Historical Saison Band 12
„Willst du ihn deshalb aufsuchen? Geh nicht zu hart mit ihm ins Gericht, vielleicht neidet er uns bloß unser Glück.“
„Ich habe noch eine Angelegenheit mit ihm zu klären. Nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest. Vergiss ihn.“ Du sollst niemals erfahren, wie nah uns Johnnys Mörder im Augenblick ist, fügte er in Gedanken hinzu.
Pünktlich um fünf Uhr fand sich Richard in Rawdon Hall ein und wurde von einem Dienstboten in die Bibliothek geführt.
Mark saß am Schreibtisch. „Richard!“, grüßte er freundlich und machte eine einladende Geste zu dem Stuhl ihm gegenüber.
Richard nahm Platz und wartete, bis der Lakai das Zimmer verlassen hatte. Dann sagte er kühl: „Ich ziehe es vor, wenn Sie mich Deverell nennen. Ich wünsche keine Vertraulichkeiten mit Ihnen, Rawdon. Außerdem erwarte ich, dass Sie sich zukünftig von Alexandra fernhalten.“
Mark lehnte sich im Stuhl zurück. „Dem entnehme ich, dass Sie mein Gespräch mit Lexi belauscht haben. Aber halten Sie diese Maßnahme nicht für übertrieben? Außerdem bin ich sicher, dass Lexi sich den Umgang mit mir nicht verbieten lassen wird. Sie mag mich.“
„Ich hingegen bin sicher, Sie werden meiner Bitte nachkommen.“
„Ach ja? Wieso?“
Richard zog die Börse hervor und legte sie auf den Tisch. „Deshalb.“ Mit Genugtuung bemerkte er Marks erschrockene Miene, doch der Ausdruck verschwand so schnell, wie er gekommen war.
„Und was soll ich damit? Das ist nicht meine“, erwiderte Mark in spöttischem Ton.
„Mrs Pelham hat die Börse in Ihrem Zimmer gefunden und mich gebeten, sie Ihnen auszuhändigen. Sie hat mir auch erzählt, dass Sie am siebzehnten Mai in London weilten. Es war ihr Geburtstag, daher erinnert sie sich so genau an das Datum. Sie haben bei Mrs Judkin in der Brownlow Street logiert.“ Er hielt kurz inne, ehe er bedächtig hinzufügte: „In dieser Nacht haben Sie übrigens die Börse erhalten, Rawdon. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie Bénuat sie Ihnen im Cock gegeben hat.“
„Das werden Sie wohl kaum beweisen können.“ Mark rang sichtlich um Fassung.
Richard lehnte sich zurück. „Doch, das kann ich. Sie fuhren mit der Absicht nach London, Johnny zu ermorden, und das haben Sie auch getan. Nach dem Mord haben Sie die Papiere gestohlen, um sie Bénuat zu verkaufen.“
„So ein Unfug. Warum sollte ich so etwas tun?“
„Weil Sie das Geld gebraucht haben, und Johnny haben Sie getötet, um Titel und Anwesen zu erben.“
„Dass ich den Titel erben würde, war mir nicht einmal bekannt!“
„Ach, dann erinnern Sie sich wohl nicht mehr an Ihre Familienbibel? Oder daran, dass Sie Mrs Pelham erzählt haben, wie reich und mächtig Sie eines Tages sein würden?“
Marks Gesicht verzog sich zu einer hässlichen Fratze. „Die infame Hexe. Sie hat mich immer schon gehasst. Aber wer gibt schon etwas auf das Geschwätz eines alten Weibes?“
„Ich habe genügend Beweise, um Sie hinrichten zu lassen.“ Er bemerkte, wie Mark verstohlen die Hand zur Schublade gleiten ließ. „Sparen Sie sich die Mühe, mich zu ermorden. Ich habe bei meinen Anwälten in London bereits meine Aussage und sämtliche Beweise hinterlegt. Solange Sie meine Bedingungen befolgen, wird der Umschlag versiegelt bleiben. Sollte ich jedoch unerwartet versterben, wird der Brief geöffnet und unmittelbar den Behörden übergeben werden.“
„Oh, so ist das also.“ Mark lächelte, aber er schien keineswegs mehr so zuversichtlich wie zuvor. „Sie haben wirklich an alles gedacht! Ich frage mich, wie Lexi es wohl aufnehmen wird, wenn Sie erfährt, dass der Mörder ihres Bruders in ihrem ehemaligen Zuhause lebt. Und dann erst der Skandal.“
„So weit wird es nicht kommen. Denn Sie werden nicht einmal in der Nähe von Rawdon leben. Sie müssen ein Narr sein, wenn Sie tatsächlich geglaubt haben, ich dulde Sie weiter in unserer Nähe.“
Richards höhnischer Ton ließ Mark vor Wut erröten. „Große Worte, aber was können Sie schon tun? So einfach werden Sie mich nicht los.“
„Ist schon geschehen“, sagte Richard gelassen. „Ich habe Ihnen eine Passage nach Jamaika gebucht. Das Schiff verlässt Falmouth in zehn Tagen. Sie haben also genügend Zeit, Ihre Sachen zu packen, bevor Sie England für immer verlassen.“
Mark blickte verdutzt. „Und was lässt Sie glauben, dass ich nach Ihrer Pfeife tanzen werde?“
Richard erhob sich und blickte ihn grimmig an. Unvermittelt wurde sich Mark der rücksichtslosen Entschlossenheit
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