Historical Saison Band 15
barsch zu Wyn sein? Ich fürchte, er wird denken, dass du böse auf ihn bist.“
„Barsch? Unsinn. Ich habe einfach einer völlig vernünftigen Bitte Nachdruck verliehen. Es wurde Zeit, dass das jemand tat.“ Er wünschte, er hätte auch bei Caroline sehr viel früher wegen ihrer endlosen gesellschaftlichen Verpflichtungen ein Machtwort gesprochen, bevor die Situation so fürchterlich außer Kontrolle geriet.
„Du brauchst nicht mit der Hand auszuholen oder die Stimme zu erheben, um ihn zu verletzen.“ Caroline rieb sich die Schläfen. „Dein kühles, missbilligendes Schweigen reicht vollauf.“
Ihr Vorwurf traf Bennett wie ein Schlag. „Der Junge weiß, dass ich ihn liebe. Das Leben besteht nicht nur aus Annehmlichkeiten, die man genießt, ohne auf die Konsequenzen zu achten. Je eher er das lernt, desto weniger Schwierigkeiten wird er in den kommenden Jahren haben.“ Bevor Caroline ihm antworten konnte, hob er allerdings abwehrend die Hand. „Es nützt nichts, darüber zu reden, oder? Du hast deine Meinung und ich meine. Wie alles andere bei uns, sind sie genau entgegengesetzt.“ Er unterdrückte einen Seufzer und gab Caroline, die seltsam betroffen wirkte, ein Zeichen, ihm in die Küche zu folgen. „Komm jetzt, trink eine Tasse Tee und iss etwas, solange du die Gelegenheit dazu hast.“
Sie folgte ihm. „Ich möchte auch nicht, dass Wyn zu einem verzogenen, egoistischen Menschen aufwächst. Natürlich weiß ich, dass du ihn liebst. Ich wünschte nur, ich könnte sicher sein, dass er es auch weiß. Es wäre entsetzlich, wenn er das Gefühl hätte, er könnte es niemals schaffen, deinen Erwartungen zu genügen – könnte nie gut genug sein, um deine Zuneigung zu gewinnen.“
Ihre Worte trafen Bennett zutiefst. Er spürte, dass Caroline nicht nur von ihrem Sohn sprach.
Die verlockenden Aromen nach frisch gebackenem Brot und Hammeleintopf umhüllten sie, als sie die Küche betraten. Die Köchin rührte gerade Teig in einer Schüssel, während Parker etwas flickte und Albert ein Paar von Bennetts Stiefeln putzte.
Caroline ließ sich auf den nächsten Stuhl sinken. „Tee bitte, wenn es Ihnen recht ist, Mrs Jenkins, und eine Scheibe Brot. Es duftet wundervoll.“
Die Köchin stellte die Schüssel ab und hob den Kessel von der Herdplatte. Sie warf Bennett einen Blick zu. „Für Sie auch, Mylord?“
„Nein, danke.“ Er konnte nicht hierbleiben und vor der Dienerschaft ein oberflächliches Gespräch führen, während ihn die unterschiedlichsten Gefühle quälten. „Ich bin zu lange im Haus eingesperrt gewesen und brauche frische Luft.“
Ohne ein weiteres Wort ging er mit schnellen Schritten auf die Küchentür zu und trat hinaus.
„Ich will mehr von der Insel sehen.“ Wyn schob rebellisch die Unterlippe vor. „Ich bin nicht mehr krank. Und ich habe es satt, Tag für Tag im Bett zu liegen!“
Der Junge war trotz der strengen Warnung seines Vaters nicht eingeschlafen. Jetzt schien er widerspenstiger denn je.
In Gedanken daran, dass sie die alleinige Schuld an seiner Erkrankung trug, atmete Caroline tief ein und zwang sich, geduldig zu bleiben – eine Tugend, die sie noch nie besonders gut beherrscht hatte.
„Aber mein Liebling, selbst wenn du dich völlig gesund fühlst, ist es heute einfach ein wenig zu kühl und windig draußen. Mrs Hicks sagt, du brauchst noch mindestens einen Tag Ruhe, bevor du wieder stark genug bist.“
„Ich mag sie nicht! Sie hat diesen scheußlichen Tee gemacht, den ich trinken musste. Und jetzt lässt sie mich nicht draußen spielen gehen. Papa ist doch ausgegangen. Wo ist er hin?“
„Ich weiß nicht“, gab Caroline zu. „Er hat nichts gesagt.“
Sie war zu froh darüber gewesen, um es wissen zu wollen. Die Differenzen, die sie während Wyns Krankheit beiseitegeschoben hatten, wirkten jetzt stärker denn je.
Als wäre das nicht genug, musste Caroline auch gegen ihre Sehnsucht nach ihm ankämpfen. Viel zu sehr war sie sich seiner eindrucksvollen Gegenwart bewusst, und in diesen engen Fluren hier berührten sie sich zwangsweise viel zu oft. Bei Tisch streiften ihre Finger sich manchmal, wenn sie gleichzeitig nach dem Salz griffen. Jede auch noch so flüchtige Nähe erweckte ein Verlangen in ihr, das sie sich verboten hatte.
„Kann ich morgen raus?“ Wyns nörgelnder Ton ging ihr durch und durch.
Sosehr sie auch versucht war, ihm einfach das Versprechen zu geben, um ihre Ruhe zu haben, wollte sie ihn nicht anlügen. „Es wird vom Wetter abhängen
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