Historical Saison Band 12
Geschirr verschwunden war.
„Was gibt es Neues?“, fragte er ungeduldig.
Smith, ein Kerl, der robust wie ein Pulverfass wirkte, ergriff das Wort. „Wir haben nichts Genaues in Erfahrung bringen können, Mylord.“
Wexin schlug mit der Faust auf den Tisch.
Jones, der andere Mann, mischte sich in das Gespräch. „Wir sind sicher, dass die Frau im Gasthaus ist, Mylord. Es ist nur so, dass niemand über sie redet.“
„Allerdings haben wir den Gentleman gesehen“, fügte Smith hinzu. „Er ging zu den Ställen. Dort hat er zwei Pferde stehen. Sie muss also bei ihm sein.“
Das klang vielversprechend. „Ich hoffe, ihr habt jemanden zur Überwachung des Gasthauses zurückgelassen.“
Jones nickte. „Ja, Sir. Williams behält alles im Auge.“
Wexin runzelte die Stirn. „Lassen sich die Ortsausgänge kontrollieren?“
„Ja, es gibt nur eine Straße, die durch das Dorf führt“, erwiderte Jones.
Wexin beugte sich vor. „Also, zwei Männer bewachen die Straße, und einer kontrolliert das Gasthaus. Jedoch dürfen wir kein Aufsehen erregen. Ich werde euch begleiten.“ Er würde persönlich sicherstellen, dass ihnen kein dummer Fehler unterlief. „Bestimmt versuchen sie, im Schutze der Dunkelheit zu fliehen.“
18. KAPITEL
D en Tag mit Tanner zu verbringen war eine Freude. Die meiste Zeit blieben sie im Bett, liebten einander oder unterhielten sich.
Marlena war begierig, alles über ihn zu erfahren, und stellte ihm zahllose Fragen. Sie erzählte ihm auch von sich und ihrer Kindheit in Parronley. Sie berichtete ihm von Eliza, wie sie in der Schule zu Freundinnen geworden und gemeinsam als Debütantinnen nach London gekommen waren. Marlena sprach auch vom Tod ihrer besten Freundin und von Nialls Ende. Tanner hielt sie ganz fest, und sie konnte endlich richtig um die Verstorbenen weinen, und um sich selbst. Und um ihn.
Die Zeit schien stillzustehen und gab ihnen die Illusion, sie könnten ewig so nebeneinanderliegen und reden oder einander lieben. Dann war es plötzlich Nacht, und für Marlena trat Trostlosigkeit an die Stelle des allzu kurzen Eheglücks mit dem Marquess of Tannerton.
Sie würde diesmal nicht einfach fortrennen. Tanner würde sie finden und sie, egal was es kostete, beschützen. Ihre einzige Möglichkeit bestand darin, sich selbst zu stellen, ohne dass er zugegen war. Niemand durfte erfahren, dass er ihr geholfen hatte.
Wenigstens hatte der Tod ein wenig an Schrecken verloren. In den vergangenen Tagen hatte sie ein ganzes Leben nachgeholt und mehr Glück empfunden, als es viele Leute in hundert Jahren erlebten.
Immer wenn er das Zimmer kurz verließ, hatte sie an einem Abschiedsbrief geschrieben. Darin erklärte sie ihm, weshalb sie ging. Sie wollte, dass er frei war, um das zu tun, wozu er bestimmt war – nein, wozu er aufgrund seiner Stellung und seiner Persönlichkeit verpflichtet war. Sie schrieb ihm, dass es sie mit Schmerz erfülle, ihn mit ihrem Gehen zu verletzen, aber je mehr sie sich ihm verbunden fühle, desto richtiger erscheine es ihr. Sie waren mit Pflichten auf die Welt gekommen, und seine Pflicht war es, für die Menschen zu sorgen, die ihn brauchten. Sie würde nicht zulassen, dass er das Schicksal dieser Menschen ihretwillen der Willkür preisgab. Schließlich hatte sie den Brief beendet, indem sie ihm beteuerte, wie sehr sie ihn liebte und wie dankbar sie dafür war, seine Frau gewesen zu sein.
Jede Zärtlichkeit und jeder Kuss hatten bei ihrer letzten Vereinigung für sie ebenso viel Genuss wie Qual bedeutet.
Anschließend lag sie in seinen Armen und lauschte seinem Herzschlag. Sie spürte, dass er einschlief und dass der Rhythmus seines Atems ruhiger wurde. Obwohl es unendlich verlockend war, neben ihm einzuschlafen, zwang sie sich, wach zu bleiben.
Sie wartete ab, bis die Dämmerung einsetzte. Dann löste sie sich vorsichtig aus seiner Umarmung und zog sich an. Ihre Sachen hatte sie bereits gepackt. Sie legte den Brief auf den Tisch, damit er ihn sofort bemerkte, und sah ihn ein letztes Mal an. Friedlich lächelnd lag er da.
„Ich werde dich immer lieben, mein Gatte“, flüsterte sie so leise, dass sie nicht sicher war, ob sie die Worte nur gedacht hatte.
Vorsichtig öffnete sie die Tür und verließ den Mann, den sie liebte.
Als sie auf die Straße trat, eilte eine Gestalt auf sie zu. Marlena wich einen Schritt zurück.
Es war Fia, die auf die Gasthaustür zurannte, als ob sie verfolgt würde.
„Fia? Ist etwas passiert?“
Fia sah auf die Tasche.
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