Historical Saison Band 12
zu bringen.“
Wexin rümpfte die Nase. „Ich werde beim Gutsherrn erwartet. Wann verlässt du denn dieses schreckliche Nest?“
„Morgen früh“, erwiderte Tanner. „Schade, dass du nicht bleiben kannst. Wie geht es denn deiner bezaubernden Frau?“
„Ihr geht es gut. Ich kann es kaum erwarten, zu ihr zurückzukehren.“ Wexins Stimme wurde freundlicher.
„Dann sehen wir uns, wenn du wieder in London bist“, sagte Tanner. „Oder ziehst du dich mit deiner Frau aufs Land zurück?“
„Nein, wir bleiben in London.“ Ungeduldig schaute Wexin zur Tür. „Ich muss mich jetzt verabschieden.“
Tanner winkte mit einer Hand. „Auf jeden Fall wäre ich dir dankbar, wenn du den Gutsherrn nicht darüber informierst, dass ich hier bin. Ich möchte vermeiden, dass sich meine Abreise wegen einer Einladung verzögert.“
Wexin seufzte. „Mir geht es ähnlich. Aber jetzt muss ich leider los. Verzeih bitte.“
„Klar, es war nett, dich getroffen zu haben.“ Tanner beobachtete, wie Wexin die Schankstube verließ.
Bram starrte auf den Rücken des Mannes, bis er aus der Tür war.
„Danke, Bram.“ Tanner atmete auf. „Sie haben meine Tarnung gerettet.“
Bram beobachtete durch ein Fenster, wie Wexin auf sein Pferd stieg und davonritt. „Ist er ein Freund von Ihnen?“
Tanner schüttelte den Kopf. „Nein, kein Freund, nur ein Bekannter. Wieso?“
„Ich mag den Mann nicht“, antwortete Bram.
Marlena eilte zu Fia, die kurz vor einer Ohnmacht stand, und half ihr auf einen Stuhl.
Fia beugte sich vor und hielt den Kopf zwischen die Hände. „Ich dachte, Sie wären tot, Mylady. Ich war sicher, weil …“
Marlena sprach fast gleichzeitig. „Ich fürchtete, Sie wären tot. Ich hatte Angst, er hätte Sie gefunden.“ Sie legte eine Hand auf die Schulter des Mädchens.
„Ich war die ganze Zeit hier in Kilrosa. Erst nach einem Jahr habe ich aufgehört, mich vor seinem Kommen zu fürchten. Und jetzt …“
„Ich bin so froh.“ Marlena ging in die Hocke, sodass sie mit Fia auf Augenhöhe war. Sie ergriff die Hände des Mädchens. „Ich bin sehr erleichtert, dass Sie sich in Sicherheit bringen konnten.“
Fia schaute sie erstaunt an. „Sie sind mir nicht böse, dass ich nichts gesagt habe?“
Marlena drückte ihr die Hände. „Er hätte Sie getötet.“
Fia erschauderte. „Dann erzählen Sie bitte niemandem von mir.“
„Ja, das verspreche ich“, beteuerte sie.
Fia sah sie an. „Wohin sind Sie geflohen, Mylady? Man hat doch überall nach Ihnen gesucht.“
„Eine Freundin nahm mich mit nach Irland, wo ich als Gouvernante ihrer Kinder gearbeitet habe. Doch ihr Bruder kam zu Besuch und erkannte mich.“
„Oh, Mylady, Sie mussten als Gouvernante arbeiten?“ Das Mädchen war entsetzt. „Warum sind Sie jetzt hier? Das ist kein sicherer Ort für Sie.“
„Wir hatten gar nicht vor, hierherzukommen. Wir sind zu weit östlich geraten.“ Marlena wollte nicht noch mehr verraten. Es war besser, nicht von ihrem endgültigen Ziel zu sprechen.
„Mylady, sind Sie wieder verheiratet?“
Ja, dachte Marlena. Mit Tanner. „Es gibt einen Mann, der mir hilft.“
„Aber wenn Sie hier mit ihm übernachten …“
Marlena wusste, was das Mädchen meinte. Die Ehe galt dadurch als vollzogen.
Draußen wieherte ein Pferd. Fia saß direkt neben dem Fenster. Sie schob den Vorhang ein Stück zur Seite und spähte hinaus.
Nach Atem ringend fuhr sie zurück und hielt sich eine Faust gegen den Mund, als ob sie einen Aufschrei unterdrücken müsse.
„Was ist los, Fia?“ Marlena schob den Vorhang zur Seite, konnte jedoch niemanden erkennen.
„Er ist es.“ Das Mädchen stand vom Stuhl auf. „Er.“
Marlena sah sie an. „Wer?“
„Lord Wexin!“ Fias Stimme klang schrill, und sie zitterte am ganzen Körper.
Marlena erstarrte.
Sie hatte Rapp erwartet, aber nicht Wexin. Marlena hastete zum Kamin und ergriff das Schüreisen, um eine Waffe in den Händen zu halten. Sie stellte sich neben die Tür und horchte angstvoll, ob sich Schritte näherten.
„Wenn er mich findet …“ Fia konnte nicht weitersprechen.
Ein Klopfen an der Tür ließ die Frauen zusammenfahren. „Fia! Bist du da drin?“
„Das ist Bram“, sagte Fia.
Tanners Stimme war ebenfalls durch die Tür zu hören. „Marlena?“
Eilig stellte sie das Schüreisen wieder neben den Kamin.
Tanner öffnete die Tür, und ein großer Mann eilte an Fias Seite. „Ich muss dir etwas erzählen, Mädchen.“
„Ich weiß …“ Sie blickte in Richtung
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