Historical Saison Band 15
Widerrede duldete. „Wenn es still ist im Zimmer und nichts da ist, was deine Aufmerksamkeit erregen könnte, wirst du ja vielleicht in der Lage sein, eine Weile zu schlafen.“
Was wollte er damit sagen? Dass ihre Geschichten Wyn davon abhielten zu schlafen, und somit verhinderten, dass er schneller gesund wurde? Stellte Bennett sich etwa vor, dass sie es absichtlich tat, um ihn länger bei sich zu behalten? Wenn sie bedachte, was er ihr schon alles zugetraut hatte, würde sie auch das nicht überraschen.
Als es Wyn noch sehr schlecht ging, hatte Caroline gehofft, dass der Schutzwall, den Bennett errichtet hatte, einzustürzen begann. Doch jetzt, da ihr Sohn außer Gefahr war, schien Bennett eifrig bedacht zu sein, diesen Schutzwall wieder aufzubauen, dicker und höher denn je. Wie hatte sie nur so dumm sein können, zu glauben, dass die grimmige Feindschaft so vieler Jahre in nur wenigen Tagen aufgehoben sein könnte? Wie sollte sie nur seine Meinung ändern, wenn er so entschlossen war, das Schlimmste von ihr zu glauben?
Die Krankheit ihres Sohnes hatte ihn und Caroline einander näher gebracht. Aber seine Genesung schien sie wieder zu trennen. Bennett versuchte sich einzureden, dass es besser so war, wenn man bedachte, was die Zukunft bringen würde. Aber die kurze Kostprobe davon, wie ein harmonisches Familienleben aussehen konnte, ließ ihn jetzt bedauern, es bereits verloren zu haben.
In den letzten Tagen hatte Bennett immer öfter viele seiner lang gehegten Annahmen infrage stellen müssen – und das gefiel ihm gar nicht. Sein Glaube, dass er seinen Sohn aufopferungsvoller liebte als Caroline, war erschüttert worden. Denn sie hatte sehr viel größere Geduld mit Wyns Beschwerden und Launen gezeigt. Obwohl es auch für sie schwer gewesen sein musste, konnte sie es scheinbar besser ertragen und war in der Lage sich zusammenzureißen und durchzuhalten. Wenn sie doch über so viel Hartnäckigkeit verfügte, hatte er sie vielleicht auch in anderen Dingen falsch beurteilt? Er musste unbedingt nach London zurück, bevor er anfing alles an seiner Ehe und seinem bisherigen Leben anzuzweifeln.
Jetzt schob er sie sanft aus Wyns Schlafgemach hinaus, schloss die Tür hinter ihnen und flüsterte, sodass nur Caroline ihn hören konnte: „Du bist nicht verpflichtet, ihm alles zu geben, was er sich wünscht, weißt du?“
Sein Rat war freundlich gemeint. Er wollte nicht, dass sie sich auf diese Weise zu sehr zermürbte.
Caroline strich sich eine Locke aus der Stirn. Sie sah ausgesprochen gehetzt aus, aber immer noch viel zu attraktiv. „Ich versuche nur, es ihm so bequem und so schön wie möglich zu machen, unter diesen Umständen. Es ist das Mindeste, was ich tun kann, nachdem ich ihn gegen seinen Willen mitgenommen habe.“
Langsam gingen sie die Treppe hinunter.
„Es ist nicht gut für Kinder, immer ihren eigenen Kopf durchzusetzen. Sie brauchen eine feste Hand und eine beständige Routine, auf die sie sich verlassen können. So bekommen sie das Gefühl, sicher zu sein.“
Caroline rümpfte die Nase. „Das Evangelium nach der Heiligen McGregor, nehme ich an?“
Gegen seinen Willen musste er doch über ihre Stichelei lächeln. „Die Frau versteht ihre Arbeit. Und du musst zugeben, sie hat unseren Sohn gut erzogen. Ich weiß, er ist jetzt ziemlich anstrengend, wo es ihm wieder besser geht, aber er ist ein großartiger kleiner Bursche.“
Sie begaben sich in den Salon, der jetzt ein völlig anderer Raum zu sein schien als bei Carolines Ankunft. Während sie sich um Wyn gekümmert hatte, war Bennett damit beschäftigt gewesen, Frauen aus dem Dorf einzustellen, die das Haus sauber machen sollten. Er war es Caroline schuldig, das Haus wieder in einen guten Zustand zu bringen – sauber und mit allen nötigen Vorräten und gutem Personal versehen. Dann würde er sich vielleicht nicht ganz so schuldig fühlen, sie hier zurückzulassen, wenn für ihn und Wyn die Zeit gekommen war, nach London zu reisen.
Caroline nickte auf seine Bemerkung hin. „Wie kommt es, dass du zu einem Experten geworden bist, wenn es um Kindererziehung geht?“
„Ich behaupte nicht, ein Experte zu sein. Aber ich war selbst einmal ein Kind, so schwer es dir auch fallen mag, dir das vorzustellen. Ich erinnere mich, wie es war. Die geordnete Routine des Kinder- und Schulzimmers gaben mir Halt, als alles andere in meinem Leben auf den Kopf gestellt wurde.“ Auch sein Sohn sollte diesen Halt bekommen!
„Aber musstest du eben so
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