Historical Saison Band 12
hinter Richards äußerer Gelassenheit bewusst, und er erkannte, dass er einem ernst zu nehmenden Gegner gegenüberstand, der ihn nötigenfalls ohne Zögern vernichten würde.
„Falls Sie nicht an Bord dieses Schiffes sein sollten, werden meine Anwälte die Beweise unverzüglich an die Justiz weitergeben. Dann werden Sie hingerichtet“, sagte Richard mit stählerner Stimme.
Eine Weile blickten sie einander schweigend an, bis Mark den Blick schließlich senkte. „Wie es scheint, bleibt mir keine andere Wahl, als Ihr Angebot anzunehmen.“
„Und lassen Sie sich ja nicht einfallen, irgendwo anders hin zu verschwinden oder Alexandra in irgendeiner Weise aufzuregen. Ich schwöre, ich werde Sie bis ans Ende der Welt verfolgen lassen, um Sie zu richten.“ Richard wandte sich zum Gehen, doch an der Tür blieb er noch einmal stehen. „Und denken Sie daran – halten Sie sich von Alexandra fern!“
Eine Woche später befanden sich Richard und Lexi auf dem Rückweg von einem Besuch im Dorf. Unterwegs trafen sie auf Pfarrer Harmond, der kurz einige Worte mit Richard wechseln wollte. Es wehte ein kalter Wind, daher beschloss Lexi, ohne ihn nach Hause zu reiten. Zudem beunruhigte sie ein Gerücht, das ihr im Dorf zu Ohren gekommen war. Angeblich hegte Mark Pläne, von Rawdon fortzugehen. Sie wollte dringend mit Richard darüber sprechen, allerdings zu Hause, wo es warm war und sie keiner störte.
Im Stallhof wurde sie von Will Osborne aufgehalten. „Haben Sie einen Moment Zeit, Mylady? Ich bräuchte Ihren Rat.“
„Um was geht es?“
„Sir Jeremy hat mich gebeten, niemandem von dieser Sache zu erzählen. Aber jetzt weiß ich nicht mehr, ob das noch seine Richtigkeit hat.“
„Mein Vater kann dazu nichts mehr sagen, Will, doch offensichtlich bekümmert Sie diese Angelegenheit, und ich werde sie gewiss vertraulich behandeln.“
Lexi wartete geduldig, während Will überlegte, wie er beginnen sollte. „Ich hab doch immer die Besorgungen in der Stadt für Sir Jeremy erledigt, besonders solche, von denen er wollte, dass sie nicht alle mitbekommen. Anfang des Jahres musste ich mehrmals Pakete an eine bestimmte Adresse liefern und schwören, dass ich es niemandem verrate. Das hätte ich aber sowieso nicht getan.“
„Was war in den Paketen?“
„Das weiß ich nicht, doch sie waren schwer.“
„Verstehe, aber warum sorgen Sie sich jetzt deswegen?“
„Nun ja, vor ’ner Weile hat Lord Deverell dieselbe Adresse in der Brownlow Street aufgesucht, Miss Lexi. Ich hab ihn begleitet.“
„Ich erinnere mich, das war, einen Tag nachdem er von seiner Reise zurückgekehrt ist. Warum haben Sie es ihm nicht gesagt?“
„Weil ich Sir Jeremy doch versprochen hab, niemandem etwas zu sagen. Aber jetzt denke ich, das kann kein Zufall gewesen sein, verstehen Sie?“
„Ja“, sagte sie nachdenklich. „Und ich finde, Sie sollten es Lord Deverell mitteilen. Es könnte wichtig sein.“
„Das werde ich, wenn Sie das sagen, Miss Lexi.“
Im Salon grübelte Lexi über Wills Worte nach. Offenbar hatte ihr Vater durch ihn den Erpresser bezahlt. Warum aber hatte Richard dieselbe Adresse aufgesucht? Sie nahm sich vor, ihn zu fragen, sobald er zurückkam. Ungeduldig lief sie im Zimmer auf und ab. Schließlich wurde sie das Warten leid, und da sie immer noch in Reitkleidung war, beschloss sie, nach Rawdon Hall zu reiten, um mit Mark über das Gerücht, das sie gehört hatte, zu sprechen. Sie hinterließ eine Nachricht für Richard und machte sich sogleich auf den Weg.
Der Wind hatte sich inzwischen gelegt, und eine bleiche Herbstsonne tauchte die Landschaft in ein sanftes Licht.
Erleichtert stellte sie fest, dass Mark zu Hause war. Ein Dienstbote geleitete sie zu ihm in die Bibliothek. Er saß am Kamin, neben ihm auf einem kleinen Tisch standen eine Karaffe und ein Weinglas. Einen Augenblick lang glaubte sie, Johnny dort sitzen zu sehen. Sein Haar hatte dieselbe Farbe gehabt wie Marks.
„Lexi!“, rief Mark erfreut. „Weiß Richard, dass du hier bist?“
„Noch nicht. Er war nicht zu Hause. Ich habe ihm aber eine Nachricht hinterlassen.“ Sie lächelte leicht. „Wie ich höre, willst du Rawdon verlassen.“
„Ja, das ist richtig. Dringende Geschäfte zwingen mich dazu.“
„Und warum erfahre ich das erst durch Dorftratsch? Warum hast du mir nicht selbst davon erzählt?“
„Nun, Richard machte bei seinem letzten Besuch deutlich, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben will.“
„Das kannst du ihm wohl nicht
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