Historical Saison Band 12
wünschte, er würde nicht lächeln. Sein Lächeln versetzte sie in eine eigenartige Unruhe. Sie schaute wieder aus dem Fenster. „Ich würde lieber arbeiten, als zum Nichtstun verdammt zu sein.“
„Bram!“, rief Fias Onkel quer durch die Stube. „Du könntest mal wieder die Gläser polieren.“
„Schon ist die Muße vorbei.“ Bram nickte seinem Vater zu und schenkte Fia ein Lächeln. „Komm, hilf mir ein bisschen, Mädchen.“
Was sollte sie dagegen sagen? Sie hatte ihm ja gerade gestanden, dass sie nicht gern untätig war.
Sie folgte ihm hinter den hölzernen Schanktisch, und er reichte ihr ein Tuch und ein Glas. Sie polierte es und gab es ihm zurück, damit er es wieder in das Regal stellte.
„Mir liegt etwas auf dem Herzen.“ Bram reichte ihr das nächste Glas.
Er schien ihre Reaktion abzuwarten. Da er sie nicht direkt ansah, fiel es ihr leichter. „Was denn?“ Sie reinigte das Glas.
Er nahm es ihr aus der Hand. „Ich muss mich bei dir entschuldigen. Als wir neulich draußen im Sonnenschein die Wäsche zusammengelegt haben, hast du wahrscheinlich gedacht, ich würde dich über deine Schwierigkeiten aushorchen wollen.“
Ihr Herz pochte wie wild. „Ich habe keine Schwierigkeiten.“ Sie beging den Fehler, ihm in die Augen zu sehen.
„Ganz gleich, es tut mir leid. Ich wollte dich nicht quälen.“
Sie riss ihm das nächste Glas aus der Hand. „Du hast mich nicht gequält.“
Schweigend polierten sie alle Gläser, die auf dem ersten Regal standen, und begannen mit denen auf dem nächsten.
Endlich fing er wieder an zu reden. „Man sagt, Lyall und Erroll wetteifern um deine Gunst.“
Sie reichte ihm ein sauberes Glas. „Blödsinn, die sind doch noch ganz grün hinter den Ohren.“
„Sie sind nicht viel jünger als du“, fuhr er fort. „Wenn ich mich nicht irre, bist du erst einundzwanzig.“
Ihr fiel auf, dass er sich ihr Alter gemerkt hatte. „Die beiden sind achtzehn. Das ist ein gewaltiger Unterschied.“
„Mann und Frau müssen also dasselbe Alter haben? Zum Heiraten, meine ich?“
„Das habe ich nicht behauptet.“
„Ach, aber es klang so. Du meintest …“
Sie unterbrach ihn. „Ich meinte lediglich, dass ein Achtzehnjähriger zu jung ist, wenn das Mädchen drei Jahre älter ist.“
„Was ist, wenn das Mädchen jünger ist als der Mann? Ist das für dich etwas anderes?“ Er nahm ihr ein Glas aus der Hand und reichte ihr das nächste.
„Ja, das wäre etwas anderes.“ Sie polierte das Glas.
Er wies mit dem Kopf in Richtung des Vikars. „Wenn Reverend Bell um deine Hand anhielte, wäre es also für dich in Ordnung?“
Sie drückte ihm das Glas in die Hand. „Ich werde Reverend Bell nicht heiraten, abgesehen davon, dass er mich ohnehin nicht will.“
Er zwinkerte ihr zu. „Ich sprach über das Alter. Ich wollte nur deine Meinung dazu wissen.“
Sie wandte sich von ihm ab. „Ob ich heirate oder nicht, ist nichts, worüber du dir den Kopf zerbrechen solltest.“
Er berührte sie an der Schulter. „Komm“, sagte er leise. „Ich habe nur so dahergeredet. Ich wollte dich nicht verärgern.“
„Du sprichst viel vom Heiraten“, sagte sie vorwurfsvoll und nahm ihm das nächste Glas aus der Hand. „Hast du etwa ein Auge auf eines der Mädchen in Kilrosa geworfen, jetzt, wo das Soldatenleben ein Ende hat?“
Er machte ein ernstes Gesicht. „Die Zeit dazu ist noch nicht reif. Ich muss noch ein kleines bisschen warten.“
Verwundert und beunruhigt, blinzelte sie ihn an. Seit Bram zurückgekehrt war, hatte sie wieder begonnen, an jene grauenhafte Nacht zu denken. Es war, als ob Bram ihr die Benommenheit geraubt hätte, sodass alles, was sie an Gefühlen unterdrückt hatte, wieder zum Vorschein kam.
„Was ist los, Fia?“ Er legte besorgt eine Hand auf ihren rechten Unterarm. „Du siehst plötzlich so bekümmert aus.“
Sie machte sich los. „Es ist nichts, Bram. Gib mir ein Glas. Lass uns die Arbeit endlich zu Ende bringen.“
Im Postgasthof von Penrith saß Arlan Rapp bei einem Bier und unterhielt sich mit einem Einheimischen. Er hatte den Mann gefragt, ob er einen Gentleman in Begleitung einer Dame gesehen habe.
Der Mann rieb sich das Kinn. „Eine besonders attraktive Dame?“
Rapp nickte.
„In Clifton habe ich einen großen Mann zu Pferde gesehen, der von einer sehr hübschen Frau begleitet wurde.“ Er trank einen Schluck Bier. „Der Mann war allerdings kein Gentleman. Die beiden wirkten wie ein einfaches Ehepaar auf der Durchreise.“
„Zu
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