Historical Saison Band 15
eher zögernd ins Zimmer seines Sohnes zurück, wo er Caroline ohne die ablenkende Gegenwart der Heilerin gegenübertreten musste.
Zu seiner Erleichterung war Wyn noch wach und erzählte seiner Mutter von seinen seltsamen Fieberträumen. Wohlweislich Carolines Nähe meidend, blieb Bennett am Fußende des Bettes stehen und hörte zu. Er bemühte sich, ihren Blicken auszuweichen, konnte aber nicht widerstehen, selbst ab und zu flüchtig zu ihr hinüberzusehen.
Offenbar war sie auch noch ganz durcheinander von dem Kuss. Wenn das stimmte, dann würde sie es vielleicht – genau wie er – vorziehen, so zu tun, als wäre nichts geschehen.
Parker erschien mit einer Schüssel Haferbrei. Der Kleine musterte die Speise und dann die Zofe seiner Mutter. „Hast du das gekocht?“
Parker war hin und her gerissen zwischen Empörung und Belustigung. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Master Wyn. Dein Vater hat eine richtige Köchin eingestellt.“
Der Junge grinste und schnupperte. „Es riecht sehr gut.“
„Soll ich ihn füttern, Mylady?“, fragte die Zofe.
Caroline schüttelte den Kopf. „Nein, das tue ich schon, danke.“
„Ich kann allein essen“, beschwerte sich Wyn. „Ich bin doch kein Baby.“
„Natürlich nicht, mein Lieber.“ Caroline ließ sich die Schüssel geben und füllte einen Löffel mit Haferbrei. „Aber du warst sehr krank, und es ist nicht leicht, im Bett zu essen, ohne zu kleckern.“
Als der Kleine störrisch die Lippen zusammenpresste, wollte Bennett ihn schon zur Ordnung rufen.
Aber Caroline gelang es, ihn mit sanftem Zureden zu überzeugen. „Sei ein lieber Junge, Wyn, und tu deiner Mama den Gefallen. Ich hatte nicht oft die Gelegenheit, dich zu füttern, als du noch ein Baby warst.“
Bennett fragte sich, ob ihre Stimme wirklich belegt klang, oder ob er sich das nur einbildete. Er sah ihr dabei zu, wie sie den Jungen fütterte. Als der Kleine schon bald darauf wieder einschlief, nahm Bennett Caroline die leere Schüssel ab. „Ich bringe das nach unten in die Küche und sage Parker, sie soll bei Wyn wachen. Du und ich müssen uns zu einem richtigen Mahl hinsetzen.“
Caroline schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht sehr hungrig und bleibe lieber hier, falls Wyn mich brauchen sollte.“
War es wirklich das, oder wollte sie nur nicht mit ihm zusammen sein? Auch er freute sich nicht darauf, ein steifes, unbehagliches Tischgespräch mit ihr zu führen, aber er wusste, sie durften die Warnung der Heilerin nicht auf die leichte Schulter nehmen.
„Du brauchst mir nichts zu beweisen, weißt du.“ Trotz ihres Verhaltens in der Vergangenheit sah er inzwischen ein, dass sie ihren Sohn zutiefst liebte.
„Ich muss ihm etwas beweisen und mir auch.“ Caroline senkte den Blick. „Ich kann ausschlafen, wenn er nicht mehr da ist.“
„Wir werden noch eine ganze Weile bleiben müssen. Du brauchst dich also nicht zu verausgaben.“
Sie reichte ihm die Schüssel. „Hast du darüber mit Mrs Hicks gesprochen? Wann es unserem Jungen besser geht, und er die Reise unternehmen kann?“
Er nickte.
„Was hat sie gesagt?“
„Dass es schon in einer Woche so weit sein kann.“
„Doch sicher nicht.“ Sie blickte zum schlafenden Kind hinüber. „Sieh doch, wie dünn und blass er ist. Die Überfahrt nach Cornwall ist so stürmisch. Und danach folgt noch die Reise über Land auf schlechten Straßen und in zugigen Kutschen. Jede Nacht wird er in einem anderen Wirtshaus schlafen müssen, von denen einige nicht allzu sauber sein werden. Ich frage mich, ob die Reise hierher nicht schuld gewesen ist an seinem Fieber.“
„Was geschehen ist, ist geschehen. Es nützt nichts, dass du dich deswegen quälst.“ Sprach er davon, dass sie Wyn nach Tresco gebracht hatte, oder von den Fehlern, die sie in ihrer Ehe begangen hatten? Nichts, was in diesen wenigen Tagen geschehen war, konnte die Vergangenheit ändern.
Warum hatte er dann aber das Gefühl, als hätte sich zwischen ihnen doch etwas sehr Wichtiges verändert?
7. KAPITEL
Eine Woche!
Sobald Caroline erfahren hatte, wie viel Zeit sie vielleicht nur haben würde, wusste sie, wie sie diese Zeit nutzen musste. Sie musste Bennett beweisen, dass sie sich geändert hatte und jetzt fähig war, Wyn die Art Mutter zu sein, die er brauchte. Wenn ihr das gelang, würde Bennett vielleicht zustimmen, ihren Sohn bei ihr zu lassen, bis er sich völlig erholt hatte.
Natürlich war ihr bewusst, dass sie damit ihre liebe Mühe haben würde, denn mit
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