Historical Saison Band 12
Pferde sagten Sie?“ Rapp hob die Brauen.
„Ja, in der Tat.“
Rapp trommelte mit den Fingern auf dem Tisch.
Einige Dörfer zuvor hatte jemand von einem hochgewachsenen Mann in Begleitung einer schönen Frau gesprochen. Pferde waren dabei nicht erwähnt worden. Aber wenn sie ritten, erklärte das eine Menge.
Rapps Gespür sagte ihm, dass die Viscountess auf dem Weg nach Schottland war. Er hob den Krug an die Lippen.
Zunächst hatte er vermutet, sie hätten eine Droschke genommen. Darin hatte er sich geirrt, aber jetzt war er ihnen wenigstens auf der Spur. Wenn er sie nicht unterwegs fand, würde er sie spätestens in Parronley ausfindig machen.
Müde schaute er aus dem Fenster in den Regen, der nicht nachließ. Egal, wo sie sich in diesem Moment befanden, heute Nacht würden sie gewiss nicht weiterreisen.
Er stand auf und warf ein paar Münzen auf den Tisch. „Vielen Dank für die Auskunft. Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht. Trinken Sie ruhig noch etwas auf meine Rechnung.“
11. KAPITEL
M rs Kenney brachte Marlena ein Unterkleid aus Leinen und ein weiches Wollgewand. Am Herdfeuer hatte sie sich so weit aufgewärmt, dass sie sich in der Spülküche waschen konnte, bevor sie die trockene Kleidung anzog.
Tanner kehrte in bequemer Kleidung in die Küche zurück.
„Was können Sie uns zu essen anbieten, Mrs Kenney?“, erkundigte er sich.
„Nur Suppe, das ist alles, Mylord.“ Bekümmert legte sie die Stirn in Falten.
Tanner lächelte die Frau an. „Suppe klingt ausgezeichnet.“ Er wandte sich an Marlena. „Das klingt doch hervorragend, nicht wahr, Mrs Brown?“
„Ich kann mir nichts Besseres vorstellen“, bestätigte Marlena wahrheitsgemäß.
Während der Mahlzeit unterhielt Tanner die beiden Frauen mit Geschichten über seinen letzten Besuch mit Pomroy, wobei er amüsante Details zum Bartwuchswettbewerb preisgab.
Nachdem Mr Kenney ihnen gemeldet hatte, dass in den anderen Zimmern, die für sie vorbereitet worden waren, die Kaminfeuer brannten, verließen Marlena und Tanner die Küche und begaben sich in das Gesellschaftszimmer.
Sie nahm auf einem großen Sofa mit Blick auf den Kamin Platz und legte sich eine Decke über, um sich zusätzlich zu wärmen. Mrs Kenney brachte ihnen Tee.
„Macht es dir etwas aus, wenn ich dich für einen Moment allein lasse?“, fragte er, als die Haushälterin aus dem Zimmer gegangen war. „Es wird bestimmt noch eine Flasche Brandy in diesem Haus sein, an einem Ort, den Pomroy und ich übersehen haben.“
„Geh ruhig“, sagte sie. „Ich bin mehr als glücklich hier am Feuer.“
Während er fort war, trank sie Tee und schaute in die Glut des zischenden Torffeuers, dessen wunderbarer Duft sie in ihre Kindheit zurückversetzte.
Tanner kehrte ins Zimmer zurück. „Ich habe eine Flasche gefunden!“ Er seufzte mit gespielter Bestürzung. „Leider ist es die letzte.“ Er schenkte sich ein Glas ein und hob es an die Lippen. „Ah! Das habe ich vermisst.“
In den kleinen Dorfgasthöfen, in denen sie übernachtet hatten, hatte er nie Brandy bestellt. Allein die Frage danach hätte ihn als verkleideten Gentleman verraten.
„Genießt du unsere Reise etwa nicht, Lord Tannerton?“
„Ich soll sie nicht genießen?“ Er verdrehte die Augen. „In erbärmlichen Gasthäusern zu übernachten, fades Essen zu mir zu nehmen und bis auf die Haut durchnässt zu werden – was sollte man daran nicht genießen?“
Sie lachte. „Bedauerst du, dass du darauf bestanden hast, mich zu begleiten?“
Mit dem Glas in der Hand schlenderte er auf sie zu. Während er ihr eine Locke aus der Stirn strich, murmelte er: „Es gab einige Entschädigungen.“
Allein die leichte Berührung seiner Finger weckte ihre Lebensgeister. Bis der Regen begonnen hatte, war ihre Reise durch atemberaubende Landschaften und pittoreske Dörfer wunderschön gewesen. Und die gemeinsamen Liebesnächte hatten sie für alle Unbequemlichkeiten mehr als entschädigt.
Sie klopfte auf das Kissen, das neben ihr lag. „Setz dich zu mir.“
Er nahm Platz und legte ihr einen Arm um die Schulter. Marlena kuschelte sich an ihn und genoss seinen Duft.
„Bestimmt hattest du eine angenehmere Zeit mit deinem Freund Pomroy“, sagte sie leise.
Er küsste ihr Haar. „Du meine Güte, nein!“ Er schüttelte sich. „Pomroy und ich hatten die Nase gehörig voll voneinander.“ Er tippte ihr mit einem Finger auf die Nasenspitze. „Ich kann dir einen guten Rat geben. Begib dich nie mit einer einzigen Person
Weitere Kostenlose Bücher