bemühungen entlohnen.“
„Oh, das ist sehr großzügig, Sir. Aber das kann ich nicht annehmen.“
„Doch, das wirst du, Nancy. Du hast es dir verdient.“
Richard reichte Mrs Pelham eine kleine Börse. „Nehmen Sie das schon einmal. Ich werde dafür sorgen, dass Sie noch eine weitere Zahlung als Entschädigung erhalten.“
„Danke, Sir!“ Mrs Pelham sah die Börse nachdenklich an. „Das erinnert mich an etwas! Vielleicht wären Sie so freundlich, Mr Mark die Börse mitzunehmen, die er hier vergessen hat, Sir? Ich möchte sie nicht gern behalten. Aggie wird sie holen. Sie liegt in der Truhe im Schlafzimmer.“
Von einer düsteren Vorahnung erfasst, wartete Richard auf Mrs Bell. Kurz darauf kam sie zurück. In den Händen hielt sie die Börse, mit der jener Mann aus der Taverne geflohen war, den er für Johnny gehalten hatte.
14. KAPITEL
R ichard war insgeheim immer stolz darauf gewesen, in jeder Lage einen kühlen Kopf zu bewahren, doch nun fiel selbst ihm es schwer, die Gedanken zu ordnen, die ihn während der Rückreise nach London plagten. Seine größte Hoffnung hatte sich erfüllt – und seine schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet.
Man hatte Johnny diesen Verrat angehängt, wie Alexandra vermutet hatte, und damit war eines der größten Hindernisse, die ihrem Glück im Wege standen – nämlich seine Unfähigkeit, die Beweise, die gegen Johnny sprachen, zu ignorieren –, ausgeräumt. Darüber verspürte er große Erleichterung, denn der nagende Zweifel, sein Freund könne sich tatsächlich eines Verbrechens schuldig gemacht haben, hatte seine Welt in ihren Grundfesten erschüttert.
Aber jetzt war Johnnys Unschuld zweifelsfrei erwiesen! Und er fühlte sich endlich stark genug, um um Alexandras Vertrauen zu kämpfen. Hoffnung keimte in ihm auf. Vielleicht würden sie doch noch ein glückliches Leben miteinander führen können.
Doch gleich darauf folgte die Ernüchterung. Denn die andere Seite der Medaille war, dass Mark Rawdon zweifelsfrei schuldig war. Und da Johnny offenbar keinen Grund für einen Selbstmord gehabt hatte, schien es nur wahrscheinlich, dass er in der Nacht seines Todes durch die Hand seines Vetters gestorben war. Kein Unfalltod, wie Richard es hatte aussehen lassen, sondern Mord. Marks Hoffnung, dass Johnny auf dem Schlachtfeld fallen würde, hatte sich nicht erfüllt, und vermutlich hatte er beschlossen, dem Schicksal ein wenig nachzuhelfen.
Der Verkauf der geheimen Papiere war dabei wohl lediglich ein glücklicher Zufall gewesen und eine geniale List, lieferte dies doch einen plausiblen Grund für Johnnys vorgeblichen Freitod und füllte Marks Taschen mit Verrätergold. Richard vermutete, dass der Franzose Mark irrtümlich für Johnny gehalten und ihn angesprochen hatte. Mark hatte die Gelegenheit daraufhin sofort ergriffen. Ob es sich tatsächlich genau so abgespielt hatte, würde aber wohl für immer ein Geheimnis bleiben, da Bénuat inzwischen tot war und Mark wohl kaum geständig sein würde.
Viel größere Sorge bereitete Richard allerdings die Frage, wie Alexandra wohl reagieren würde, wenn sie erfuhr, dass ihr letzter lebender Verwandter aller Wahrscheinlichkeit nach ihren Bruder getötet hatte, um den Titel ihres Vaters zu erben.
Dass er Mark Rawdon ungestraft davonkommen ließ, stand jedoch außer Frage. Wie aber sollte er Johnnys Mörder bestrafen, ohne Alexandra zusätzlichen Kummer zu bereiten?
Schweren Herzens traf er schließlich eine Entscheidung. Er würde sich auf seine Weise um Mark Rawdon kümmern und Alexandra erst einmal alles verschweigen. Er ersann eine Geschichte, die nahe genug an der Wahrheit blieb, um sie zufriedenzustellen, ohne aber Marks Schandtaten preiszugeben. In Gedanken legte er sich die Worte sorgfältig zurecht und freute sich bereits auf den Moment, in dem er ihr gestehen konnte, dass er nun endgültig und von ganzem Herzen von Johnnys Unschuld überzeugt war.
Mit schmerzendem Kopf kehrte Lexi aus dem Theater zurück und ging seufzend die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf. Sie vermisste Richard, und obwohl es keinen
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