Historical Saison Band 12
ihren Müttern, andere halfen einander, so gut sie konnten.
„71. Infanterie“, erwiderte der Mann.
Das 71. Regiment hatte sich besonders dabei hervorgetan, Napoleon in die Flucht zu schlagen, erinnerte sich Tanner. „Wie heißen Sie?“
„Bram Gunn. Dies ist das Gasthaus meines Vaters.“
Tanner trank einen Schluck. „Sie wundern sich vielleicht, weshalb ich im Augenblick nicht wie ein Marquess gekleidet bin.“
Bram nickte.
Tanner beschloss, ihm die Wahrheit zu erzählen – wenngleich nicht die ganze. Der ältere Gunn verschwand in der Küche, und der andere Gast verabschiedete sich mit einem Kopfnicken. Niemand würde sie belauschen.
„Ich bin mit einer Dame unterwegs“, verriet er dem jungen Gunn. „Sie schwebt in Gefahr, und ich bringe sie an einen sicheren Ort. Dabei möchte ich unbemerkt bleiben.“
Bram legte den Kopf zur Seite. „Mein Vater sagt, unsere Gäste seien ein Mann und seine Ehefrau. Dann sind das Sie und die Dame?“
Ein wenig erstaunt über die Reaktion des Mannes, trank Tanner den letzten Schluck Bier. „Ja, das ist unsere Tarnung.“
Der junge Gunn beugte sich vor. „Sie sind in Schottland, Mylord. Wissen Sie nicht, dass Sie verheiratet sind, wenn Sie in Gegenwart eines Dritten erklären, Mann und Frau zu sein?“
Daran hätte er denken müssen. „Das gehört alles zur Tarnung“, versicherte er.
Aus Versehen war sein Wunsch in Erfüllung gegangen, Marlena zu seiner Marchioness zu machen. Auch wenn die Umstände nicht schön waren, der Gedanke, mit ihr verheiratet zu sein, gefiel Tanner außerordentlich. „Es ist mir sehr wichtig, dass niemand erfährt, wer ich bin und mit wem ich unterwegs bin. Kann ich mich darauf verlassen, dass Sie nichts weitererzählen?“
Bram sah ihn entschlossen an. „Ich tue alles, um was Sie mich bitten, Mylord. Einige der Jungs, denen Sie geholfen haben, waren wie meine Brüder.“
Tanner lächelte. „Zunächst sollten Sie mich Henry nennen und nicht Mylord. Hier bin ich Mr Henry, der von Mrs Henry begleitet wird.“
Bram Gunn erwiderte das Lächeln. „Ich gebe mein Bestes, My… Mr Henry.“
Mit lautem Knall sprang die Tür auf, und Tanner und Bram drehten sich um. Ein gut angezogener Mann stolzierte herein.
„Ist hier niemand in diesem gottverlassenen Dorf?“ Der Mann drehte sich zu ihnen.
Verflucht! dachte Tanner. Er kannte diesen Mann. Wexin.
Wer hätte ahnen können, dass es gleich zwei Menschen in diesem winzigen Dorf inmitten der schottischen Hügellandschaft gab, die ihn kannten?
Als sie noch jünger waren, hatten Tanner und Pomroy mit Wexin ihre Runden durch Londons Spielhöllen gezogen, aber Wexin und seine Kumpane spielten für Tanners und Pomroys Geschmack zu hemmungslos, und bald hatten sich ihre Wege getrennt. Während Tanner in Brüssel gewesen war, hatte Wexin die Tochter von Strathfield geheiratet. Von Zeit zu Zeit traf er das Paar bei dem einen oder anderen gesellschaftlichen Ereignis.
Gunn erhob sich, und der Mann kam näher.
„In welche Richtung geht es zu Gutsherr Hay?“ Er zuckte zusammen, als er Tanner erkannte. „Du meine Güte, was machst du denn hier, Tanner?“
Tanner stand auf und wies mit dem Kopf in Gunns Richtung. „Ich verbringe Zeit mit meinem Freund Bram hier. Wir kennen uns aus Brüssel. Und was führt dich hierher, Wexin?“
Bram trat einen Schritt zurück und stieß gegen einen Stuhl.
Wexin warf dem jungen Mann einen abschätzigen Blick zu und wandte sich wieder an Tanner. „Wie du weißt, habe ich Geschäfte in Parronley zu erledigen.“
Tanner wusste nichts davon, aber er hatte das Gefühl, es wäre besser, wenn er darüber Bescheid gewusst hätte.
Wexin fuhr fort: „Ich bin bei Gutsherr Hay zum Dinner eingeladen, aber ich weiß nicht, in welche Richtung ich reiten muss.“ Er musterte Tanner von Kopf bis Fuß. „Wieso kleidest du dich wie ein Bauer?“
Bram mischte sich ein. „Seine Lordschaft trägt Kleidung, die ich für ihn herausgesucht habe, bis seine Sachen wieder sauber und trocken sind.“
Tanner lächelte. „Ich bin vom Unwetter überrascht worden. Alles, was ich bei mir hatte, ist durchnässt. Aber Brams Sachen sind erstaunlich bequem.“
Wexin schnaubte verächtlich.
Bram sah Wexin an. „Wenn Sie zum Gutsherrn wollen, müssen Sie nur eine Meile der Hauptstraße folgen. Die führt Sie direkt zu Gutsherr Hay.“
Tanner zog einen Stuhl vor. „Trink etwas mit uns. Das Bier ist ausgezeichnet, kann ich dir sagen. Bram war gerade dabei, uns beiden noch eins
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