Historical Saison Band 12
erledigen.“
Er warf Marlena einen fürsorglichen Blick zu. „Ein Bad für meine Frau.“
Marlena war sprachlos. Nichts wünschte sie sich sehnlicher.
Erneut lächelte Mrs Gwynne. „Ich sage den Mädchen sofort, sie sollen das Wasser erhitzen.“
Sie eilte davon, und wenig später wurde ihnen ein leckeres Fischgericht gebracht. Nachdem sie gegessen hatten, zeigte Mrs Gwynne ihnen das Zimmer, in dem ein bequem wirkendes Doppelbett stand. Im Kamin brannte bereits ein Feuer, und es gab ein Fenster zum Hinterhof. Das Beste war jedoch der große Kupferzuber, der mit dampfendem Wasser gefüllt war.
„Neben dem Zuber liegen Handtücher und ein Stück Seife“, erklärte Mrs Gwynne.
„Vielen Dank“, sagte Marlena leise und sah zu Tanner hinüber.
„Ich lasse Sie nun allein“, verabschiedete sich die ältere Frau. „Mr Lear, wenn Sie zum Laden gehen wollen, kann ich Ihnen gern den Weg zeigen.“
„Ich bin gleich unten“, entgegnete er.
Nachdem die Wirtin das Zimmer verlassen hatte, ging Marlena zum Zuber und tauchte ihre Finger in das heiße Wasser.
„Klinge ich noch wie ein Marquess?“, fragte Tanner.
Sie lächelte ihn an. „Sie spielen Ihre Rolle ausgezeichnet.“
Er atmete auf. „Gut. Ich werde Sie jetzt besser allein lassen, damit Sie Ihr Bad nehmen können.“
„Vielen Dank, Lord Tannerton.“
„Adam“, erinnerte er sie.
„Adam“, wiederholte sie leise.
Er holte noch tiefer Luft. „Was soll ich für Sie kaufen?“
„Einen Kamm vielleicht, eine Bürste und Haarnadeln.“
Er lächelte. „Haben Sie sonst noch einen Wunsch?“
Eigentlich wagte sie nicht, ihn um noch mehr zu bitten. „Handschuhe?“
Er nickte, öffnete die Tür und drehte sich nochmals zu ihr um. „Lassen Sie das Wasser für mich stehen.“
Marlena ging zu ihm. „Verzeihen Sie mir. Das war gedankenlos. Sie sollten zuerst baden. Ich werde warten.“
Er strich ihr über die linke Wange. „Ladies first, Mrs Lear.“
Als sie wieder wusste, wo ihr der Kopf stand, war er schon gegangen.
Arlan Rapp stapfte die Straße von Llanfwrog zum Hufschmied hinunter. Ein hünenhafter Mann mit breiter Brust bearbeitete einen Kupferbarren auf dem Amboss. Das laute Schlagen des Hammers verstärkte Rapps Kopfschmerzen. Er war von einem Ortsende zum anderen gelaufen, aber kaum ein Dorfbewohner gab zu, von dem Schiffsunglück gehört zu haben. Und dabei erinnerte er sich, viele von ihnen gesehen zu haben, als die Überreste des Schiffs an Land gespült worden waren. Gierig hatten sie die angeschwemmten Kisten und Fässer mitgenommen. Nur wenige hatten den Überlebenden geholfen.
Er wartete ab, bis der Schmied das Metallstück ins Wasser getaucht hatte. „Guten Tag, Schmied“, sagte Rapp.
Der Mann schaute hoch. „Brauchen Sie etwas?“
Rapp lächelte, obwohl er eigentlich zu erschöpft war, um sich freundlich zu geben. „Ich brauche nur eine Information.“
Der Hufschmied starrte ihn an.
Rapp räusperte sich. „Ich war auf dem Postschiff, das letzte Nacht gesunken ist. Ich suche nach Überlebenden, insbesondere nach einer Frau, die meine Begleiterin gewesen ist.“
„Darüber weiß ich nichts“, behauptete der Mann.
„Vielleicht haben Sie davon reden hören“, insistierte Rapp. „Ich muss unbedingt wissen, ob sie überlebt hat.“
Der Schmied schüttelte den Kopf und nahm ein anderes glühendes Metallstück aus dem Feuer.
„Ich zahle für jede brauchbare Information“, fügte Rapp hinzu, obgleich er sich nur ungern von seinem nach wie vor feuchten Geld trennte.
Der Schmied legte das heiße Metall auf den Amboss und ergriff den Hammer. „Von Zeit zu Zeit werden Leichen angeschwemmt.“
„Wohin bringt man die Leichen?“, erkundigte sich Rapp, aber der Schmied hatte wieder zu hämmern begonnen, und der ohrenbetäubende Lärm verschluckte jedes Wort. Rapp gab es auf.
Kaum hatte er die Schmiede verlassen, als ihn ein dreckverschmierter Junge am Umhang zog. „Ich zeige Ihnen die Toten.“
Rapp beugte sich hinab, um dem kleinen Lauscher ins Gesicht zu sehen. „Du weißt, wo sie sind?“
Der Junge nickte. „Ja, es sind ungefähr zehn.“
Rapp richtete sich seufzend auf. „Ausgezeichnet, mein Junge. Bring mich hin.“ Der Anblick würde gewiss schrecklich werden, aber falls die Viscountess unter den Toten war, konnte er innerhalb von ein paar Tagen wieder in London sein und seine Belohnung erhalten.
„Das kostet Sie zwei Penny“, forderte der Junge.
Du durchtriebener kleiner Hundesohn, dachte Rapp.
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