Historical Saison Band 12
auf eine lange Reise, egal wie gut du mit ihr befreundet bist.“
Sie sah ihn an. „Du und ich tun doch gerade nichts anderes, oder?“
Er lächelte. „Verzeih mir. Ich muss reichlich beleidigend geklungen haben.“
Sie lehnte sich wieder gegen seine Brust. „Vielleicht wirst du meiner auch bald überdrüssig.“
Er drückte sie fest an sich. „Ich glaube nicht.“
Sie wusste, dass sie nie genug von seiner Gegenwart bekommen würde. Er war es wert, morgens aufzustehen, und erfüllte die Nächte mit erlesenem Glück. Wenn sie sich trennten, würde ihre Welt wieder grau und trostlos werden.
Marlena wollte, dass er sie so in Erinnerung behielt, wie sie jetzt war, auch wenn er irgendwann Berichte über die verschwundene Viscountess las, die in der Irischen See ertrunken war. Würde er glauben, dass sie eine Mörderin war? Sie würde es nie herausfinden.
Edinburgh lag nun nur noch wenige Tagesritte entfernt. Sie schmiegte sich an ihn und wünschte, der Regen würde niemals aufhören, sodass sie diesen Ort nie verlassen mussten.
„Wie viele Häuser besitzt du?“, fragte sie ihn, nur um seine Stimme zu hören.
„Lass mich überlegen.“ Er trank einen Schluck. „Sechs, glaube ich. Sieben, wenn man das Stadthaus in London mitzählt.“
„Sieben Häuser“, flüsterte sie. „Hast du in einem davon die meiste Zeit verbracht?“
„Fast ausschließlich in Tannerton Hall.“
Eliza und sie hatten in der Bibliothek in einem Architekturführer über Berkshire geblättert, in dem Tannerton Hall als der prächtigste Herrensitz der Grafschaft gerühmt wurde. Noch immer erinnerte sie sich an die Beschreibungen der Teichanlagen, der Kaskaden und der pittoresken Scheinruinen.
„Bevor ich nach Eton geschickt wurde“, fügte er hinzu. „Dort habe ich Pomroy kennengelernt.“
Marlena erinnerte sich daran, wie ihr Bruder Niall mit neun Jahren das Haus verlassen hatte, um zur Schule zu gehen. Er hatte sich bemüht, tapfer auszusehen, und dennoch gewirkt, als ob ihm zum Weinen zumute wäre. Es war gut möglich, dass Tanner ihn aus Eton kannte, aber sie würde ihn niemals danach fragen können.
„Dann seid ihr wirklich schon lange Freunde, du und Pomroy.“ Ebenso wie es bei Eliza und ihr der Fall gewesen war.
„In der Tat“, stimmte er zu und trank noch einen Schluck Brandy. „Pomroy und ich sind uns sehr ähnlich.“
Das hatte sie anders in Erinnerung. Pomroy war ihr leichtsinnig und unzuverlässig vorgekommen. Schon damals war Eliza und ihr aufgefallen, dass Tanner aus einem ganz anderen Holz geschnitzt war.
„Wir sind beide zu nichts nütze, Pomroy und ich.“ Er leerte sein Glas.
„Zu nichts nütze?“, fragte sie nach.
Er zuckte mit den Schultern. „Wenn man einen so erhabenen Titel trägt, machen deine Bediensteten alles für dich. Sie haben die Fähigkeiten. Ich dagegen kann nichts.“ Gerade schlug es neun. Er wies mit dem Kopf in Richtung der Uhr. „Es ist wie bei der Uhr. Du siehst die Zeiger, aber all die kleinen Rädchen im Inneren hüten in Wahrheit die Zeit.“
Es tat ihr leid, dass er eine so schlechte Meinung von sich hatte. „Was machst du denn mit deiner Zeit?“
Traurig starrte er in sein Glas. „Ich spiele Karten, gehe zu Rennen und besuche die Oper oder Jagdgesellschaften.“
Sie sah ihn an. „Sprich nicht von dir, als ob du nutzlos wärest, nachdem du so viel für mich getan hast.“
Er zog sie wieder an sich. „Das waren wahrscheinlich meine größten Momente – vom Plumpsklo hasten, um dich zu retten, und einen Plan zu ersinnen, der keine Rücksicht auf den allzu wahrscheinlichen Regen nimmt …“
Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen. „Hör auf damit. Ich dulde nicht, dass du weiter so von dir sprichst.“
Er ergriff ihre rechte Hand und küsste die Handfläche. „Nun gut, wenn du nicht weiter an der Aufzählung meiner vielen Fehler interessiert bist, bleibt uns nichts anderes übrig, als über dich zu reden.“
Das war das letzte Gesprächsthema, das sie sich freiwillig ausgesucht hätte.
Er fuhr fort. „Wo hast du als Kind gelebt?“
Schweigend lehnte sie sich gegen seine Schulter. Nichts wollte sie mehr, als ihre Erfahrungen, Hoffnungen und Träume mit ihm zu teilen. Doch es gab wenig, was sie ihm erzählen konnte, ohne sich als die verschwundene Viscountess zu verraten.
„Ich bin in Schottland aufgewachsen“, sagte sie schließlich. „Und ich bin auch zur Schule fortgegangen.“
„In Schottland?“, fragte er.
„Nein, in England.“
Er fasste
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