Historical Saison Band 12
sie mit beiden Händen an den Schultern, sodass sie ihm in die Augen sehen musste. „Erzähle mir mehr, Marlena.“
Sie konnte ihn nicht ansehen. „Es ist genug.“
Er seufzte. „Dann rede über irgendetwas. Wie kam es, dass du Gesellschafterin wurdest? Was hat dich nach Irland verschlagen?“
Sie schaute zur Seite und versuchte, sich an die Details aus dem Roman zu erinnern, den Eliza und sie gelesen hatten. „I…ich war eine Waise und musste meiner eigenen Wege gehen. Die Anstellung wurde mir von der Schule vermittelt.“
Skeptisch sah er sie an. „Und warum Irland?“
Um dies zu beantworten, fiel ihr nichts als die Wahrheit ein. „Als ich … als ich fortlief, ging ich zu einem Freund, der mich nach Irland brachte und mich dort versteckte.“
Seine Miene verfinsterte sich. „Was für ein Freund?“
Seine Reaktion verwirrte sie. „Ich verstehe nicht ganz.“
„Der Mann, der … der dir beigebracht hat, wie man Liebe macht?“
„Oh!“ Ihr wurde klar, weshalb er solche Vermutungen anstellte. Die Version, die sie ihm über sich erzählt hatte, erklärte nicht, weshalb sie Erfahrungen mit körperlicher Liebe hatte. „Nein, es war nur ein alter Freund, der mir half.“
Er schaute ihr in die Augen. „Wer war dann der Mann, der …“
Sie erzählte ihm die Wahrheit. „Ein Mann, der dachte, dass Bedienstete ihm in jeder Hinsicht zu dienen hätten.“ Das beschrieb Corland haargenau.
„Der Sohn? Der Mann, der dich des Diebstahls bezichtigt hat?“
Sie schwieg.
„Dieser verfluchte Bastard!“
Ja, das ist er in der Tat gewesen. Doch sie hasste es, Tanner falsche Dinge glauben zu lassen.
Bestimmt hatte Tanner ihren Mann gekannt. Die Gentlemen Londons verkehrten in denselben Klubs. Marlena vermutete, dass sich Corland einem reichen Marquess gegenüber besonders liebenswürdig verhalten hatte. Wenn er es gewollt hatte, war ihr Gatte ein äußerst charmanter Mann gewesen, allem Anschein nach ein feiner Kerl, ebenso wie Wexin.
Sie wusste, dass Tanner etwas für sie empfand. Vielleicht glaubte er ihr, dass sie unschuldig war. Nichtsdestotrotz durfte sie ihm nicht die Wahrheit erzählen. Tat sie es doch, und er schenkte ihr Glauben, bestand er gewiss darauf, ihren Namen reinzuwaschen. Sie fürchtete, es würde ihm zum Verhängnis werden, wenn er öffentlich einer Frau beistand, die des Mordes bezichtigt wurde.
„Sage mir, wer der Mann ist. Ich werde für dich Rache nehmen und sicherstellen, dass du diesen abscheulichen Kerl nie wieder zu fürchten brauchst.“
Ja, er würde sein Leben für sie riskieren, daran hegte sie keinen Zweifel. Sie setzte sich auf seinen Schoß. „Du musst mich nicht rächen. Bald wird er mich für tot halten, und alles wird vorbei sein.“
Er nahm ihr Gesicht zwischen die Hände. „Für mich wird es nicht vorbei sein, bis ich weiß, wer dieser Feind ist.“
„Wenn ich Namen nenne, führt das zu nichts Gutem“, versicherte sie.
Er ließ sie los und stand auf. „Vertraust du mir so wenig?“ Er schüttete sich einen zweiten Brandy ein. „Lass mich dir helfen. Du musst nicht nach Edinburgh fliehen …“
„Nein.“ Sie zog die Knie an. „Nein“, wiederholte sie.
Tanner fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und stellte die Flasche ab. Er wollte diesen Schurken zu Brei schlagen für das, was er ihr angetan hatte. Er trank einen Schluck in der Hoffnung, er würde sich durch den Brandy etwas beruhigen. Es funktionierte nicht.
„Erzähle mir wenigstens so viel, dass ich dir helfen kann“, bat er erneut. „Verrate mir seinen Namen, und ich werde dafür sorgen, dass er nie wieder wagt, mit dem Finger auf dich zu zeigen. Dann müsstest du dich nicht verstecken. Du könntest …“ Er brach den Satz ab.
Fast hätte er sie aufgefordert, ihn zu heiraten. Er würde sie beschützen und sie zeit seines Lebens verwöhnen.
Es war ihm bis zu diesem Moment nicht klar gewesen. Er wollte sie zur Frau. Sie und nicht eines der feinen, makellosen Mädchen, die ihn im Almack’s wie Aasgeier umkreisten und nur auf den Augenblick warteten, in dem er sein Junggesellenleben aufgab. Dies war der richtige Moment, und dies war die richtige Frau, um deren Hand er anhalten wollte.
Er kniete sich vor ihr nieder und legte beide Hände auf ein Knie. „Bitte erzähle mir die ganze Geschichte, Marlena.“
Sie wandte sich ab.
Er erhob sich wieder und ergriff seinen Brandy. Am liebsten hätte er das Glas mitsamt der Flasche ins Feuer geworfen.
„Es ist schon spät.“ Es war erst kurz
Weitere Kostenlose Bücher