Historical Saison Band 12
Mörder hat ihr einen großen Schrecken eingejagt. Besser, sie versteckt sich eine Weile.“
Besorgt sah sie Bram an. „Wexin ist ein sehr gefährlicher Mann. Um Fias willen müssen Sie vor ihm auf der Hut sein.“
Er wirkte entschlossen. „Ich werde sie beschützen.“
„Das ist gut.“ Sie lächelte.
„Lord Tannerton wird Sie ebenfalls in Sicherheit bringen, Mylady. Er ist ein großartiger Mann.“
Marlena musterte ihn neugierig. „Woher kennen Sie Lord Tannerton, Bram?“
„Aus Brüssel, Mylady.“
„Brüssel?“
„Jawohl.“ Er nickte. „Es war nach der großen Schlacht. Ich war beim 71. Regiment, Madam, das in Waterloo gekämpft hat. Danach bin ich mit den Verwundeten nach Brüssel gefahren.“ Er schob sich den linken Ärmel hoch und zeigte ihr eine zackige Narbe. „Ich war nicht so schlimm verwundet, aber viele der anderen lagen im Sterben. Seine Lordschaft hat die Verletzten von den Karren gehoben. Er hat in der ganzen Stadt Häuser gemietet, wo die Verwundeten aufgenommen wurden, hat sich um sie gekümmert und dafür bezahlt, dass sie gepflegt wurden. Das tat er den ganzen Tag und auch am nächsten und übernächsten.“
„Lord Tannerton hat das getan?“
„Jawohl, Madam, und dabei sind die meisten Lords sofort nach England abgereist, aber nicht Seine Lordschaft.“ Seine Brust blähte sich vor Stolz, als er weitersprach. „Und dann einige Wochen später habe ich meine Offiziere darüber reden hören, dass Seine Lordschaft im Parlament gesprochen hat, damit man den Heimkehrern hilft, die verstümmelt sind und nicht mehr arbeiten können.“
Das Parlament. The House of Lords. Tanner hatte ihr nicht erzählt, dass er sich politisch engagierte, aber was Bram über ihn erzählte, passte zu ihm.
Bram beendete sein Lob mit den Worten: „Lord Tannerton ist ein großer Mann.“
„Ja“, stimmte sie zu, obgleich ihr beinahe die Stimme versagte.
Bram schaute zur Tür. „Ich muss weiterarbeiten, Madam, wenn Sie mich jetzt nicht mehr brauchen.“
„Nein, vielen Dank, Bram“, erwiderte sie zerstreut.
Er verbeugte sich und ging aus dem Zimmer.
Marlena schloss die Augen. Tanner war ein großer Mann. Einer, der die Versorgung der Verwundeten von Waterloo organisierte, einer, der für diese Männer im House of Lords das Wort ergriff. Über diesen Teil seines Lebens hatte er nicht mit ihr gesprochen.
Marlena sank auf einen Stuhl und verspürte kaum Appetit auf das Essen, das vor ihr stand. Gedankenverloren kaute sie an einer Scheibe Brot und malte sich aus, wie Tanner mit seinen starken Armen Verwundete von den Karren hob, nicht darauf achtend, dass das Blut seine Kleidung durchtränkte, nur daran denkend, was als Nächstes zu tun war. Sie stellte sich vor, wie er im House of Lords zwischen all den wichtigen Männern stand und seine tiefe Stimme bis in die kleinsten Winkel des Saales reichte. Er ist ein wichtiger Mann.
Erneut klopfte es an der Tür, und Tanner kam herein.
Obgleich er besorgt schien, lächelte er ihr zu und küsste sie. Er nahm ihr gegenüber am Tisch Platz. „Der Wallach braucht noch einen Tag Ruhe, meint der Schmied.“
„Verstehe“, sagte sie.
Er legte den Kopf zur Seite. „Ich habe versucht, ihn gegen ein anderes Pferd einzutauschen, aber der Mann erklärte mir, er könne erst frühestens am Abend eines besorgen.“
„Könnten wir zu Fuß gehen oder auf einem Pferd reiten?“, erkundigte sie sich.
Er schüttelte den Kopf. „Dann sind wir zu langsam. Wenn wir auf Rapp oder Wexin stoßen, haben wir kaum eine Chance zu entkommen.“
Die Angst lag wie ein schwerer Stein auf ihrer Seele. „Wir werden einfach einen Tag warten, oder nicht? Wir können uns in diesem Zimmer verstecken. Bram wird uns warnen, falls jemand kommt.“
Er hob ihre rechte Hand an seine Lippen. „Ich glaube, das ist das Klügste.“
Sie bemühte sich, ruhig zu bleiben. „Bram erzählte mir, dass du nach der Schlacht von Waterloo in Brüssel warst. Er hat von deinem heldenhaften Einsatz für die Verwundeten gesprochen.“
„Heldenhaft?“ Er schüttelte den Kopf. „Ich habe nur ein bisschen geholfen.“
Bei Bram hatte das anders geklungen, aber Marlena wollte nicht mit ihm darüber streiten. „Was hast du in Brüssel gemacht?“, fragte sie stattdessen.
„Es war reiner Zufall, dass ich dort war.“ Tanner trank einen Schluck Tee. „Ich war beim Wiener Kongress und bin Castlereagh zur Hand gegangen. Als er nach England zurückkehrte, blieb ich. Eine Weile half ich Wellington und
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